Junkers Jumo 004
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Das Junkers Strahltriebwerk Jumo 004 war das erste serienreife Düsenstrahltriebwerk der Welt. Etwa 5.000 Einheiten, hauptsächlich Jumo 004 B, des Triebwerks wurden bis Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland produziert und vornehmlich für die zweistrahlige Messerschmitt Me 262 sowie die Arado Ar 234 verwendet. Das Strahltriebwerk wurde sogar nach dem Krieg noch in einigen osteuropäischen Ländern in weiterentwickelten Varianten produziert und eingesetzt.
Die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile des "neuartigen Flugzeugantriebs" wurden in Deutschland schon 1939 von Hans von Ohain demonstriert, der bei den Heinkel-Flugzeugwerken als Entwickler angestellt war. Eine erste Demonstration des modernen Flugzeugantriebs fand durch einen Testflug der einstrahligen Heinkel HE 178 am 1. September 1939 statt. Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) zeigte sich überhaupt nicht interessiert an der neuen Technik. Kein Vertreter des RLM erschien zu dieser Vorführung. Göring und Udet erkannten nicht die Möglichkeiten der neuen Technologie. Mit Generalluftzeugmeister Milch als Chef des RLM änderte sich dies. Nun erhoffte man durch die forcierte Entwicklung von Strahltriebwerken strategische wie taktische Vorteile.
Die Junkers & Co. Motorenwerke in Dessau begannen daraufhin unter Dr. Anselm Franz mit der Entwicklung eines serienreifen und zuverlässigen Strahltriebwerks. Das RLM gab diesem Projekt die Nummer 109-004, woraus sich der Name des Strahltriebwerks Jumo 004 (JUnkers MOtor + Projektnummer) ableitet. Das "unscheinbare" Präfix 109 kennzeichnete hingegen alle streng geheimen Projekte, die in Deutschland an einem Strahltriebwerk arbeiteten.
Der Prototyp des Jumo 004A wurde erstmals gegen Ende 1940 getestet. Im Januar darauf schaffte man es, das Strahltriebwerk auf vollen Schub zu beschleunigen, ohne dass es zu Störungen oder Triebwerks-Platzern kam. Allerdings verzögerte sich der Einsatz des Triebwerks im Flugzeug immer wieder, da es zu Schwierigkeiten bei den Verdichterschaufeln kam. Im März 1942 konnte es erstmals testhalber von einer Messerschmitt Bf 110 eingesetzt werden. Das Triebwerk hatte später umkonstruiert werden müssen, um den Mangel an Buntmetallen auszugleichen. Die Verwendung von hochfestem Stahl an Stelle von Buntmetallen erforderte mehr Kühlung, die als Leistung von der Turbine abgezweigt werden musste. Das Jumo 004 A hatte noch 9,8 kN (1000 kp) Schub während das 004 B deshalb nur noch über 8,7 kN (890 kp) Schub verfügte.
Am 18. Juli 1942 kam es dann zum ersten erfolgreichen Einsatz des Triebwerks Jumo 004 durch einen Prototypen der zweistrahligen Messerschmitt Me 262. Daraufhin bestellte das RLM das Triebwerk als Ausstattung für die neue Flugzeuggeneration und die Produktion des Jumo 004 ging in Serie.
Die Triebwerke wurden damals als Turbo bezeichnet als Kurzform von Turbine, was sich vom lateinischen turbo, turbonis (Wirbelwind, etwas sich drehendes) ableitet. Im englischsprachigen Raum ist die Bezeichnung "Turbojet" für Strahltriebwerke noch heute üblich.
Eine Besonderheit des Jumo 004 bestand darin, dass es sowohl einen axialen Verdichter als auch eine axiale Turbine enthielt, womit es seiner Zeit voraus war. Das englische Turbostrahltriebwerk, das in der Gloster Meteor eingesetzt wurde, besaß einen radialen Verdichter, wodurch es eine wesentlich größere Stirnfläche hatte. Heute ist die Bauart mit axialen Komponenten Standard, wurde aber z. B. in den USA erstmals 1947 beim Triebwerk General Electric J35 eingesetzt.
Siehe auch: Liste von Flugzeugtriebwerken