Judenschloß Talheim (bei Heilbronn)
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Als das Judenschloß in Talheim wurde das Schloss der neuen jüdischen Talheimer Gemeinde benannt, das sie seit 1778 bewohnten und 1821 für den Kaufpreis von 1910 Gulden von dem Eigentümer Württemberg, erworben hatten. Das Judenschloß war ursprünglich das Schmidberg'schen Schloss , welches der westliche Teil des Oberen Schlosses zu Talheim ist.
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[Bearbeiten] Schloss
Seit dem Jahr 1778 bewohnten acht israelitische Familien den westlichen Teil des oberen Schlosses in Talheim. Das waren die Familie des Manasse Hirsch, des Samuel Isaak, des Hirsch Manasse, des Lazarus Mayer, des Marx Lazarus, des Rabbiners, der Witwe des Nathan und der Witwe des Süßkind Kahn. Das Gebäude war eher eine Ruine als ein Schloss, als die jüdische Gemeinde es als Wohnhaus übernahmen, denn die Quellen sprechen davon, dass es in einem "sehr baufälligen Zustand" war und erst offensichtlich durch die neue jüdische Talheimer Gemeinde der ruinöse Zustand des Gebäudes beseitigt wurde und das Dach die abgewalmte Form einer Pyramide erhielt. Seitdem wird das Schloss auch Judenschloss genannt. 1821 erwarb die neue jüdische Talheimer Gemeinde das Schloss für 1910 Gulden von Seiten Württembergs[1] . Das Schloss der neuen jüdischen Gemeinde wurde von verschieden Mitgliedern der israelitschen Religionsgemeinschaft bewohnt. In den unteren Geschossen bewohnte Mayer Löw Moses, das zweite Geschoss Samuel Isaac und das dritte Geschoss bewohnten Valtentin Hirsch und die Witwe des Manasse Hirsch.
[Bearbeiten] Synagoge
[Bearbeiten] Geschichte
Von 1778 bis 1836 befand sich die Synagoge im Schloss der neuen jüd. Gemeinde. Von 1836 bis 1939 wurde das Bet- Wasch und Backhaus zu einer Synagoge (hebr.: בית ×›× ×¡×ª, dt. Haus der Versammlung) mit einer israelitisches Bad (hebr.: מקוה, dt. Zusammenfluss) und einer israelit.Talmudschule (hebr.: ישיבה). Von 1778 bis 1832 betreute der (Landes?)Rabbiner aus Freudental die neue jüdische Talheimer Gemeinde. Von 1832 bis 1849 war die israelitsche Religionsgemeinschaft Talheim Filiale der israelitischen Religionsgemeinschaft Sontheim und erhielt einen Rabbiner aus Lehrensteinsfeld. Von 1849 bis zur Auflösung 1939 war sie eine selbstständige israelitische Religionsgemeinschaft. Im Jahre 1858 zählte die israelitische Religionsgemeinschaft Talheim etwa 122 Gemeindemitglieder. Im Jahre 1870 erfolgte die Restaurierung der Synagoge. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts durften sich Juden in Talheim auch außerhalb des Schlosses ansiedeln. Das Novemberpogrom 1938 und die Kriegseinwirkungen überstand die Synagoge trotz Beschädigungen. 1952 erfolgte der Abbruch infolge von Baufälligkeit. Von 1938 bis 1941 gab es zudem einen Betsaal im israelitischen Gasthaus Löwen an der Hauptstraße 9.
An der Burgmauer befindet sich seit 1983 eine Gedenktafel, die an die israelitische Religionsgemeinschaft zu Talheim mit ihrer Synagoge erinnern soll.
[Bearbeiten] Beschreibung
Der Aron ha'kodesch (hebr.: ×רון הקודש, dt.: „Heilige Ladeâ€) wird nach alten Berichten aus einem Material beschrieben, das " halbsteinerne und halbhölzerne" war und die Form einer "altarmäßigen Pyramide" hatte. Diese "altarmäßige Pyramide" befand sich vorne an den Fenstern, und war mit einem mit althebräischen Lettern bestickten Vorhang versehen worden. Der Vorhang wird als "Ein stoffener Vorhang mit seidenen Quasten, worin sieben Linien hebräische Buchstaben mit Gold eingestickt waren, mit goldenen Borten eingefasst und von oben mit goldener Krone und zwei Löwen geziert" beschrieben.
Der Vorhang verdeckte den Schrein, wo die Tora-Rollen für die Verlesung der jeweiligen Parascha (hebr.: פרשה, dt.:„Wochenabschnitte“) aufbewahrt wurden.
Die heilige Tora (hebr.: תורה) wurde aus dem Schrein ausgehoben und auf die Bimah (hebr.: בימה, dt.:„Bühne“) oder Almemor (dt.:„Gebetspult“), gelegt, das ein wenig erhöht vor dem Schrein stand. Der Almemor wird als "ein Lehrstuhl, geziert und ringsum mit Wachslichtern besteckt in der Mitte des Zimmers" beschrieben. Die Decke auf dem Almemor wird als "die gelb tafetene Pultdecke mit blauen Bändern" beschrieben.
Menorot, das sind siebenarmige Leuchter, Ner Tamid oder Ewiges Licht genannt werden als " verschiedene messingene Kronleuchter, auch messingene Ampeln von oben herabhängend" und als "eine große mit Brennöl angefüllt "Schabbesampel" beschrieben. Die Mesusa wird als "ein eisernes an der Wand bei der Türe angebrachtes Opferstöckchen" bezeichnet.
[Bearbeiten] Literatur
- Angerbauer, W. u. Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn Landkreis Heilbronn
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Angerbauer/Frank, Seite 232
Koordinaten: 49° 05′ 07" N, 09° 11′ 45" O
Das Schloß der jüdischen Talheimer Gemeinde mit Talheimer Synagoge