Kwaito
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Kwaito ist der Name einer in den 90er Jahren entstandenen südafrikanischen Musikszene / Stilrichtung. Die Musik basiert auf verlangsamten House-Beats und -Akkorden, dazu kommt ein Gesang oder Sprechgesang in Zulu, Sotho, Tsotsitaal (bzw. Camtho) oder anderen Sprachen.
Die Musik ist die derzeit populärste Musikrichtung Südafrikas. Sie wird vor allem von schwarzen Jugendlichen gehört, die die mit Abstand die größte Bevölkerungsgruppe bilden.
Die Namensherkunft ist nicht sicher geklärt: Entweder es ist eine Zusammensetzung aus Kwaai (Afrikaans für: Cool sein, Wut oder Energie) und To für die Townships, oder eine Anspielung auf die legendäre Amakwaitos-Gang aus dem Soweto der 1950er.
Die Frage nach den Ursprüngen und insbesondere inwieweit Kwaito eine Form des Hip Hop ist, ist stark umstritten. Dancehall/Ragga, Hip-Hop und R'n'B werden oft als wesentliche zusätzliche Einflüsse gesehen. Besonders Musiker und Fans betonen aber auch die Eigenständigkeit des Genres und verweisen auf die Wurzeln insbesondere im Mpantsula, ein Lebens- und Musikstil, der sich in den 1950ern bildete. Er war ähnlich wie Hip Hop gleichzeitig Musik, Tanz und Lebensstil und wurde ebenfalls stark von den damaligen Gangs beeinflusst. Als weitere Einflüsse und Stilmittel werden genannt: Klavier, Percussion, Bubblegum (die südafrikanische Variante der Disco-Musik Mbaqanga), Kwela und die südafrikanische Variante der Gospel-Musik Iscathamiya.
Innerhalb der Kwaito-Szene ist deshalb die Abgrenzung zum Hip Hop ein wichtiges Thema. Typische Szene-Kleidung sind der Spotti-Hut (ein flexibler Sonnenhut) und die All Stars-Schuhe: ursprünglich von der US-Marke Converse hergestellt, aber mittlerweile so oft von südafrikanischen Firmen imitiert, dass die Einheimischen es als südafrikanische Marke empfinden. Wichtige Medien sind der 1997 gegründete Radiosender YFM aus Johannesburg, das südafrikanische Musikmagazin Rage als Szenemedium und die Fernsehserie Yizo Yizo, die maßgeblich an der populären Verbreitung des Genres beteiligt ist.
Die Musik ist Symbol für die Veränderungen zwischen den Apartheid- und Post-Apartheid-Generationen. Ein prominentes Beispiel dafür ist ein 1995 veröffentlichtes Stück des Kwaito-Musikers Arthur (Arthur Mafokate), das den Titel Kaffir trägt – eine südafrikanische Bezeichnung für Schwarze, die ähnlich negative Konnotationen hat wie das Wort nigger. Der provokante Titel zusammen mit dem auf englisch gesungenen "Don't call me Kaffir!" war Ausdruck des neuen schwarzen Selbstbewusstseins. Obwohl einige Radiosender sie boykottierten, wurde die Platte mit einer Verkaufzahl von über 150000 zu einem überwältigenden Hit. Andere Merkmale, in denen sich eine offensive Haltung gegenüber der ehemaligen Apartheids-Politik äußert: Der typische Spotti-Hut wurde ursprünglich vor allem bei der englischen Sportart Cricket getragen, der Township-Slang Tsotsitaal enthält zahlreiche Merkmale des Afrikaans.
Bisher ist Kwaito vor allem die Musik der Schwarzen. Weiße werden unter anderem dadurch aus der Szene ausgeschlossen, dass diese in Südafrika fast nur Englisch oder Afrikaans sprechen. Coloureds (Farbige) hören vor allem US-amerikanischen Hip Hop. Einige Jahre nach der Jahrtausendwende entwickelte sich auch der erste weiße Star des Kwaito: Lekgoa. Inwieweit sich die Szene dem internationalen Markt anpassen wird - die Songschreiber beispielsweise öfter auf Englisch texten, oder Musiker aus marktstrategischen Gründen das internationale Hip-Hop-Outfit übernehmen - ist jetzt noch nicht abzusehen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bekannte Kwaito-Musiker
Mandoza, Mdu, TKZee, Mekonko, Thembi, Bongo Maffin , Mafikizolo, Zola, Brenda Fassie , Alaska, Mzambiya, The Dogg, Gazza
[Bearbeiten] Sprache
Die Sprache der Kwaito-Musiker ist so vielfältig wie die Sprachen Südafrikas. Die Texte von Mdu oder Arthur sind beispielsweise in englisch, afrikaans oder isiXhosa. Einige der Kwaito-Musiker nutzen auch die Sprache ihrer Townships, die quasi ein Dialekt der Sprache, aber für außenstehende manchmal schwer verständlich sind.
[Bearbeiten] Alben
Mzansi Music - young urban South Africa Trikont
featuring: Mandoza, Bongo Maffin, Mafikizolo, Zola, Mzekezeke, Brown, Mapaputsi, BOP, Revolution uvm
2006 sind drei Zusammenstellungen erschienen, die einen Querschnitt über Kwaito liefern:
Kwaito classics Vol. 1 - the early 90's (CCP Records, EMI SA) Kwaito classics Vol. 2 - the late 90's (CCP Records, EMI SA) Kwaito Various (CCP Records, EMI SA)
[Bearbeiten] Beispiele für stiltypische Stücke
- Trompies: Magasman
- Kabelo: Pantsula 4 Life
- Mafikizolo: The journey
[Bearbeiten] Weblinks
- Mzanzi Music – Moderne Musik Südafrikas Ntama Journal of African Music and Popular Culture, 8. Oktober 2004 (Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
- Norman Ohler: Kwaito! Geo Special Nr. 6/02 - Südafrika
- Geister der Freiheit Die Zeit 12/2004 (11. März 2004)
- Kwaito=Feel Good. Urbane elektronische Tanzmusik aus Südafrika Telepolis-Bericht über Kwaito von 1997
- Arte-Reportage von 2002, Texte und RealVideo
- Sharlene Swartz: Is Kwaito South African Hip Hop? Why the answer matters and who it matters to. (pdf)