Jura Ölschiefer
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Vor ca. 190 Millionen Jahren im Erdmittelalter / Mesozoikum, genauer im Jura-Zeitalter, erstreckte sich über ein weites Gebiet des Liasmeer oder auch Jurameer genannt.
Das Jurameer, ein Nebenmeer des großen Tethysmeer, entstand durch Bewegungen der Erdkruste, denn durch diese Bewegungen sanken Bereiche Mittel- und Westeuropas ab und gerieten unter Flachwasserbedeckung. Dieses Jura-Flachwassermeer mit einer Temperatur von 20 - 22 Grad war auch sehr sauerstoffarm. Deshalb starben die darin lebenden Tiere wie z. B. die Ichthyosaurier, Ammoniten, Belemniten und die Pflanzen wie Seelilien an Holzstämmen und viele, viele Muscheln und sanken in die Tiefe. Durch die eingeschwemmten Tone und Kalke wurden die toten Tiere und Pflanzen mit diesem Schlamm bedeckt und konserviert. Im Laufe von Jahrmillionen verfestigte sich der Schlamm zu Ölschiefer und so wurde aus dem Jurameer eine versteinerte Schichtenfolge. Offensichtlich wurden die Tone unter Druck geschiefert.

Im Gebiet von Holzmaden gibt es solche Schieferbrüche. Man muss bis zu 12 m tief graben, um eine Schieferplatte von ca. 18 cm Stärke zu erhalten. Kurz unter der Erdoberfläche beginnt schon der Wildschiefer, der recht locker ist. Je tiefer man gräbt desto härter wird der Stein. Beim mühevollen Graben findet man manchmal in den oberen Schichten schon Versteinerungen wie Ammoniten, Seelilien oder manchmal mit viel Glück einen Ichthyosaurier. Wenn man die 18 cm starke Schicht, die für die Fertigung benötigt wird erreicht, werden die vorher grob zugesägten Platten aus der Tiefe gehoben und in das Schieferwerk transportiert. Im Schieferwerk werden diese Schieferplatten gesägt, gehobelt und in Handarbeit mehrmals gespalten, wodurch die verschiedenen rauen Oberflächen entstehen.
Dadurch erhält man den Jura Ölschiefer Poseidongrau dunkel und Lavagna dunkel. All diese verschiedenen Schichten werden zu Tisch-, Abdeckplatten, Wand- und Kaminverkleidungen, Treppenstufen und Bodenplatten, Waschtisch-, Küchenarbeitsplatten etc. verarbeitet. Die Versteinerungen werden präpariert und je nach Entscheidung des Naturkundemuseums in Stuttgart als Kulturdenkmal deklariert oder zum Verkauf freigegeben.
Diese Zeugen der Vergangenheit werden immer seltener.
Farb- und Strukturabweichungen gehören bei gespaltenen und speziell bei geschliffenen Oberflächen zur Charakteristik und man kann auf Unterschiede keinen Einfluss nehmen. Aber jede einzelne Schieferplatte, egal welcher Oberfläche, ist ein Unikat mit vielen Muscheleinlagerungen auch Posidonia genannt, denn sie ist über Jahrmillionen im Schoße unserer Erde durch Ablagerungsvorgänge im Jurameer entstanden.
Quelle des Artikels: Jürgen Fischer Schieferwerk, Holzmaden