Konrat Ziegler
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Konrat Fürchtegott Ziegler (* 12. Januar 1884 in Breslau; † 8. Januar 1974 in Göttingen) war ein klassischer Philologe.
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[Bearbeiten] Leben
Konrat Ziegler studierte ab 1902 an der Universität seiner Heimatstadt Breslau und wurde dort 1905 promoviert. 1907 habilitierte er sich und wurde 1910 Extraordinarius an der Universität Breslau. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg (zuletzt als Presseattaché der deutschen Gesandtschaft in Bulgarien) wurde er 1920 persönlicher Ordinarius. 1923 wechselte Ziegler als Lehrstuhlinhaber an die Universität Greifswald. Aufgrund seines konsequenten Eintretens für die Weimarer Republik wurde er bereits 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern entlassen.
Ziegler, der mit seiner Familie (seiner Frau Hanna und fünf Kindern) nach Berlin übersiedelte, blieb weiter wissenschaftlich tätig. Als er 1938 einem jüdischen Freund bei der Flucht ins Ausland half, wurde er zu anderthalb Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung versteckte Ziegler die Tochter jüdischer Bekannter in seiner Wohnung, die 1943 ausgebombt wurde. Ziegler zog mit seiner Familie nach Osterode am Harz, wo er seinem früheren Greifswalder Kollegen Kurt Latte half, der als Jude verfolgt wurde.
Nach Ende des Krieges konnte zwar Kurt Latte auf seinen Göttinger Lehrstuhl zurückkehren, gegen eine Berufung Konrat Zieglers aber, der 1945 Landrat des Kreises Osterode geworden war, sperrte sich die Philosophische Fakultät der Universität Göttingen. Erst 1950 wurde er zum Honorarprofessor ernannt, 1966 schließlich (mit 82 Jahren) zum ordentlichen Professor.
In Göttingen war Ziegler kommunalpolitisch für die SPD aktiv und setzte sich insbesondere für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus ein. 1969 wurde er Ehrenbürger von Göttingen und noch zu Lebzeiten mit der Benennung einer Straße geehrt. Postum erhielt er 2001 in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem die Auszeichnung als „Gerechter unter den Völkern“.
[Bearbeiten] Werk
Zieglers wissenschaftliches Werk war weit gespannt, hatte aber seit seiner Dissertation über „Gebetsformen bei den Griechen“ einen gewissen Schwerpunkt bei der antiken Religionsgeschichte; so gab er von 1923 bis 1937 das von Wilhelm Heinrich Roscher begründete Ausführliche Lexikon der griechischen und römischen Mythologie heraus, aber auch Schriften Ciceros. Vor allem beschäftigte er sich zeit seines Lebens mit Plutarch, dessen Werke er in einer kritischen Ausgabe herausgab.
1946 übernahm Ziegler die nach dem Tod von Karl Mittelhaus verwaiste Herausgeberschaft von Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Auch er erlebte wie seine Vorgänger den Abschluss des riesigen Werkes nicht mehr, er konnte es aber in knapp 30 Jahren durch die Herausgabe von 21 Bänden bis kurz vor die Vollendung bringen, die dann Hans Gärtner betreute. Zusammen mit Walther Sontheimer gab Ziegler auch die fünfbändige Kurzausgabe Der kleine Pauly heraus.
[Bearbeiten] Schriften (Auswahl)
- Das hellenistische Epos. Ein vergessenes Kapitel griechischer Dichtung. 1934; 2. Aufl. Teubner, Leipzig 1966
- Plutarchos von Chaironeia. 2. Aufl. Druckenmüller, Stuttgart 1964 (ursprünglich Artikel in der Realencyclopädie).
- (Hrsg.): Cicero: Staatstheoretische Schriften. Lat. u. dt. 1974; 4., unveränd. Aufl. Akademie-Verlag, Berlin 1988 (Schriften und Quellen der Alten Welt, 31) ISBN 3-05-000341-3
- Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann (Übers.): Plutarch: Von großen Griechen und Römern. 5 Doppelbiographien. dtv, München 1991, ISBN 3-423-02259-0
[Bearbeiten] Literatur
- Bettina Kratz-Ritter: Konrat F. Ziegler, ein „Gerechter unter den Völkern“ aus Göttingen. In: Göttinger Jahrbuch 50 (2002), S. 187–196
- Udo W. Scholz: Die Breslauer klassische Philologie und die Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Bd. 62–64 (2001–2003), S. 311–326, bes. S. 323–326.
- Ziegler, Konrat. In: Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1775 bis 2006. Bd. 3: Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1907 bis 1932. Bock, Bad Honnef 2004. S. 247–248. ISBN 3-87066-931-4
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Ziegler, Konrat Fürchtegott |
KURZBESCHREIBUNG | klassischer Philologe |
GEBURTSDATUM | 12. Januar 1884 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 8. Januar 1974 |
STERBEORT | Göttingen |