Liurai
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Liurai (Liuriai) ist ein traditioneller Titel eines Stammeskönigs auf Timor. In portugiesischen Berichten werden die Liurai auch regulo oder rei genannt, in holländischen raj. Er bedeutet etwa „aus der Erde hervorragend“. Der Name stammt ursprünglich von einem mythischen Herrscher, der das Reich von Wehale gründete. Zunächst war dieser Titel nur auf dessen Herrscher beschränkt. Erst später wurde er auch für die anderen Stammesführer Timors verwendet. Die Liurai sicherten ihre Macht durch ein kompliziertes Netz aus Verwandtschaftsbeziehungen und Hochzeiten. Sie hatten auch während der Kolonialzeit einen großen Einfluss auf die Bevölkerung, wurden aber mehr zum Objekt der Verehrung und des tiefen Respekts.
Bevor die Portugiesen die Herrschaft über Osttimor übernommen haben, bestand das Land aus verschiedenen Königreichen, jeder von einem Herrscher, einem so genannten Liurai beherrscht. Die Königreiche unterteilten sich in Sucos oder Ortschaften. Durch die Kolonisierung fielen jedoch die verschiedenen Reichen auseinander und verloren die traditionelle Macht. Die Sucos, sowohl die Unabhängigen wie die noch in Reichen verbundenen, überlebten als grundlegende politische Zelle bis zur heutigen Zeiten. Liurai wurde dann das Oberhaupt des Suco genannt, welches die größte Macht in seinem Gebiet innehatte.
Der Liurai gehörte zu adligen Familien, Datos genannt, und wurde von Seinesgleichen und deren Nachkommen, den Principais, gewählt. Starb ein Liurai, wurde sein Nachfolger unter den Mitgliedern der königlichen männlichen Linie auserwählt (patrilinear: nur männliche Nachfolge). Daher die weitverbreitete Anrede der Liurais als amo, das sich vom Tetumwort für Vater, áman, her ableitet.
Obwohl die Liurais die höchste exekutive Macht ausübten, wurden sie von einem Ältestenrat kontrolliert, insbesondere von dem Dato-hei , dem Schattenchef. Er hatte die Verantwortung für das Einhalten von Standessitten und Gebräuchen. Heute hat der Liurai praktisch weder politische noch administrative Macht, er wird aber immer noch von der timoresischen Bevölkerung mit Respekt und Ehrerbietung behandelt.
[Bearbeiten] Anzahl der Liurai
Eine portugiesische Liste von 1811 zählt insgesamt 62 Herrschaftsgebiete auf Timor (16 im Westen und 46 im Osten).
Eine spätere Liste von 1868 führt 47 Reiche auf, die zu Portugiesisch-Timor gehörten:
Alas, Atsabe, Bibiluto, Bibico, Barique, Balibó, Boibau, Bibissuço, Cairui, Caimau, Cailaco, Cová, Cutubaba, Diribate, Dailor, Dóte, Failacor, Faturó, Fatumartó, Foulão, Funar, Hera, Hermera, Laclo, Laleia, Laicore, Lacluta, Limian, Liquiça, Laclubar, Luca, Manatuto, Motael, Manufahi, Mahubo, Maubara, Raimean, Sarau, Suai, Samoro, Sanirin, Turiscai, Tutuluro, Ulmera, Venilale, Viqueque und Vemasse.
Diese Reiche wurden von Dato oder Liurai regiert.
[Bearbeiten] Bekannte Liurai
- Aleixo Corte-Real
- Boaventura, Liurai von Manufahi