Diskussion:Kontingenz (Soziologie)
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[Bearbeiten] "Rohmaterial für Definition"
Als kontingent wird Etwas erachtet, dass im Spielraum weiterer Möglichkeiten existiert. Dabei wird der Raum zugestandenen Andersseins als sehr real gesehen. Dieser Begriff wird zuerst allgemein benutzt. Bei genauerer Analyse führt dies aber zu einem Begriff, der insbesondere aus der Sicht eines System zu verstehen ist. Kontingenz ergibt sich dann aus der unvollständigen Kenntnis, die ein System von Etwas hat, oder möglicher Unsicherheit oder Unbestimmtheit.
Die allgemeine Verwendung des Begriffs Kontingenz beschreibt oft eine noch nicht genügend unterschiedene Situation. Einerseits die Feststellung einer Offenheit von Etwas, was noch genauer zu bestimmen sei. Dann etwas, was dann bestimmt ist, aber immer noch im Rahmen von solcher Unbestimmtheit angesiedelt bzw. damit in Zusammenhang gebracht wird.
Kontingenz bezeichnet also eher den Spielraum bzw. die Tatsache dass ein solcher existiert, der in einem System offen gehalten wird. Und dieser wird dann in der Begegnung mit Etwas verschwinden.
Die Situation ist tatsächlich so, dass ein System sich (zuerst) in einer Situation befindet, die eine solche Unbestimmtheit beinhaltet. Ein Etwas löst (dann) diese Unsicherheit auf. Insofern ist das Etwas im Einzelfall tatsächlich selbst nicht kontingent. Um über all jene Etwasse sprechen zu können, die eine derartige Unbestimmtheit auflösen können, aber im Einzelnen noch nicht bekannt sind, wählt man zunächst einen Sammelbegriff. Auf diesen trifft natürlich die Bezeichnung kontingent zu. Wenn man so will, geht die Kontingenz von Etwas immer zu Lasten eines Systems, dass in Erwartung von Etwas ist. Diese Erwartung selbst ist das eigentlich kontingente.
Damit ist der Begriff auch in einem weiteren Zusammenhang mit dem Begriff der Information der Informationstheorie in Verbindung zu bringen. Information bezeichnet (in eher technischen Systemen) die genaue Wahl eines Etwas aus einer Menge möglicher Alternativen. Kontingenz ist dann ein Ausdruck des Grads dieser Alternativen. Der Begriff Entropie geht in diese Richtung.
Die systemische Betrachtung legt einen weiteren Begriff nahe: Fremdbestimmung / Fremdselektivität / Fremdbestimmungsmöglichkeit. Dieser beinhaltet gleichzeitig die Differenz System / Umwelt. In bezug auf Wissen charakterisiert er Information richtigerweise als von aussen kommend und daher (zuerst) nicht wissbar. Diese Nichtwissbarkeit ist auch typisch für den Begriff des Zufalls. Und auch für Zeit, die in der Veränderung des schon Gewussten liegt.
(Der Aufhebung der Kontingenz dient die im Rahmen der sozialen Handlung vollzogene Aktivität, die folgerichtig Mögliches in Bestimmtes, Unsicherheit in Sicherheit, Ungewusstes in dann Gewusstes, Zukunft in Vergangenheit überführt. Oder auch: Informationsaufnahme = Extern (mit)bestimmte (intern gespeicherte) Formation)
Erscheint als: Abhängigkeit von Ressourcen, Unsicherheit von Information, Ungewissheit des Verhaltens sozialer Partner Gegenbewegung: Kontingenzmanagement, Erzeugen von Redundanzen, umweltunabhängige Gewissheitsgrundlagen, Ritualisierungen, Möglichkeiten zur Unsicherheitsabsorption
Positiver: Offenheit, Bereitschaft, Ergänzbarkeit, Mitbestimmbarkeit, Freiheitsgrad
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- Pan 22:11, 1. Mär 2004 (CET)
- hallo Unbekannter (vier tilds "~" signieren),
- auf dein: "was ist das?" wusste ich nicht mehr zu antworten, als: "was?", was ich wiederum bleiben lies. Dennoch frage ich mich immer noch: was? Was soll mit dem Rohmaterial oder vorhanden Text geschehen?
- Zuerst einmal scheint mir dein Beitrag, wie auch der Vorhandene, sich stark auf die Systemtheorie zu beziehen. Es kommt zu oft der Begriff des Systems vor. Systemtheorie ist aber nicht alles und man sollte nicht aus jedem einen Systemtheoretiker machen.
- Grundlage dieses Begriffes war ein aristotelischer Sinn: nicht notwendig, nicht beliebig.
- Absatz 1 ist mir unverständlich "Dabei wird der Raum zugestandenen Andersseins als sehr real gesehen." Seit wann ist etwas real im Konstruktivismus? "allgemein benutzt. Bei genauerer Analyse" Weicher oder radikaler Konstruktivismus? Warum ist gerade Kenntnis der Nicht-Kenntnis wichtig?
- Absatz 2 und 3: Impliziert Offenheit eines eigentlich geschlossen Systems Kenntnis? Und kann dann Kenntnis die Kontingenz hemmen? Wo ist das Paradox?
- Absatz 4: "ein System sich (zuerst) in einer Situation befindet" Wo sind die Beobachter und Beobachter der Beobachter? Könnte man anders daher sagen: Das System ist blind, wegen operativer Geschlossenheit, und ein Beobachter erwartet Kontingenz, also mögliches.
- Absatz 5: Die Anknüpfung an die Informationstheorie sehe ich nicht so einfach. Informationen als Variationen. ok. Aber Kontingenz als Grad und Entropie als zufällige Unordnung, kann dann den Begriff nicht fassen, denn Kontingent ist nicht beliebig.
- Absatz 6: Wie können Informationen von außen kommen, wenn das System operativ Geschlossen ist? Kontingenz ist nicht beliebig, also nicht zufällig.
- folgende Absätze: Es ist interessant wie beispielsweise Organisationen versuchen Kontingenz zu vermeiden versuchen, aber gleich zeitig neue schaffen, so ist es ein Spiel der Macht um die Kontrolle relevanter Ungewissheitszonen.
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- Ich glaube der Begriff der Kontingenz ist ein Zentraler des soziologischen Denkens, denn er möglicht zu relativieren.
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- filou 20040511 10:35 (CET)
- Wieso sagt hier nicht einfach mal jemand, daß kontingent ist, was so ist wie es ist, aber auch anders möglich ist.
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- jaPan 16:43, 11. Mai 2004 (CEST)
[Bearbeiten] Unterschied zu Kontingenz (Philosophie)?
Mir ist grade aufgefallen, dass der Begriff "Kontingenz" unter diesen beiden verschiedenen Lemmata abgehandelt wird, aber eigentlich beide dasselbe aussagen. Sollte man die nicht mal gelegentlich zusammenfassen? Gerade die formal modallogische Definition von Kontingenz im Artikel Kontingenz (Philosophie) entspricht exakt der Aussage "Der Begriff Kontingenz bedeutet insofern eine Negation von Notwendigkeit und Unmöglichkeit." in diesem Artikel. Einziger Unterschied ist, dass dieser Artikel alles in einem sozialen / soziologischen Kontext beleuchtet. Aber IMO wird durch die Existenz zweier verschiedener Artikel ein Unterschied suggeriert, der gar nicht da ist.
Sollte man die beiden Artikel also nicht mal zusammenwerfen? --Wutzofant (✉✍) 18:02, 25. Dez. 2006 (CET)