Kohlenbogenlampe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kohlenbogenlampe wurde von Sir Humphry Davy erfunden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann sie weite Verbreitung zur Beleuchtung von öffentlichen Plätzen und Gebäuden wie Bahnhöfe. In mannigfaltigen Ausgestaltungen gab sie das künstliche Licht der Belle Epoque.
Die ersten reisenden Kinematografen bedienten sich des Kalklichts (Limelight). Mit der Elektrifizierung von Stadt und Land wurde auch der Kino sesshaft und mit der Kohlenlampe betrieben. Die Skladanowsky, die Lumière, alle Pioniere führten Film mit Kohlenbogenlicht vor.
Bis in die 1920er Jahre gab es nur Reinkohlenlampen. Die Kohlen sind gesinterte, d. h. bei 1200 Grad Celsius gebrannte aus Kohle und Bindemitteln gepresste Elektrodenstäbe. Man legt elektrische Spannung an sie, führt sie kurz zur Berührung zusammen und zieht sie auf etwa Kohlendicke Abstand auseinander. Der elektrische Strom reißt dabei nicht ab, sondern fließt unter gleißender Lichterscheinung weiter. Die langsam verglühenden Kohlen werden von Hand oder mittels automatischer Nachschubvorrichtung auf dem richtigen Abstand gehalten.
Heinrich Beck aus Meiningen machte 1912 die Entdeckung, dass ab bestimmter Stromdichte (etwa 8 A/mm²) die Lichtausbeute überproportional ansteigt. Zur Vermarktung seiner Erfindung des überlasteten Bogens in den USA wurde er vom Industriellen Sperry übers Ohr gehauen. Beck konnte sich 1914 nicht ein Mal mehr zur Wehr setzen, weil da der Krieg ausbrach und er als Feindesperson nach Europa abgeschoben wurde. 1921 machte er den Überlastbogen im wissenschaftlichen Rahmen bekannt.
Der Beck- oder Hochintensität-Kohlenbogen war DIE Lichtquelle im Kino weltweit bis in die sechziger Jahre hinein. Die leuchtenden Farben von Technicolor haben ihren Grund auch in diesem Lichte. Das Gasplasma im Bogen erreicht Temperaturen bis 10000 Kelvin, wobei alle Elemente dissoziieren. Zusätze zur Kohlenmasse oder eine Dotierung, ein Docht, mit der Seltenerdmetallverbindung Cerfluorid, erzeugen starke Ultraviolettstrahlung. Der Beck-Bogen ist ein sogenannter harter Strahler. Das zauberhafte Schimmern, der viel beschriebene Schmelz oder Glamour im Schwarz-Weiß-Kino hat mit Fluoreszenz zu tun, der Umwandlung von Ultraviolett in weißes Licht im Kalk der Bildwand. Man hat lange die Bildwand mit Kalksumpf geweißelt.
Kohlenbogenlampen sind heute noch unverzichtbar in Scheinwerfern auf See. Spritzwasser kann ihnen nicht viel anhaben. Im Filmtheater hat man Kohlenlampen von 900 bis 20000 Watt bei Strömen bis zu 225 Ampère.
[Bearbeiten] Literatur
Jacques Marette: La lumière dans la projection cinématographique. Gauthiers-Villars, Paris, 1933; 132 Seiten