Leviathan (Paul Auster)
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Leviathan (engl. Originaltitel: Leviathan) ist ein Roman von Paul Auster aus dem Jahr 1992. Die deutsche Übersetzung erschien 1994.
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[Bearbeiten] Inhalt
Erzählt wird das Leben von Benjamin Sachs aus der Perspektive seines besten Freundes Peter Aaron, beide Schriftsteller.
Das Buch beginnt mit seinem chronologischen Ende, dem mysteriösen Tod eines nicht idenzifizierten Mannes bei einer Explosion, in dem Aaron aus in den Zeitungen berichteten Umständen sicher Sachs erkennt. In Rückblende berichtet Aaron dann weitestgehend chronologisch die Geschichte von Sachs, die ihm diesen mysteriösen Tod erklärlich macht.
Aaron und Sachs lernen sich kennen und werden schnell enge Freunde. Sachs scheint in vielem überlegen, ohne sich je dessen bewusst zu sein. Er schreibt mühelos ein riesiges Pensum von Artikeln und Essays von hoher Qualität, sein erster Roman Der neue Koloss kommt nicht schlecht beim Publikum an. Er verbiegt sich niemals bei seinen Aufträgen, Geld scheint ihm ohnehin gleichgültig, obwohl er nicht reich ist. Er hat eine wunderbare Frau, Fanny, mit der er schon lange eine tiefe Beziehung führt, und die Aaron zufällig noch aus seiner eigenen Kollege-Zeit kennt. Aaron war damals sogar schwer verliebt in sie, hat sich ihr aber nie weiter nähern können. Sie war damals schon mit Sachs verheiratet, der aber saß wegen Krigsdienstverweigerung im Gefängnis und so lernte Aaron ihn zu der Zeit nicht kennen.
Peter Aaron selbst ist als Schriftsteller weniger erfolgreich und seine Beziehungen verlaufen ebenso. Zunächst heiratet er Delia, die ihn nach Jahren der Anbetung doch noch erhört hat. Sie bekommen ein Kind, David, haben Geldsorgen, streiten und trennen sich. Dann hat er eine kurze Affäre mit Sachs' Frau Fanny, die ihren Mann aber auf keinen Fall verlassen will. Es folgt eine zweijährige Beziehung mit der schrägen Künstlerin Maria, mit der er zwar das Bett teilen, sonst aber nicht einmal zu erkennen geben darf, dass er sie kennt, solange die Beziehung währt.
Dann lernt Aaron seine spätere zweite Frau Iris kennen, und während sich sein Leben auch sonst zum besseren wendet, scheint das von Sachs auf unerklärliche Weise die gegengesetzte Richtung einzuschlagen.
Zunächst stürzt Sachs bei einer Party aus dem vierten Stock, überlebt aber wie durch ein Wunder ohne bleibende Schäden, abgebremst durch einige Wäscheleinen und gepolstert durch die darauf hängende Wäsche. Trotzdem findet er danach nie wieder zu seinem alten Leben zurück. Er empfindet sich seiner Frau nicht mehr würdig und trennt sich schließlich von ihr, weil er vor seinem Sturz mit ebenjener Künstlerin Maria eher unschuldig geflirtet hat.
Er zieht sich aus New York in eine Hütte auf dem Land in Vermont zurück, und beginnt, einen neuen Roman zu schreiben, Leviathan. Er lebt sehr einsam und macht lange Waldspaziergänge. Bei einem verirrt er sich so sehr, dass er unter unangenehmsten Bedingungen im Freien übernachten muss und erst am morgen eine Straße findet, auf der ihn ein Junge mit einem Lieferwagen mitnimmt und ihn auf einer Abkürzung über einen Waldweg sogar zu seinem Haus zurückbringen will. Dort steht ihnen ein Wagen im Weg, der Junge steigt hilfsbereit aus und überhört in unschuldiger Gutmütigkeit die Zurückweisung des Mannes, der dann auf ihn schießt. Sachs stürzt mit dem Baseballschläger des Jungen aus dem Lieferwagen und schlägt im gleichen Moment auf den Kopf des Mannes, in dem dieser den tödlichen Kopfschuss auf den Jungen abgibt. Sachs steht mit zwei Leichen im Wald. Ratlos wie er diese Umstände je der Polizei erklären soll, verwischt er seine eigenen Spuren und flüchtet mit dem Wagen des Unbekannten.
In dem Wagen findet er Utensilien zum Bombenbau, größere Mengen Bargeld und den Pass des Toten. Er fährt nach New York zu seiner Exfrau Fanny, die er mitten in der Nacht unbeabsichtigt mit ihrem neuen Freund im Bett überrascht, versucht Aaron anzurufen, der aber gerade schon von Fanny angerufen wird, und fährt schließlich zu Maria, mit der ihn seit dem Sturz eine Freundschaft verbindet. Er erzählt Maria die ganze Geschichte und zeigt ihr schließlich auch den Pass. Maria erkennt den Mann ihrer besten Freundin Lillian Stern, Reed Dimaggio. Sie reden noch lange, auch über Lillian. Sachs schläft sich aus und fährt dann aber unerwartet weg, während Maria einkauft.
Sachs fährt zum Haus von Lillian Stern in Berkeley und versucht dort mit dem Geld aus dem Auto und persönlichem Einsatz eine für ihn anscheinend vorhandene Schuld abzutragen. Lillian ist zunächst sehr verwirrt, sowohl von Sachs, als auch von seiner irrsinnigen Geschichte, lässt ihn dann aber doch ins Haus. Lillian spricht im weiteren kaum ein Wort mit Sachs, der sich um ihren chaotischen Haushalt und ihre vernachlässigte Tochter Maria kümmert. Sachs kommt mit Haushalt und Kind gut klar, Lillian ist aber nur noch wenig zu Hause und kümmert sich auch kaum noch um ihr Kind. In einem plötzlichen Stimmungsumschwung erklärt sie dann aber Sachs ihre Liebe, und die beiden erleben mehrere Wochen wie auf Wolken, während das Kind Maria, maßlos enttäuscht über den Verlust ihres eben neugewonnenen Stiefvaters, unerträglich eifersüchtig wird. Bald zerbricht die Beziehung an diesen Spannungen.
Sachs steht einsamer da als je zuvor und entschließt sich, statt seine Sühne durch Wohltaten an Lillian Stern zu vollziehen, das Werk Dimaggios fortzusetzen. Dieser scheint eine Art anarchistischer Öko-Terrorist gewesen zu sein, wie Sachs zuletzt im Arbeitszimmer in Lillians Wohnung feststellt. Sachs beginnt, im ganzen Land Nachbildungen der Freiheitsstatue zu sprengen, mit der er zudem auch schlechte Kindheitserinnerungen verbindet. Er achtet sorgsam darauf, dass nie jemand zu schaden kommt und gibt in anonymen Anrufen moralische Kommentare zu seinem Tun bei Zeitungen ab.
Zuletzt trifft Sachs doch noch einmal auf Aaron in der Hütte in Vermont. Dieser ist vollkommen überrascht, da er ihn schon lange tot geglaubt hat. Sie reden lange über Sachs´ Erlebnisse seit seinem Verschwinden aus New York. (Nur Maria wusste immerhin etwas von Sachs´ Treiben in Berkeley, war aber von ihm gebeten worden, zu den Freunden zu schweigen.) Während Aaron schläft, bricht Sachs erneut auf und hinterlässt nur einen kurzen Abschiedsgruß auf einem Zettel. Einige Wochen später ist er tot.
[Bearbeiten] Einordnung
Leviathan ist ein zeitgenössischer Roman, die Handlung ist im New York und anderen Orten der USA zwischen den beginnenden 1950er-Jahren und 1990 platziert.
Es gibt zwar mehrere Tote, sogar einen Ermordeten, aber aufgeklärt wird im gesamten Buch die Entwicklung der Lebensumstände von Ben Sachs bis zu seim Tod. Seine Todesumstände spielen eigentlich keine Rolle, und insofern kann man das Buch nicht als Krimi bezeichnen. Es hat vielmehr psychologische Aspekte und gesellschaftskritische, bei denen die Reagan-Ära (1980-1988) im Mittelpunkt steht.
[Bearbeiten] Trivia
Das Buch hat einige autobiografische Details wie Aarons Frankreichaufenthalt in jungen Jahren, eine lange erfolglose Zeit in Beruf und erster Ehe, die sich mit der zweiten Frau zum besseren wendet. Zudem teilt Peter Aaron nicht nur Paul Austers Initialen, seine Frau Iris trägt auch - rückwärts gelesen - den Vornamen von Austers Frau Siri Hustvedt.
