Kulturlandschaft
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[Bearbeiten] Definitionen
[Bearbeiten] Definition "Kulturlandschaft"
- "Eine vom Menschen zwar intensiv genutzte, jedoch durch kleinräumige Wirtschaftsweisen geprägte Agrarlandschaft, deren Haushalt durch eine Vielzahl von Landschaftselementen ökologisch relativ stabil ist und in ihrer Physiognomie naturräumliche Verschiedenheiten wahrt." (Briemle 1978)
Das Wort "Kultur" (im landbaulichen Sinne) wird dabei nicht nur verstanden als Urbarmachung und Pflege des Bodens, sondern vielmehr als Ausdruck des menschlichen Schaffens im ländlichen Raum schlechthin. Für die landschaftliche Ausstattung gelten somit die gleichen Maßstäbe wie für die kulturellen Bauten und das geistig-kulturelle Gedanken- und Brauchtumsgut. Demzufolge ist nicht nur die Pflanzendecke relevant, sondern auch jedes sichtbare Zeichen für die Landschaftsverbundenheit des Bauern. Bei Art, Umfang und Intensität der Bewirtschaftung machte er sich den sich weitgehend selbst stabilisierenden Naturhaushalt zunutze. Solche von Menschen geschaffene Landschaftselemente sind z. B. Heckensäume und Gehölzinseln neben Feldern zum Schutz vor Wind und Austrocknung. Einzelbäume wie Obsthochstämme oder Eichen als Schattenbäume auf Viehweiden. Aber auch Feldraine und Trockenmauern zur Minderung von Erosionsschäden und zur Erleichterung der Bewirtschaftung. Lesesteinriegel wurden bei der Urbarmachung von steinigen Wiesen oder Feldern angelegt. Diese ehemals in Sinne einer bäuerlichen Landwirtschaft nützlichen Landschaftselemente stören heute oftmals bei der Bewirtschaftung großer Flächen. Sie erfahren Schutz z. B. durch die Ausweisung als Kulturdenkmäler.
Demgegenüber weisen Industriegebiete und viele Großstädte eine entsprechende durch Industrie- und Verkehrsanlagen gekennzeichnete Kulturlandschaft auf.
[Bearbeiten] Definition "Wirtschaftslandschaft"
- "Eine durch großräumige Wirschaftsweisen intensiv genutzte Agrarlandschaft, die durch nivellierende Eingriffe des Menschen, Ausräumung von raumgliedernden Landschaftselementen sowie durch Uniformität geprägt ist und deren Haushalt über künstliche Eingriffe im ökologischen Gleichgewicht gehalten wird." (Briemle, 1978)
Diese Definition beschränkt sich nicht nur auf die Pflanzendecke als Indikator für den Grad der Nutzungsintensität, sondern bezieht auch den Grad der Entfernung des Menschen von einer gewachsenen Kulturlandschaft ein, zu welcher der gestaltende Landwirt noch ein inniges Verhältnis hatte. Aus sozioökologischen Gründen ist es ein Anliegen der Industriestaaten, ihre gewachsenen Kulturlandschaften zu erhalten und nachhaltig zu pflegen (siehe auch Landschaftspflege).
[Bearbeiten] Allgemeines
[Bearbeiten] Evolutionäre Aspekte
Kulturlandschaft (allg.) bezeichnet die durch den Menschen geprägte Landschaft. Wichtige Faktoren (sogenannte Wirkfaktoren) für die Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft sind sowohl Beschaffenheit (Standortbedingungen) des Naturraums, die ursprüngliche Fauna und Flora, die menschlichen Einflüsse als auch die daraus resultierenden Wechselwirkungen.
[Bearbeiten] Regionale Aspekte
Die mitteleuropäische Kulturlandschaft ist durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Diese Nutzungsform schuf bis zur Intensivierung (ab Mitte 20.Jh.) extrem artenreiche Habitate bzw. Biotope (z.B. Feuchtgebiete, Moorbiotope, Streuobstwiesen). Diese gingen aus wirtschaftlich-profitorientierten Beweggründen der Landschaft verloren. Doch noch immer sind die bestehenden Kulturlandschaften - je nach Grad der regional erheblich differenzierten Intensivierung - in ihrer Gesamtheit (Biodiversität) artenreicher, als es eine vom Wald beherrschte, humide Florenregion erlaubt.
[Bearbeiten] Kulturlandschaften in der Liste der UNESCO-Welterbestätten
Folgende Kulturlandschaften im deutschsprachigen Raum wurden bisher in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, da sie wegen ihrem "außergewöhnlich universellen Wert" besonders erhaltenswert sind:
[Bearbeiten] Deutschland
- 2000 - Dessau-Wörlitzer Gartenreich
- 2000 - Klosterinsel Reichenau im Bodensee
- 2002 - Kulturlandschaft Mittelrhein zwischen Koblenz und Bingen am Rhein
- 2004 - Kulturlandschaft Dresdner Elbtal
[Bearbeiten] Österreich
- 2001 - Kulturlandschaft Neusiedler See (Fertőd) (grenzübergreifend mit Ungarn)
[Bearbeiten] Niederlande
- 1995 - Polderlandschaft Schokland
Die Aufnahme in die UNESCO-Liste beinhaltet eine besondere Verpflichtung zum Erhalt dieser Kulturlandschaften.
[Bearbeiten] Literatur
- G. Briemle: Flurbereinigung. Bereicherung oder Verarmung der Kulturlandschaft? In: Schwäbische Heimat, 29. Jg. (1978), Heft 4, S. 226–233
- K. Buchwald, W. Engelhard: Handbuch für Planung, Gestaltung und Schutz der Umwelt. 4 Bände. BLV, München u. a. 1980, ISBN 3-405-12033-0
- K. Buchwald, W. Engelhard: Landschaftspflege und Naturschutz in der Praxis. BLV, München u. a. 1984, ISBN 3-405-11200-1
- P. Burggraaff, K.-D. Kleefeld: Historische Kulturlandschaft und Kulturlandschaftselemente. Angewandte Landschaftsökologie 20, Bonn-Bad Godesberg 1998, ISBN 3-89624-318-7
- P. Burggraaff (Red.): Kulturlandschaftspflege. Sukzession kontra Erhalten. NUA-Seminarbericht 3, 1999, ISSN 1436-0284
- V. Denzer u. a. (Hrsg.): Kulturlandschaft. Wahrnehmung - Inventarisation - Regionale Beispiele. Fundberichte aus Hessen, Beiheft 4, Wiesbaden 2005, ISBN 3-7749-3334-0
- U. Harteisen u. a. (Hrsg.): Kulturlandschaftsforschung und Umweltplanung. Tagungsdokumentation, GCA-Verlag, Herdecke 2000, ISBN 3-89863-043-9
- H. Küster: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39525-2
- Landschaftsverband Rheinland u. a. (Hrsg.): Kulturlandschaft digital - Forschung und Anwendung. Tagungsdokumentation, Beiträge zur Landesentwicklung 58, Selbstverlag, Köln 2005
- Stephan A. Lütgert (Hrsg.): Zukunft der Vergangenheit? Nachhaltige Inwertsetzung kulturlandschaftlicher Potenziale in marginalisierten Räumen. Tagungsband, Selbstverlag, Schöningen 2004, ISBN 3-00-010977-3
- Ulf Matthiesen (Hrsg.): Kulturlandschaften als Herausforderung für die Raumplanung. Verständnisse - Erfahrungen - Perspektiven. Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 2006, ISBN 3-88838-057-X
- C. Troll: Landschaftsökologie (Geoecology) und Biogeocoenologie. Eine Terminologische Studie. In: Revue Roumaine de Geologie Geophysique et Geographie, Série de Géographie, 14 (1971), S. 9–18
- C. Wiegand: K.-D. Kleefeld (Red.), Kulturlandschaften in Europa - Regionale und Internationale Konzepte zur Bestandserfassung und Management. Hannover 2001, ISSN 0175-5951
[Bearbeiten] Siehe jedoch
[Bearbeiten] Weblinks
- Deutsche Kulturlandschaft. Werden, Wandel und Bewahrung deutscher Kulturlandschaften Ein historisch-geografischer Längsschnitt
- UNESCO Cultural Landscapes (engl.)
- Europäische Kulturlandschaften, ein "künstlerisches Forschungsprojekt"
- Literatursuche im deutschsprachigen Teil des KVK nach "Kulturlandschaften"
- Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung, das erste Kulturlandschaftsmuseum im deutschen Sprachraum
Siehe auch: Naturlandschaft, Oberrheingraben, Semmeringbahn