Karachaniden
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Die Karachaniden (Qarachaniden oder Karakhaniden; neutürkisch Karahanlılar) waren eine türkisch-muslimische Dynastie in Transoxanien, wohmöglich uyghurischer Abstammung, die zwischen 840 und 1212 in Mittelasien bestand.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Namensbedeutung
Der Dynastie-Name „Karachan“ leitet sich vom Kampfnamen Idat Shads ab, der 681 als Karakhan ⇔ „Schwarzer Herrscher“ gegen die Chinesen kämpfte.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Karachaniden stammten aus dem Stamm der Karluken, der im 8. Jahrhundert Teil des Uiguren-Reiches (in der heutigen Mongolei) war und sich nach diversen Auseinandersetzungen mit diesen zwischen Kaschgarien, Talas und Altai ansiedelte.
Spätestens 840 gewannen die Karluken, und mit ihnen die späteren Karachaniden, ihre Unabhängigkeit von den stammverwandten Uiguren. Bereits 850 hatten sie als ersten Fürsten Kül-Bilge Qara-Khan (reg. 850–80) über sich.
Das Reich der Karachaniden stellte alten türkischen Traditionen entsprechend ein Doppelkhanat dar, wobei der Osten vom Großkhan mit der Residenz Kara Ordu und der Westen von einem Mitkhan in Kuz Ordu regiert wurden. Dieses Reich herrschte formal über eine Fülle türkischer Völkerschaften oder über Teile anderer Turkvölker: Basmilen, Tscharuk, On-Oq, Türgesch, Tabgatsch und Tschigil seien hier nur als Beispiele genannt.
Im Jahre 920 traten die Karachaniden unter ihrem Herrscher Saltuq Bughra Qara-Khan 'Abd al-Karim (reg. 920–56) geschlossen zum Islam über. Unter Harun I. (982–993) eroberten die Karachaniden 992 Buchara von Samaniden. Unter seinen Nachfolgern beendeten die Karachaniden die Eroberung von Transoxanien und den Sturz der Samaniden bis 999.
Eine Expansion ins persische Khorasan wurde aber von den turkstämmigen Ghaznawiden verhindert. Nach deren Niederlage gegen die Seldschuken (1040) wurden letztere die gefährlichsten Gegner der Karachaniden.
1041 wurde das einheitliche Reich endgültig in ein West- und ein Ostreich aufgeteilt.
[Bearbeiten] Das Westreich
Im Westreich (Transoxanien) mit der Hauptstadt Buchara, die 1042 nach Samarkand verlegt wurde, bestanden unter Ibrahim I. (1038–1067) und Nasr II. (1067–1080) stabile Verhältnisse, die den Handel über die Seidenstraße mit dem Kaiserreich China und den wirtschaftlichen Wohlstand des Reichs förderten.
Angriffe der Seldschuken konnten in dieser Zeit abgewehrt werden. 1089 besiegten diese aber die Karachaniden des Westreichs unter Ahmad I. (1081–1095) und besetzten Buchara und Samarkand. Ahmad I. konnte seine Herrschaft nur mit Unterstützung der Seldschuken und der Anerkennung der Oberhoheit behaupten. In der Folgezeit wurden die Khane des Westreichs von den Seldschuken ein- und abgesetzt. Trotz dieser Unterordnung, konnten die Karachaniden in Transoxanien eine rege Bautätigkeit entfalten. So wurde unter Muhammad II. (1102–1130) u. a. das Kaljan-Minarett und die Zitadelle in Buchara errichtet. 1141 mussten die Karachaniden die Oberhoheit der Kara Kitai und seit 1180 die Oberhoheit der Choresmier anerkennen. Diese stürzten 1212 den letzten Khan der Karachaniden Ulugh Sultan Uthman (1200–1212).
[Bearbeiten] Das Ostreich
Das Ostreich in Kaschgarien konnte seine Position trotz der Teilung ebenfalls behaupten. Nachdem unter Abu Schudscha Arslan (1032–1057) und Tughril I. (1056–1075) wie im Westreich stabile Verhältnisse herrschten, musste zwar Harun II. (1075–1102) die Oberhoheit der Seldschuken anerkennen, doch konnten diese ihren Einfluss nicht so stark ausüben, wie im Westreich. In dieser Zeit wurde Balasagun als Residenz der Ostherrscher ein Zentrum der türkisch-islamischen Kultur. Unter anderem wurde ein türkischer „Fürstenspiegel“ und eine türkische Enzyklopädie verfasst.
Der Niedergang des Ostreichs begann aber, als 1128 die Kara Kitai ins Land geholt wurden, um aufständische Nomaden bekämpfen zu können. Diese besiegten bald auch die Karachaniden und besetzten große Teile des Landes, so dass sich das Ostreich nur noch um Kaschgar behaupten konnte, wo die Karachaniden 1211 von den Choresmiern gestürzt wurden.
[Bearbeiten] Fürstenliste der Karachaniden bis 1040
- Kül-Bilge Qara-Khan (850-80)
- Kazir Khan (880?-910)
- ??
- Saltuq Bughra Qara-Khan 'Abd al-Karim (920-56)
- Musa Bughra Khan (956-58)
- Suleyman Arslan Khan I. (958-970?)
- 'Ali Arslan Khan (970-98)
- Ahmad Arslan Toghan Khan I. (998-1017)
- Mansur Arslan Khan (1017-24)
- Ahmad Toghan Khan II. (1024-26)
- Yusuf Qadir Khan (1026-32)
- Suleyman Arslan Khan II. (1032-40; 1040-56 Khagan des Ostreiches)
Ab 1040 bildeten sich drei Nebenlinien der Dynastie heraus:
- Kuz Ordu und Kaschgar (Ostreich),
- Buchara und Samarkand (Westreich) und
- das kleine Khaganat von Fergana.