Kriegerdenkmal Germania (Witten)
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Das Germania-Denkmal in Witten wurde 1877 errichtet. Besonders der 1858 gegründete Garde-Krieger-Verein, der sich 1854 mit Wittener Landwehr- und Krieger-Verein vereinigte, hat sich für die Errichtung dieses Denkmals eingesetzt. Entworfen wurde das Denkmal von dem Geheimen Baurat H. Klutmann aus Berlin. Seine Errichtung kostete der Stadt Witten 18.801 Mark.
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[Bearbeiten] Zentraler Standort 1877
Als Standort wählte der Magistrat der Stadt ein Grundstück am Rande der Innenstadt. Den Mittelpunkt der Stadt Witten stellte bis 1869 das so genannte Oberdorf mit seinem Marktplatz (Kornmarkt) und der Johanniskirche dar. Rund um die Johanniskirche war das Dorf Witten entstanden. Im Prozess der Industrialisierung und dem damit verbundenen Zuzug vieler Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands, entschlossen sich die Stadtplaner bereits 1866 dazu, ein modernes Stadtzentrum zu erschaffen. Dieses Stadtzentrum sollte von der neu erbauten Eisenbahnlinie, die bis heute Hagen und Dortmund miteinander verbindet, abgeschlossen werden, außerdem stellte die Bahnlinie eine Seite eines Quadrates dar, innerhalb dessen die neue Innenstadt entstehen sollte.
Während der Bahnhof einen Eckpunkt der Linie entlang der Eisenbahnlinie darstellte, entstand am Ende dieser gedachten Linie ein zweiter Eckpunkt in Form des neuen Königsplatzes. Rund um diesen Platz entstand - auf die Zeit bezogen - hochwertiger Wohnraum, das neue Viertel sollte ein neues, mordernes Witten repräsentieren. Um dieses Anliegen zu unterstreichen, wurden die neu gebauten Straßen der Sitte der Zeit entsprechend nach großen Staatsmännern wie Bismarck und Moltke benannt.
Der Königsplatz wurde aufwendig bepflanzt, 1877 wurde in seiner Mitte schließlich das Kriegerdenkmal Germania aufgestellt. Mit diesem Denkmal, einem Siegerdenkmal, gedachten die Wittener dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, dem Krieg zwischen Deutschland und Österreich von 1866 und natürlich dem Deutsch-Französischem Krieg von 1870/71. Neben einer aufwendigen Germania-Statue wurden die Namen aller Wittener in das Denkmal eingelassen, die in diesen Kriegen ihr Leben verloren haben. Außerdem zierten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges vier steinerne Reichsadler den Sockel des Denkmals.
Um seine Bedeutung im Rahmen der Stadtplanung zu unterstreichen, entstand rund um das Denkmal 1884 eine so genannte Einfriedung, die etwa 4000 Mark gekostet hat.
Neben den aufwendig gestalteten Miethäusern entstanden im Karree rund um den Königsplatz einige für ihre Zeit herausragende Villen. Im Volksmund wurde das Karree Ende des 19. Jahrhunderts "Hohenzollernviertel" genannt.
[Bearbeiten] Bedeutungsverlust nach 1945
Galt das Viertel Ende des 19. Jahrhunderts als Wittener Renomiermeile, änderte sich dies bereits im Verlauf des frühen 20. Jahrhunderts. Mögen sich die Stadtplaner des Magistrats vorgestellt haben, dass sich die Linie zwischen Bahnhof und Königsplatz zur Flaniermeile entwickeln würde, entstand diese eher zwischen dem Bahnhof und dem Oberdorf mit seinem Markt. Als Verbindung zwischen den beiden Punkten diente die Bahnhofstraße, die heute, in einer leicht abgeänderter Form, die Einkaufsmeile der Stadt darstellt. Bereits in den 1920er Jahren nahm der Automobilverkehr parallel zur Bahnlinie massiv zu, sodass der Königsplatz nunmehr am Rand einer Hauptverkehrsstraße lag, was so nicht vorgesehen war. Zwar überstanden viele der Villen schließlich die Bombenangriffe des Jahres 1944, doch rings herum entstand in den Jahren nach dem Krieg massiv neue Bebauung. Seinen Parkcharakter büsste der Platz in den folgenden Jahren ein, er verkam zu einer kleinen Grünfläche mit Denkmal. Die Reichsadler verschwanden, Teile des Grüngeländes wichen sogar einem Parkplatz. Zwar wurde das Germania Denkmal nicht demontiert, um jedoch den nationalistischen Ursprung des Denkmals abzumildern, wurde der Platz in Karl-Marx-Platz unbenannt. Diesen Namen trägt er bis heute.
Nach dem Krieg verschwand, wie bereits erwähnt, die Einfriedung des Denkmals, aufgrund seines offensichtlichen nationalistischen Ursprungs wurde es nach dem Krieg über Jahrzehnte hinweg nicht sonderlich pfleglich behandelt. Besonders in den 1990er Jahren wurde das Denkmal von Grafittis beschmiert, die noch vorhandenen Grünflächen wurden zertreten und nicht mehr aufgefrischt, die unteren Mauern des Denkmals wurden sogar von Urin stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt nahm schließlich das Angebot eines gebürtig aus Witten stammenden Reinigungsunternehmers an, das Denkmal kostenlos (als Eigenwerbung quasi) zu reinigen. Bei den Restaurierungsarbeiten wurde festgestellt, dass einige Gedenktafeln bereits so stark von Verwitterung angegriffen waren, dass die Namen der Gefallenen kaum noch zu erkennen sind. Nach den Arbeiten legte die Stadt rund um das Denkmal ein Blumenbeet an.
Das Denkmal steht heute unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Brandenburg und Karl-Heinz Hildebrand: Witten – Straßen – Wege – Plätze. Witten 1989
- Michael Schenk (Hrsg.): Witten, Archivbilder, Sutton Verlag, 2004