Lazarus von Schwendi
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Lazarus von Schwendi, Reichsfreiherr von Hohenlandsberg (* 1522 in Mittelbiberach; † 28. Mai 1584 im Schloss zu Kirchhofen, Gemeinde Ehrenkirchen, Breisgau) war Diplomat, Staatsmann und kaiserlicher General in Diensten der Kaiser Karl V. und Maximilian II.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Herkunft und Jugend
Die Familie Schwendi stammte ursprünglich aus einem heute zur Schweiz gehörenden Gebiet und zog erst nach der Schlacht von Sempach nach Oberschwaben. Der namensgebende Ort Schwendi gehörte damals zu Vorderösterreich. Die Herren von Schwendi werden 1128 erstmals in einer Urkunde des Klosters Ochsenhausen genannt.
1522 wurde Lazarus von Schwendi als Kind des Rutlands von Schwendi und der Anna von Rechberg geboren. Bereits 1524 starb sein Vater, der Rat der benachbarten Freien Reichsstadt Memmingen wurde zum Vormund bestellt. Der Rat schickte den jungen Adligen zur Ausbildung an die Universität Basel, wo er unter Johannes Oekolampad und Simon Grynaeus studierte. 1533 ging er mit erst 13 Jahren an die Universität Straßburg, um dort Jura zu studieren.
[Bearbeiten] Leben
1546 trat Lazarus von Schwendi in Regensburg in kaiserliche Dienste. Karl V. übertrug ihm diplomatische und militärische Aufgaben und erkannte seine Tüchtigkeit, so war er während des Schmalkaldischen Krieges als kaiserlicher Diplomat tätig.
Nach der Abdankung Karls V. 1556 trat er in die Dienste Philipp II. von Spanien und kämpfte im niederländischen Heer gegen Frankreich. Er war u. a. erster Kommandeur der neuerbauten Festung Philippeville (heute Belgien, Provinz Namur) und nahm an den Schlachten von Saint-Quentin (Département Aisne) 1557 und Gravelingen (Gravelines, heute Frankreich, Département Nord) 1558 teil. Dort befreundete er sich mit dem Grafen Lamoral von Egmonds und Wilhelm von Oranien, lernte aber auch Kardinal Granvelle und den Herzog von Alba kennen. Wahrscheinlich aus Opposition gegen die spanische Politik nahm er 1562 Urlaub und trat 1564 in den Dienst der Habsburger.
Unter Kaiser Maximilian II. focht er seit 1564 als Generalkapitän der deutschen Truppen in Ungarn gegen die Türken und wurde später oberster kaiserlicher Feldhauptmann. Er konnte große militärische Erfolge gegen die osmanische Armee und Johann Sigismund Zápolya erzielen. 1565 besetzte er erhebliche Gebiete in Ungarn unter anderem um Sathmar (heute Satu Mare, Rumänien) und im Anbaugebiet der Tokajer-Rebe. Seine Siege und sein Organisationstalent und verschafften ihm ein hohes Ansehen. 1567 eroberte er die Festung Munkács (heute Mukatschewe, Ukraine). Der Sage nach soll er die Ruländerrebe als Grundlage für den ausgezeichneten Tokajer-Wein erkannt und sie nach Deutschland in seine Besitzungen am Kaiserstuhl und im Elsass mitgebracht haben.
Im Religionsstreit versuchte er zwischen Alt- und Neugläubigen zu vermitteln, allerdings ohne Erfolg.
1568 wurde ihm vom Kaiser der Titel des Reichsfreiherrn von Landsberg verliehen. 1560 bekam er die Pfandschaft von Schloss, Stadt und Herrschaft Burkheim am Kaiserstuhl mit Oberrotweil, Oberbergen, Vogtsburg (heute alle Stadt Vogtsburg) und Jechtingen, sowie die Herrschaft über Burkheim, Hohlandsberg und Kientzheim im Elsass und die Burgvogtschaft über Breisach. Auf dem Gelände einer Burgruine errichtet er das Schloss Burkheim, heute die einzige Ruine eines Renaissance-Schlosses in Südbaden. Das Schloss wurde 1673 von französischen Truppen zerstört.
Schwendi starb im Schloss Kirchhofen und wurde in der Pfarrkirche zu Kientzheim bestattet wo sein Grab und ein Standbild noch heute erhalten sind.
[Bearbeiten] Werke
- Herrn Lazari von Schwendi, Freyherrn zu Hohen Landsberg ... Kriegs Discurs, Von Bestellung des gantzen Kriegswesens, und von desselben Aembtern : Vermehrt und verbessert mit nützlichen, aus vieler kriegenden Potentaten und Republiquen Kriegs-Rechten, auch aus bewehrten Authoribus, extrahirten Annotationibus, ... ; Darbey zu Ende ... der neue Käyserliche und ein Churfl. Sächs. Articulsbrieff annectirt / durch ... Christophorum Lobrinum. Dresden In Verlegung Martin Gabriel Hübners ... Gedruckt durch Melchior Bergens sel. nachgelassene Wittwe und Erben, 1676
- Ein schöne Ermahnung unnd Warnung, deß stengen, vielversuchten und streitbaren Helden und Kriegßobersten, Herrn Lazari von Schwendy, an die frommen Teutschen, unlangst vor seinem Todt gemacht.
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Wilhelm Edler von Janko: Lazarus Freiherr von Schwendi, oberster Feldhauptmann und Rath Kaiser Maximilian's II. nach Original-Akten des K. K. Haus-Hof- und Staats-Archives, der Archive der K.K. Ministerien des Innern, der Finanzen und des Krieges. Wien: Braumüller 1871. Reprint dieser Ausgabe: Freiburg/Brsg.: Echo-Verlag 2000
- Adolf Warnecke: Jugendzeit und diplomatische Thätigkeit im Dienste Karls V. (unter Benutzung archivalischen Materials). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1890 (Mikrofilm-Ausgabe).
- Adolf Warnecke: Leben und Wirken des Lazarus ... ; Teil 1 ; Jugendzeit und diplomatische Thätigkeit im Dienste Karls V. (unter Benutzung archivalischen Materials). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1890 (Mikrofilm-Ausgabe).
- Eugen Dollmann: Die Probleme der Reichspolitik in den Zeiten der Gegenreformation u. die polit. Denkschriften des Lazarus von Schwendi. Dissertation München 1926. Ansbach 1927.
- Johann Koenig: Lazarus von Schwendi: Röm. Kaiserl. Majestät Rat und Feldoberst; 1522-1583 - Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation. Schwendi: Schmid, 1934.
- Eugen von Frauenholz: Des Lazarus von Schwendi Denkschrift über die politische Lage des Deutschen Reiches von 1574 (Bedenken an die römische kaiserliche Majestät Maximilian den Andern von Latzaro Freiherrn von Schwendi, kaiserl. majt. Rath). München: Beck, 1939. (Münchener historische Abhandlungen : Reihe 2, Kriegs- und Heeresgeschichte ; 10)
- Adolf Eiermann: Lazarus von Schwendi, Freiherr von Hohenlandsberg, ein deutscher Feldoberst und Staatsmann des XVI. Jh.: neue Studien von Adolf Eiermann. Freiburg i. Br.: Fehsenfeld, 1904
- Zum 400. Todestag des Lazarus von Schwendi und zum 350. Jahrestag des Todes der 300 Bauern von Kirchhofen, Ehrenstetten und Pfaffenweiler 1583; 1633. Am 27. Mai 1983 hrsg. von d. Gemeinde Ehrenkirchen. Ehrenkirchen: Gemeinde Ehrenkirchen 1983.
- Hugo Ott: Lazarus von Schwendi: (1522 - 1583); Vorträge anlässlich des 400. Gedenktages des Todes von Lazarus von Schwendi (27. Mai 1983) und anlässlich des 1. Treffens des Lazarus von Schwendi-Städtebundes am 23. Mai 1987 in Ehrenkirchen.
- Roman Schnur: Lazarus von Schwendi. In: Zeitschrift für Historische Forschung 14 (1987), Seiten 27 - 46.
- Thomas Nicklas: Um Macht und Einheit des Reiches. Konzeption und Wirklichkeit der Politik bei Lazarus von Schwendi (1522 - 1583). Husum: Matthiesen 1995 (Dissertation). ISBN 3-7868-1442-2
- Ingrid Hepperle: Lazarus von Schwendi: wie ein Schwabe am Oberrhein sein Glück machte. Ulm/Donau : Hess 1997. ISBN 3-87336-247-3
- Howard Louthan: The quest for compromise: peace-makers in counter-Reformation Vienna. Cambridge: Cambridge Univ. Press, 1997. ISBN 0-521-58082-X
- Kaspar von Greyerz: Un moyenneur solitaire: Lazarus von Schwendi et la politique religieuse de l’Empire au XVIe siècle tardif. In: Matthieu Arnold und Rolf Decot (Hrsg.): Frömmigkeit und Spiritualität: Auswirkungen der Reformation im 16. und 17. Jahrhundert. Mainz 2002 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. für Abendländische Religionsgeschichte, Beiheft 54), S. 147-160.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- August von Kluckhohn: Schwendi, Lazarus von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 33, S. 382–401.
Personendaten | |
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NAME | Schwendi, Lazarus von |
ALTERNATIVNAMEN | Schwendi, Lazare de;Schwendi, Lazarus van |
KURZBESCHREIBUNG | Diplomat und militärischer Befehlshaber in Diensten Karl V. |
GEBURTSDATUM | 1522 |
GEBURTSORT | Mittelbiberach |
STERBEDATUM | 28. Mai 1584 |
STERBEORT | Kirchhofen, Gemeinde Ehrenkirchen |