Niederländische Sprache
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Niederländisch |
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Gesprochen in | Niederlande, Belgien (Flandern), Suriname, Niederländische Antillen, Aruba, Frankreich (Nord-Pas-de-Calais) | |
Sprecher | ca. 25 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Niederlande, Belgien, Suriname, Niederländische Antillen, Aruba | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1: | nl | |
ISO 639-2: | (B) dut | (T) nld |
SIL ISO 639-3: | nld |
Die niederländische Sprache (Nederlandse taal), auch Niederländisch (Aussprache: Nederlands), gehört wie die hochdeutsche Sprache zum germanischen Zweig bzw. deutschen Zweig der indogermanischen Sprachen. Aus dem Niederländischen ist Afrikaans hervorgegangen. Von den Amtssprachen der Europäischen Union ist Niederländisch am meisten mit dem Hochdeutschen verwandt.
Fälschlich bzw. umgangssprachlich nennen Deutsche das Niederländische oft Holländisch, das kann sich aber streng genommen nur auf die historische Region Holland im Westen der Niederlande beziehen. Flämisch nennt man das Niederländische, wie es in Belgien gesprochen wird, es handelt sich aber um die gleiche Standardsprache wie in den Niederlanden.
[Bearbeiten] Herkunft und Entwicklung
Das Niederländische ist eine niederdeutsche bzw. westgermanische Sprache. Es leitet sich vorwiegend vom Niederfränkischen und von anderen deutschen bzw. germanischen Dialekten, wie dem Niedersächsischen, ab (siehe deutsches Dialektkontinuum) und hat sich in den „niederen Landen“ der norddeutschen Tiefebene - nordwestlich der Benrather Linie - weiterentwickelt.
Ursprünglich und überwiegend wird Niederländisch in den Niederlanden, im flämischen Gebiet Belgiens, in Brüssel sowie in angrenzenden Regionen Frankreichs und Deutschlands gesprochen. An der Grenze zum Hochdeutschen gehen die Mundarten des Niederdeutschen bzw. Niederländischen fließend (Kontinuum) ins Westmitteldeutsche über, das ebenfalls fränkischen Ursprungs ist.
Das moderne Niederländisch (Standardsprache) beruht vor allem auf den Mundarten der Provinzen Holland und Brabant (vor allem um das einstige Sprachzentrum Antwerpen). Lehnwörter kommen aus dem Französischen und in neuerer Zeit überwiegend aus dem Englischen. Was den Wortschatz betrifft, so bewahrt das Niederländische mehr als das moderne (Hoch-)Deutsche den alten Wortbestand. Sprachliche Weiterentwicklungen und Neuformungen der heutigen Deutschen Sprache fanden nie Eingang in das Niederländische, im (Hoch-)Deutschen bereits verschwundene Begriffe leben im Niederländischen fort (z. B. oorlog, lenen, kiezen, verbazen). Im Unterschied zum Hochdeutschen sind die Wörter lautlich unverschoben, haben die hochdeutsche Lautverschiebung also nicht mitgemacht. Beispiele sind:
genoot/Genosse, wetenschap/Wissenschaft, paard/Pferd, koopman/Kaufmann, verbeteren/verbessern, koninkrijk/Königreich.
Satzbau und Sprachstruktur haben sich, abgesehen von grammatischen Vereinfachungen, im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.
Die alten niederfränkischen Dialekte sind in den Niederlanden mittlerweile stark zurückgedrängt worden. Nur das Limburgische genießt heute den Rang einer Regionalsprache. Die in den Niederlanden ebenfalls verbreiteten friesischen und niedersächsischen Mundarten werden noch stärker gepflegt. Sie beeinflussten die niederländische Standardsprache jedoch kaum.
Als Niederfränkisch bezeichnet man die Mehrzahl der in den Niederlanden gesprochenen Dialekte. Sie sind fränkischen Ursprungs und substanziell eng mit den rheinischen und moselfränkischen Mundarten des deutschen Sprachraums verwandt. Das Niederfränkische geht auf die altfränkischen (salischen) Mundarten zurück, denen auch das Hochdeutsche zugrunde liegt: Im Gefolge der Lautverschiebung entwickelten sie sich allmählich unter dem Einfluss anderer Stammesmundarten (Alemannisch, Bairisch) zum Althochdeutschen. Dessen Grundgepräge jedoch blieb fränkisch.
Ursprünglich zählte man das Niederfränkische gemeinsam mit dem Niedersächsischen zu den Niederdeutschen Mundarten (Niederdeutsch im weiteren Sinne). Weil die niederfränkischen Dialekte heute ganz überwiegend in den Niederlanden und in Belgien gesprochen werden, bezeichnet man sie heute meist nur noch als niederländische Dialekte. Das betrifft auch grenznahe Mundarten in Deutschland wie etwa das Kleverländische.
Die niederfränkischen Varietäten weisen aber nicht nur fränkische, sondern auch nordseegermanische (ingwäonische) Besonderheiten auf. Schon im frühen Mittelalter standen sich Niederfränkisch und Niedersächsisch sehr nahe. Die Franken unterwarfen den Stamm der Sachsen, wodurch das Niedersächsische allmählich zur deutschen Mundart wurde. Auch im Wortschatz näherten sich beide Idiome immer mehr an.
Als westgermanische Sprache ist das Niederländische ebenfalls mit dem Englischen (Angelsächsischen) und Friesischen verwandt. Die historisch jüngste westgermanische Sprache, das Afrikaans (früher „Kapholländisch“), das vor allem in Südafrika und Namibia gesprochen wird, ist ein unmittelbarer Spross des Niederländischen (siehe unten).
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hieß das heutige Niederländisch Nederduitsch („Niederdeutsch“) siehe hier. Erst danach setzte sich allmählich die Bezeichnung Nederlandsch (heute „Nederlands“) durch. Siehe auch: Niederländisch (Name)
[Bearbeiten] Sprachgeschichte
Die Sprachgeschichte wird häufig in folgende Phasen unterteilt:
- Als Altniederländisch (ca. 800-1100) bezeichnet man die im heutigen niederländischen Sprachgebiet beheimateten istwäonischen (altfränkischen) Dialekte. Sie sind nur spärlich belegt.
- Unter Mittelniederländisch (ca. 1100-1500) versteht man die teils verschrifteten flämischen und brabantischen Mundarten des Niederfränkischen. Aus dieser Zeit sind bedeutende Werke der höfischen und ritterlichen Dichtung überliefert. Das Mittelniederländische wurde gemeinhin „Dietsch“ oder „Duutsch“ genannt.
- Das Neuniederländische (ab dem 16. Jahrhundert) beruht auf holländischen und brabantischen Schriftdialekten des Niederländischen, auf deren Grundlage sich die moderne niederländische Standardsprache gebildet hat. Das ältere Niederländisch wird gemeinsam mit dem Niederdeutschen des niedersächsischen Raumes häufig unter dem Begriff Mittelniederdeutsch zusammengefasst, da beide Idiome bis auf einige Besonderheiten formal weitgehend übereinstimmten. Wegen der Eigenstaatlichkeit, des zunehmenden Niedergangs des Niederdeutschen in Norddeutschland und der Entstehung einer echten Sprachgrenze entwickelte sich das Niederländische schließlich zur modernen Standardsprache (Algemeen Beschaafd Nederlands, heute Standaardnederlands).
Ein zentrales Ereignis in der niederländischen Sprachgeschichte war die Anfertigung der „Statenbijbel“ (=Staatenbibel) zwischen 1618 und 1637. Ihr kommt eine ähnliche Bedeutung zu wie der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers. Die Übersetzung erfolgte auf Geheiß der Dordrechter Synode und orientierte sich an den authentischen griechischen Textquellen. Die Bibelübersetzung trug wesentlich zur Vereinheitlichung der Sprache bei.
Weitere bedeutsame Veröffentlichungen, die die Entstehung der Einheitssprache beeinflussten, waren die erste niederländische Grammatikfibel Twe-sprack vande Nederduitsche letterkunst, die Hendrik Laurenszoon Spieghel mit anderen Mitgliedern der angesehenen Amsterdamer „Rederijkerskamer“ um das Jahr 1584 erarbeitete und das Grundlagenwerk Aanleidinghe ter Nederduitsche Dichtkunste, verfasst von Joost van den Vondel im Jahre 1650.
[Bearbeiten] Wortschatz
- Die breite Masse der Wörter wird ähnlich geschrieben wie im Deutschen (unter Berücksichtigung der Lautverschiebung) und hat weitgehend die gleiche Bedeutung:
- recht, beledigen, gevaar, verwant, kaal, verbergen, ergernis (=Ärgernis), geduld, angst, brief, schuld, geld, jagen, kind, nacht, morgen, arbeid, aanvangen, begeleiden, burgemeester, handel, bericht, niemand, liefde (= Liebe), bescheiden, gerucht (Gerücht), bewegen, krijgsgevangen, verdrag, geheim, verraad, dienst ...
- Einige Wörter werden ähnlich geschrieben, haben jedoch eine im Deutschen andere Bedeutung (die niederländische Bedeutung ist im Deutschen oft veraltet):
- aandacht - Aufmerksamkeit; aanleiding - Anlass; beloven - versprechen (=geloben); vuilnis - Abfall, Müll („Fäulnis“); openbaar - öffentlich;
- Einige niederländische Wörter kommen sonst nur im Niederdeutschen vor:
- z. B.: steunen - stützen; laag (nederig) - niedrig; vaak - häufig, öfters; trekken - ziehen (auch mitteldeutsch); klaar - fertig, bereit; kwaad = boos - schlimm, unangenehm, böse, spijten - bedauern; waarschuwen - warnen (norddt. „wahrschauen“); vergleiche auch kroeg = Gaststätte, Schenke (Dorfkrug)
- Eine Anzahl von Wörtern ist im Deutschen veraltet:
- verbazen - sich wundern, erstaunt sein; kiezen - (er)wählen (vgl. engl. „choose“)-(küren, die Kür); oorlog - Krieg, „Orlog“; lenen - leihen, entlehnen; eeuw - Jahrhundert (Ära); oogst - Ernte, Erntemonat (August); lente - Lenz, Frühling; aanbevelen - empfehlen, eisen - fordern, verlangen (heischen, auch „eischen“); gedrag - das Benehmen, Betragen; rust - Ruhe, Rast (dichterisch, mundartl., ansonsten veraltet: „Rüste“)
- Das Niederländische hat zahlreiche Wörter aus anderen Sprachen entlehnt; besonders bedeutend sind die Wörter, die seit dem frühen 18. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen wurden; die angestammten Wörter blieben daneben in aller Regel gleichberechtigt erhalten (wir haben sie in unserer Auswahl nach dem Schrägstrich aufgeführt):
- kwestie/vraag - Frage; succes/(goed) gevolg - Erfolg; soelaas/troost - Trost, Linderung; kleur/verf - Farbe; vakantie/verlof - Urlaub (das Wort „Urlaub“ leitet sich von „erlauben“ ab; also der Erlaubnis, der Arbeit fernzubleiben und sich freizunehmen; eine ältere Variante von „Erlaubnis“ ist das Wort „Verlaub“, niederdt./niederländ. verlof, vergleiche veroorloven = erlauben). Einige Wörter französischen Ursprungs sind vollkommen an die niederländische Phonologie angepasst worden: So geht das Wort krant („Zeitung“) auf das französische courant, das Wort vel („Blatt“) auf feuille, das Wort klant („Kunde“) auf client zurück.
- Auch der niederländische Wortschatz hat seit Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Anglizismen aufgenommen, insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Informatik und in der Jugendsprache. Da das Niederländische sich flexibel an die Aussprache anpasst, weicht die Schreibweise häufig vom englischen Original ab.
- Nicht zuletzt findet sich im Niederländischen auch eine beachtliche Anzahl deutscher Entlehnungen. Angesichts der nahen Verwandtschaft beider Sprachen wurden oft ganze Phrasen ins Niederländische übertragen und an die lautlichen Gegebenheiten angepasst, z. B. aanstalten maken, tijdschrift (=Zeitschrift); bei der folgenden Auswahl beschränken wir uns auf direkt übernommene Wörter:
- kelner, ober(kelner), kotsen, schwung, überhaupt, sowieso, streber, schwalbe (Fußball!), sehnsucht, schnitzel, schnaps, krimi, kitsch, krach, bühne, quatsch, putsch, schminken, umlaut, schlager...
Die meisten Partikeln sind ebenso germanischer Herkunft: tot - (bis) zu; net - genau (wie); dus - also, doch; maar - aber; er - da, davon, dort / sehr, gar (steigernde Bedeutung)...es wird meist nicht übersetzt); Wörter wie golf (Welle) oder vastenavond (Karneval, „Fastenabend“) sind rheinisch-niederfränkischen Ursprungs. Mittelhochdeutsche Wörter, die ins Mittelniederdeutsche gelangten, finden sich auch noch im heutigen Niederländischen. Wegen der ständigen Kontakte auch zu hochdeutschen Sprachvarianten bis in die frühneuhochdeutsche Zeit gibt es heute noch viele markante Übereinstimmungen zwischen Deutsch und Niederländisch über die Wortverwandtschaft hinaus (gemeinsame Redewendungen, Sprichwörter etc.)
[Bearbeiten] Deutsch-Niederländischer Lautvergleich
Das Niederländische verfügt ähnlich wie das Niederdeutsche gegenüber dem Hochdeutschen über einige lautliche Eigenheiten, die meist mit der zweiten (oder hochdeutschen) Lautverschiebung zusammenhängen:
[Bearbeiten] Unterschiede, die durch die Hochdeutsche Lautverschiebung entstanden
- p am Wortanfang entspricht hochdeutsch pf („poot“/„Pfote“); p im Wortinneren erscheint als f bzw. ff („slapen“/„schlafen“; „peper“/„Pfeffer“), pp im Wortinneren als pf („appel“/„Apfel“), p am Wortende als f („dorp“/„Dorf“)
- t am Wortanfang = z („tellen“/„zählen“), t im Wortinneren und am Wortende = ss („water“/„Wasser“), tt erscheint als tz („zitten“/„sitzen“); nach Konsonanten auch als z („smart“/„Schmerz“; „barmhartig“/„barmherzig“)
- k im Wortinneren und am Wortende = ch („steken“/„stechen“; „kerk“/„Kirche“)
- v und f im Wortinneren und am Wortende erscheinen im Hochdeutschen als b („streven“/„streben“; „half“/„halb“). f taucht fast nur am Wortende und im Wortinneren auf, dort meist als ff („straffen“/„strafen“).
- d bzw. dd erscheint nach oder zwischen Vokalen als t, tt oder dt („raden“/„raten“; „bidden“/„bitten“; „stad“/„Stadt“)
Von der Hochdeutschen Lautverschiebung sind u.a. folgende Suffixe und Lautgruppen betroffen:
- -heid entspricht dem deutschen -heit oder dem daraus hervorgegangenen -keit („mensheid“/„Menschheit“; „vriendelijkheid“/„Freundlichkeit“)
- -schap entspricht -schaft („gemeenschap“/„Gemeinschaft“)
- dw- bzw. tw- entsprechen hochdeutsch zw- („dwingen“/„zwingen“, „twijn“/„Zwirn“)
Ebenfalls betroffen sind die Vorsilben op- (auf-), af- (ab-), uit- (aus-), ter- (zer-) und terug- (zurück-).
[Bearbeiten] Sonstige Unterschiede
- v ist meist gleichzusetzen mit deutsch f („vangen“/„fangen“; „veld“/„Feld“)
- s am Wortende und ss zwischen zwei Vokalen erscheinen entweder als sch („vis“/„Fisch“; „wassen“/„waschen“) oder als chs („wassen“/„wachsen“ = doppeldeutiges Wort! ; „vlas“/„Flachs“)
- ts erscheint im Deutschen als tz („flits“/„Blitz“; „spits“/„Spitze“)
- z hat im Niederländischen den Lautwert s („gezellig“/„gesellig“; „zon“/„Sonne“)
- ee entspricht eh („eerlijk“/„ehrlich“) oder ei („een“/„ein“)
- ou entspricht dem deutschen al / ol („houden“/„halten“; „woud“/„Wald“; „hout“/„Holz“)
- cht erscheint im Hochdeutschen oft als ft („kracht“/„Kraft“; „hechten“/„heften“).
- -komst entspricht -kunft („toekomst“/„Zukunft“)
- -ing ist gleichbedeutend mit deutsch -ung („behandeling“/„Behandlung“)
- ont- findet seine Entsprechung im deutschen emp- oder ent- („ontvangst“/„Empfang“; „ontwikkelen“/„entwickeln“)
- her- ist eine Vorsilbe mit der Grundbedeutung „wieder, zurück“. Im Niederländischen ist diese Form öfter anzufinden als im Deutschen: „herinnering“/„Erinnerung“; „herhalen“/„wiederholen“. Es gibt jedoch auch einige er-Wörter: ervaren, erbarmen, erkennen.
Präfixe, die im Deutschen und im Niederländischen ähnlich sind, sind om- (um-), in- (ein-) und bij- (bei-). Gleich geschrieben werden be-, ver- und ge-
[Bearbeiten] Verbreitung
Niederländisch ist heute Muttersprache von etwa 25 Millionen Menschen. Amtssprache ist es in folgenden Staaten (die Zahl gibt die ungefähre Zahl der Muttersprachler an):
- Niederlande: 16 Millionen
- Belgien: 6,2 Millionen (60% aller Belgier) (dort auch Flämisch genannt)
- Suriname: 0,4 Millionen (ca. 60 %; andere wichtige Sprache: Sranan Tongo)
- Niederländische Antillen (ein „autonomer Staat“ innerhalb des Königreichs der Niederlande): Nur eine Minderheit der 217.000 Einwohner spricht die Amtssprache Niederländisch als Muttersprache. Die Mehrheit spricht Papiamentu, eine Kreolsprache. Die Niederländischen Antillen sind eine Inselgruppe in der Karibik und bestehen aus Bonaire, Curaçao (zusammen mit Aruba auch „ABC-Inseln“ genannt), Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten (der größere Teil von Sint Maarten gehört unter dem Namen Saint-Martin zu Frankreich).
- Aruba: Die Mehrheit der 95.000 Einwohner spricht Papiamentu. Aruba trennte sich offiziell 1986 von den Niederländischen Antillen ab und wurde zu einem eigenen „autonomen Staat“ innerhalb des Königreichs der Niederlande.
Der Language Code ist nl
beziehungsweise dut
oder nla
(nach ISO 639); dum
ist der Code für Mittelniederländisch (etwa 1050-1350).
Oft nennen auch Niederländer die niederländische Sprache Holländisch, obwohl der Holländische Dialekt eigentlich nur ein größerer Dialekt des Niederländischen ist. Das moderne Standard-Niederländische ist stark vom Dialekt des früher mächtigsten Bundesstaates Holland (heute die Provinzen Nord- und Südholland) geprägt. Von den Dialekten der anderen früheren Bundesstaaten, außer dem reichen und einflussreichen belgischen Brabant, findet man im modernen Niederländisch weniger wieder.
Es gibt viele Niederländer, die als Muttersprache zu Hause friesische Varietäten sprechen. Sie lernen Niederländisch als Zweitsprache in der Schule und nennen es Holländisch, die Sprache der holländischen Provinzen.
Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niedersächsischen. Es gibt jedoch Linguisten, die sie aufgrund des heutigen Dialektstands als niederländische Varietäten betrachten, und nicht als deutsche, da das Niederländische als Dachsprache einen erheblichen Einfluss auf die Varietäten in den Niederlanden ausübt.
Umgekehrt sind die ursprünglichen Mundarten des deutschen Niederrheins, des westlichen Ruhrgebiets, sowie Teile des Bergischen Landes historisch gesehen niederfränkisch bzw. niederländisch (alle fränkischen Mundarten nördlich der Uerdinger Linie). Insbesondere die früher in Deutschland gesprochenen Kleverländischen Dialekte gelten oft als niederländische Mundarten. In den meisten Schulen des heutigen bundesdeutschen Kreises Kleve war Niederländisch bzw. Kleverländisch bis ins 19. Jahrhundert Unterrichtssprache.[1]
In Belgien sprechen die Flamen, also die Bewohner des im nördlichen Teil Belgiens gelegenen Landesteils Flandern, die flämischen Dialekte des Niederländischen. Als Amts- und Schriftsprache wird jedoch in Flandern ebenso wie in den Niederlanden die niederländische Standardsprache verwendet.
Die Niederlande und Belgien haben am 9. September 1980 die so genannte Niederländische Sprachunion (Nederlandse Taalunie) geschaffen. Diese soll gewährleisten, dass eine gemeinsame Rechtschreibung und Grammatik fortbesteht und die Sprache gepflegt wird. Seit dem 12. Dezember 2003 ist auch Suriname Mitglied der Nederlandse Taalunie. Selbstverständlich gibt es regionale Eigenarten zwischen der niederländischen und der belgisch-flämischen Variante der Standardsprache. Die flämischen Dialekte selbst werden untergliedert in Westflämisch, Ostflämisch und Seeländisch (Zeeuws).
In der Provinz Nord-Pas de Calais im äußersten Nordwestzipfel von Frankreich, im Grenzgebiet zu Belgien, leben ca. 80-120.000 Menschen, die mit der westflämischen Variante des Niederländischen (sogenanntes „Westhoek-Flämisch“) aufwachsen.
Ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas (die Buren) und ebenso zahlreiche südafrikanische Farbige sprechen mit Afrikaans eine aus dem Niederländischen entstammende Halbkreolsprache, neben Xhosa und Zulu ist Afrikaans die meistverbreitete Sprache in der Republik Südafrika.
Darüber hinaus ist Niederländisch in Indonesien und Neuguinea eine verbreitete Zweitsprache (in der älteren Generation vor Englisch). Für Studenten der Rechtswissenschaft in Indonesien ist Niederländisch Teil des Curriculums. Die Niederlande waren dort zwischen 1602 und 1945 Kolonialmacht.
[Bearbeiten] Die Stellung des Niederländischen im Westgermanischen
Mit dem Niederländischen engstens verwandt sind außer Afrikaans, der Sprache der Buren (niederl. boeren) und der Farbigen in Südafrika, auch die verschiedenen Kreolsprachen in Suriname, Guayana und auf den Westindischen Inseln so wie die Niederfränkischen Dialekte am Niederrhein (siehe auch Niederrheinische Sprache).
Das Niederländische gehört ebenso wie das Niederdeutsche und das Hochdeutsche zum Dialektkontinuum der kontinentalen westgermanischen Sprachen. Allerdings bestehen heutzutage zwischen dem Niederländischen und dem Standarddeutschen erhebliche phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede, d. h. Unterschiede im Wortschatz, so heißt im Niederländischen (und im niedersächsisch/plattdeutschen) verstopt versteckt und verstopft, monster Probe/Muster und bellen klingeln. Das Niederländische machte die Entwicklung zur hochdeutschen Schriftsprache nicht mit und entwickelte sich aufgrund der Eigenständigkeit des Landes, des prosperierenden Welthandels zwischen Mutterland und Kolonien und durch der Entwicklung einer umfangreichen eigenen Literatur anders als etwa Bairisch oder Niederdeutsch zu einer eigenständigen Ausbausprache. Die politische Trennung führte überdies zu einer getrennten Sprachentwicklungskontinuität einschließlich einer unterschiedlichen Dynamik der äußeren Sprachbeeinflussung (Entlehnungen), im Niederländischen finden sich deutlich mehr aus dem Französischen übernommene Wörter als im Deutschen, z. B. trottoir, perron, pagina, douane, vel (von feuille), portefeuille, fier gegenüber Bürgersteig, Bahnsteig, Seite, Zoll, Blatt, Brieftasche, stolz. Das Niederländische wird selbstverständlich als eigene Sprache angesehen.
Darüber hinaus besteht eine enge Verwandtschaft mit den Friesischen Sprachen. Mitunter wird sogar von manchen Autoren die Existenz einer ingväonischen Sprachgruppe postuliert, die neben den niederdeutschen Sprachen (mit Niederländisch und Niedersächsisch) die friesischen und anglischen Sprachen umfasst, eine heute mehrheitlich aber nicht mehr vertretene These.
Hier eine kleine Auswahl niedersächsischer / niederländischer Wörter, die kein direktes Pendant in der hochdeutschen Alltagssprache haben:
achter - hinter (siehe aber: Achterdeck, achtern) / smeken - inständig bitten, flehen / aarzelen - zögern, zaudern / bezig - beschäftigt, geschäftig (vgl. engl. busy) / mooi - gut, toll, hübsch / wet - Gesetz / vaak - häufig, öfters / praten - reden, plaudern / plechtig - festlich, feierlich / fokken - züchten, aufziehen / buiten(=buten) - außen, außerhalb / veen - Sumpf, Moor / vandaag - heute / (van daag = vom Tag) elk, elkaar - jeder, einander / jullie - Ihr (2. Person Mehrzahl; von je lieden = ihr Leute) / noden, uitnodigen - einladen (altdeutsch: „zum Besuch nötigen bzw. überreden“)
[Bearbeiten] Die sprachhistorische Einordnung des Niederländischen
Über die sprachhistorische Einordnung des Niederländischen besteht keine Einigkeit, genauso wie keine Einigkeit besteht über die Sprachgeschichte der germanischen Sprachen.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich in der germanistischen historischen Linguistik das Modell der Wellentheorie etabliert, dass sich gegen Ende des ersten Jahrtausend innerhalb des mitteleuropäischen germanischen Dialektkontinuums drei sprachliche Innovationszentren herausgebildet hatten – das nordseegermanische (Vorläufer altniederdeutscher, altfriesischer und altenglischer Varietäten), das Weser-Rhein-germanische (Vorläufer altfränkischer Varietäten) und das elbgermanische (Vorläufer altbairischer, altalemannischer und langobardischer Varietäten) –, die in gegenseitigem Austausch standen und ineinander übergingen. Das Niederländische verbindet fränkische und nordseegermanische Einflüsse, wodurch nicht nur Gemeinsamkeiten mit niedersächsischen, sondern auch mit fränkischen Varietäten erklärt werden. Diese Theorie bildet außerdem ziemlich genau die politischen Lage Mitteleuropas vor der Zeit Karls des Großen ab.
Die Herausbildung der modernen Sprachen Niederländisch und Deutsch ist erst allmählich im Laufe der zunehmenden Staatenbildung und der zunehmenden Sprachstandardisierung erfolgt. Aus Gründen der Anschaulichkeit wird diese These bisweilen mittels eines Stammbaums dargestellt.[2]
Nach der traditionellen, aber mittlerweile in der historischen Linguistik nur noch selten vertretenen Ansicht werden das Niederländische und das Niederdeutsche zu einer gemeinsamen Gruppe zusammengefasst, die sich dadurch auszeichnet, dass sie weder an der 2. deutschen Lautverschiebung noch an den anglofriesischen Lautveränderungen teilgehabt hat. Für das Niederfränkische und das Niederdeutsche nach heutigem Verständnis (gemeint ist das Niedersächsische) wird nach diesem Modell eine gemeinsame Ursprache angesetzt. Die moderne Sprachwissenschaft lehnt dieses Modell jedoch weitgehend ab, weil die Einteilung anhand einzelner Lautveränderungen der komplexen sprachlichen Wirklichkeit nicht gerecht wird. Die Tatsache des Vorhandenseins von Sprachgruppen, die sich nicht durch gemeinsame Neuerungen auszeichnen, sondern gleichsam Restklassen darstellen, erscheint ebenso als unbefriedigendes methodisches Manko. Zudem erklärt dieses Modell zwar die Ähnlichkeiten des Niederländischen mit dem heutigen Niederdeutschen, nicht aber mit dem Mittelfränkischen. Dennoch ist diese Auffassung noch immer populär. Heute wird die Theorie einer gemeinsamen „niederdeutschen“ Ausgangssprache als falsch angesehen. Die Gemeinsamkeiten des Niederländischen und Niedersächsischen beruhen wohl vielmehr auf jahrhundertelangen Sprachkontakten und gemeinsamem Schriftgebrauch, die Ähnlichkeiten zwischen Nieder- und Mittelfränkisch hingegen auf genuiner Verwandtschaft.
Das historische Niederdeutsch (Niederfränkisch und Niedersächsisch) und die niederländische Sprache vergangener Jahrhunderte (die damals ebenfalls offiziell Nederduitsch genannt wurde) bildeten einen Sprachverband, der durch den Hansebund auch im Bereich des Schriftverkehrs zutage trat. Eine eindeutige Abgrenzung zwischen den einzelnen Schriftgebräuchen war kaum möglich, zumal die heutigen Niederlande bis 1648 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Römisch-Deutsches Kaiserreich) gehörten. Aus diesem Grunde werden die historischen Vorläufer des Niederländischen einschließlich der Mundarten noch heute oft dem Niederdeutschen zugerechnet, wie es früher allgemeine Sitte war.
[Bearbeiten] Niederländisch und Niederdeutsch
Das Niederländische und das Niederdeutsche (im engeren Sinne, also das Niederdeutsche auf Grundlage des Niedersächsischen) haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Male sprachlich beeinflusst. Das besondere an dieser Beeinflussung ist, dass sich hier zwei ziemlich eng verwandte, d.h. sehr ähnliche Sprachvarianten gegenseitig beeinflussten, was eine nachträgliche sprachwissenschaftliche Bewertung dessen, was eigenständige Neuerung und was Entlehnung ist, nahezu unmöglich macht.
Die Richtung des Einflussses erfolgte (aufgrund der starken politischen Bedeutung der westlichen Sprachvarietät in den frühen Niederlanden) meistens in Gestalt eines Einflusses des Niederländischen auf das kaum standardisierte und heterogene Niederdeutsche, aber nur selten in umgekehrter Richtung. [3]
[Bearbeiten] Abgrenzung Niederländisch und Niederdeutsch
In der altniederdeutschen und altniederländischen Zeit ist es schwierig, diese beiden Sprachen voneinander abzugrenzen. Zum Einen gründete sich dieses in der (phonetischen) Ähnlichkeit der beiden Sprachen. Zum Anderen kommt das daher, dass im ostniederländischen Raum, in dem eine Sprachgrenze oder ein Übergangsgebiet ungefähr liegen könnte, die alte schriftliche Überlieferung ziemlich dürftig ist. Man behilft sich dann gerne mit den heutigen Mundarten und überprüft, ob sie typisch „sächsische“ Kennzeichen haben, wie z.B. den Einheitsplural bei den Verben: wi maakt (sächsisch) gegenüber wi maken (niederfränkisch). Siehe auch Einheitsplurallinie. So bleibt der genaue altniederdeutsche Grenzverlauf ziemlich unsicher. [4]
In historischer Zeit war die heutige Staatsgrenze keine Sprachgrenze. Im Süden gab es die niederrheinischen Dialekte, die sprachhistorisch und typologisch zum Niederländischen gerechnet werden können. Weiter im Norden gab es die ostniederländischen Dialekte, die zum Niederdeutschen gerechnet werden können. Die ostniederländischen Mundarten bildeten also eine sprachhistorische Einheit mit dem Westmünsterländischen und dem Emsländischen. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde die Staatsgrenze zu einer relativ stabilen Dialektgrenze. [4]
Beim modernen Niederdeutschen spielt die Frage nach der Überdachung durch eine Schriftsprache eine wichtige Rolle. Die heutige Sprachwissenschaft ist überwiegend der Auffassung, dass nur die Dialekte aus dem Gebiet der deutschen Kultursprache niederdeutsch sind, also die norddeutschen (Niedersächsische Sprache). Dieser modernen Sichtweise folgt auch der Artikel. Daneben existiert noch die traditionelle Auffassung, wonach das Niederfränkische dem Niederdeutschen zugerechnet wird (Niederdeutsch im weiteren Sinne). Dort, wo das Niederländische die Kultursprache ist, sind die „sächsischen“ Dialekte als niederländische Dialekte aufzufassen, schreibt Dieter Stellmacher. [5]
In moderner Fachliteratur über das moderne Niederdeutsche werden die Dialekte der nordöstlichen Niederlande dann auch überwiegend ausgeklammert (z.B. bei W. Sanders, D. Stellmacher und Cordes/Möhn).
Die Frage der Scheidung beider Dialekträume ist bis in die Gegenwart hochpolitisch, da sie die Frage der nationalen Integrität berührt. Eine objektive Behandlung der Frage des Verhältnisses zwischen Niederländisch und Niederdeutsch ist aufgrund des immer noch weit verbreiteten nationalistischen Denkens (eine Sprache = eine Nation) stark erschwert. Die Annektierung der Niederlande durch den Nationalsozialismus und die mit ihr verbreiteten pseudowissenschaftlichen Argumente sowie der verständliche und notwendige Widerstand gegen diese Heim ins Reich-Propaganda unterliegen jedoch beide dem grundsätzlichen Kategorienfehler, dass jegliche Verknüpfung sprachlicher Befunde mit Fragen der nationalen Identität im Grunde unmöglich und unsinnig ist.
[Bearbeiten] Niederländischer Einfluss auf die niederdeutsche Volkssprache
[Bearbeiten] Siedlung
Im 12. Jahrhundert sind vergleichsweise viele Niederländer aus ihrer Heimat ausgewandert, unter Anderem nach Norddeutschland. Die Auswanderer waren hauptsächlich Bauern und Wasserbaukundige.
[Bearbeiten] *Brandenburg
Ein wichtiges Siedlungsgebiet war der Raum zwischen Elbe, Havel und Saale. Einige Siedler werden in damaligen Texten Hollandrenses, Hollandri und ähnlich genannt, dürften also aus der Region Holland gekommen sein. Andere werden als Flamen (Flandrenses) bezeichnet, was damals keine Bezeichnung für alle niederländischsprachigen Belgier war, sondern nur galt für die Menschen von der Nordseeküste bis zur Schelde, bestenfalls bis zur Dender. Das Gebiet Fläming ist nach diesen Siedlern benannt. [3]
Zum Teil haben die Siedler ihre Orte nach niederländischen Orten benannt. Beispiele:
- Finken (benannt nach Vinkem, Vinkt (Flandern))
- Wendgraben, früher Groeden, benannt nach Groede (Zeeland)
- Häsewig, benannt nach Heeswijk (Nordbrabant)
- Kalow, benannt nach Kallo (Antwerpen)
- Krägen, früher Craienhem, benannt nach Kraainem (Brabant)
- Muntenache, benannt nach Montenaken (Limburg)
- Rabenstein, benannt nach Ravenstein (Nordbrabant)
- Roßlau, benannt nach Reuzel (Nordbrabant)
- Gentha, benannt nach Gent (Betuwe) [3]
Die beiden Kerngebiete der niederländischen Siedler waren:
- der Elbe-Havel-Raum (östliche Altmark mit Stendal und Wische, die beiden Kreise Jerichow)
- der Fläming mit dem Zerbster Gebiet am Elbknie und von der Mulde bis zur Elbe (Dessau, Dübener Heide)
Von der mittleren Elbe und der unteren Saale haben sich niederländische Einflüsse nach Osten ausgedehnt, oft den ganzen brandenburgischen Raum erreicht. [3]
Auch in den Dialekten haben diese niederländischen Siedler ihre Spuren hinterlassen. So gibt es in Brandenburg ein größeres Dialektgebiet, in dem der Maulwurf Moll genannt wird, während die umringenden Gebiete andere Namen verwenden. Diese Bezeichnung für den Maulwurf kommt vom niederländischen Wort mol („Maulwurf“). [4]
[Bearbeiten] *Elb- und Wesermarschen, Ostholstein
Ab dem 12. Jahrhundert haben Niederländer an der Urbarmachung und Kultivierung der Weser- und Elbmarschen gearbeitet, besonders im Auftrag der Bischöfe von Bremen und Hamburg. Eine Folge dieser Tätigkeit und Siedlung sind Ortsnamen wie Hollerland (Hollandria) östlich von Bremen. Siehe auch Geschichte von Osterholz-Scharmbeck. Verglichen mit dem sprachlichen Einfluss auf Brandenburg gibt es hier viele Ausdrücke, die mit Entwässerung und Deichbau zu tun haben. Beispiele dafür sind die Wörter Schleuse und Deich, die nun nicht nur im Niederdeutschen, sondern auch im Hochdeutschen vorkommen. [3]
[Bearbeiten] *Mennoniten und Reformierte
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte die Schreckensherrschaft des Herzogs von Alba in den Spanischen Niederlanden ein, was dazu führte, dass besonders Mennoniten und Reformierte das Land verließen. Im niederdeutschen Raum haben sie besonders an der unteren Weichsel ihre sprachlichen Spuren hinterlassen, im Gebiet um Danzig und Elbing und flussaufwärts bis Thorn. Die Mennoniten haben am längsten an ihrer alten Sprache festgehalten. In Danzig verschwand das Niederländische als Kirchensprache um 1800. Als gesprochene Sprache übernahmen die Mennoniten das Weichselplatt, dessen Wortschatz sie allerdings schon beeinflusst hatten. Als Schriftsprache übernahmen sie das Hochdeutsche. Dieses Weichselplatt nahmen die Mennoniten auf ihren Migrationen nach Russland, Kanada und anderswo mit. [3]
[Bearbeiten] Fernentlehnung
Schon in der Zeit der Hanse kam es wegen der Handelsbeziehungen zu niederländischen Entlehnungen ins Niederdeutsche. Nach der Befreiung von der spanischen Herrschaft wuchs die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Gebietes Holland (der Grafschaft Holland). Siehe auch Achtzigjähriger Krieg und Geschichte der Niederlande. In der Zeit nahm auch der niederländische Einfluss auf das Niederdeutsche zu. Dieser Einfluss kam vor Allem durch Handelsbeziehungen und Schifffahrt zustande, aber auch durch die Anwesenheit von niederländischen Glaubensflüchtlingen in norddeutschen Städten. Viele niederländischen Wörter wurden in die niederdeutsche Seemannssprache und Handelssprache übernommen und gelangten von dort aus ins Deutsche. [3]
[Bearbeiten] Grenznachbarschaft
Das Gebiet zwischen Emden und Bocholt grenzte unmittelbar an die niederländische Republik. Als die niederländische Republik nach der Befreiung von der spanischen Herrschaft erstarkte, nahmen auch die Kontakte dieses westniederdeutschen Gebietes zur niederländischen Republik zu. Der Einfluss des Niederländischen auf diese beiden westdeutschen Gebiete steht im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Region Holland zum sprachlichen, politischen und kulturellen Vorreiter in den Niederlanden. Die ostniederländischen Regionen gerieten ebenso unter den Einfluss Hollands wie diese beiden deutschen Gebiete. Dieser starke holländische Einfluss auf die übrigen Teile der Niederlande nennt man auch „Holländische Expansion“. [3]
[Bearbeiten] *Ostfriesland
Im Südwesten von Ostfriesland gab es einen besonders starken niederländischen Einfluss.
- Über See, also über die Hafenstadt Emden gab es Möglichkeiten zu Sprachkontakten.
- Darüberhinaus gab es in Ostfriesland viele niederländische Emigranten.
- Der Südwesten von Ostfriesland, also der Raum Emden, hatte den reformierten Glauben angenommen, im Gegensatz zum Raum Aurich. Dadurch gab es eine konfessionelle Gemeinsamkeit mit der niederländischen Republik, in der die Reformierten zwar nicht die Bevölkerungsmehrheit stellten, aber den Staat dennoch prägen konnten. Außerdem waren die ostfriesischen Reformierten aus politischen Gründen angewiesen auf die Unterstützung und den Schutz der niederländischen Republik. Bei den ostfriesischen Reformierten war das Niederländische ab ca. 1650 Kirchen-, Schul- und Schriftsprache. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es unter preußischem Druck durch das Deutsche ersetzt.
- Im 19. Jahrhundert zogen viele Saisonarbeiter in die Niederlande, um dort zu arbeiten.
Die niederländischen Wörter waren im Südwesten von Ostfriesland am häufigsten und wurden zum Nordosten hin seltener. Teils war die Konfessionsgrenze zwischen Südwest und Nordost auch eine Sprachgrenze, teils waren niederländische Wörter auch in nicht-reformierten Gebieten zu finden. [3]
[Bearbeiten] *Grafschaft Bentheim
Die Grafschaft Bentheim, an der Grenze der niederländischen Republik, ging 1588 zum reformierten Glauben über. Um 1650 ersetzte das Niederländische dort das Deutsche als Kirchen-, Schul- und Schriftsprache. Als Kirchen- und Schulsprache wurde das Niederländische dort länger verwendet als in Ostfriesland. Deshalb war der niederländische Einfluss auf die Volkssprache in der Grafschaft auch größer als in Ostfriesland. Außerdem gab es die Handelsschifffahrt auf der Vechte, also enge Handelsbeziehungen mit der ostniederländischen Stadt Zwolle. Ein Beispiel für den Einfluss der Schul- und Kirchensprache ist das Wort tien („zehn“), das wegen seiner Lautgestalt nicht aus den ostniederländischen Mundarten stammen kann, sondern aus der niederländischen Standardsprache. [3]
[Bearbeiten] *Westliches Münsterland
Auch im westlichen Münsterland hat das Niederländische die örtlichen niederdeutschen Dialekte beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist die westfälische Brechung. Eine Besonderheit des Westfälischen ist die Brechung von Vokalen, also eine Form von Diphthongierung. Diese Brechung kam früher auch im Osten der Niederlande vor. Sie wurde aber im Osten der Niederlande und im Westen des Münsterlandes (in einem schmalen Grenzstreifen zwischen Essen und Lingen) unter niederländischem Einfluss zurückgedrängt, und die „gebrochenen“ Kurzdiphthonge wurden dort durch normale Kurzvokale ersetzt. Beispiel: bruoken wurde zu brokken. [3]
[Bearbeiten] Abnahme des niederländischen Einflusses
Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts spielt die deutsch-niederländische Staatsgrenze eine größere Rolle. Westlich der Staatsgrenze wird der Einfluss der niederländischen Standardsprache größer, während östlich der Grenze der niederländische Einfluss durch die deutsche Standardsprache und durch östlichere Dialekte begrenzt wird. So gibt es niederländische Wörter, die früher im westniederdeutschen Sprachraum weit verbreitet waren, aber jetzt nur noch in westniederdeutschen Grenzdialekten zu finden sind. Beispiele:
- westlich Wiel/Wêl („Rad“, ndl. wiel) statt östlich Rad
- westlich wachten („warten“, ndl. wachten) statt östlich töven
- westlich trecken („ziehen“, ndl. trekken) statt östlich tên [3]
[Bearbeiten] Niederländischer Einfluss auf die niederdeutsche Schreibsprache
Der niederländische Einfluss auf das geschriebene Niederdeutsch war wesentlich geringer als der Einfluss auf das gesprochene Niederdeutsch. Das hängt auch damit zusammen, dass das Niederdeutsche als Schriftsprache vom Hochdeutschen verdrängt wurde. Auch bei der Neubelebung der niederdeutschen Literatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielte das Niederländische keine Rolle. [3]
In den ältesten Texten auf Hamburger Niederdeutsch nimmt man flämischen Einfluss an. In Flandern hatte sich schon Ende des 13. Jahrhunderts eine volkssprachliche Schreibtradition gefestigt. Der flämische Einfluss auf die älteste Hamburger Schriftsprache zeigt sich im Dehnungs-E (z.B. ae für langes a), sowie in den Schreibweisen gh (statt g), cgh, ggh und ngh. Allerdings ist es schwierig, niederländische, kölnische und südwestfälische Einflüsse deutlich auseinander zu halten. [3]
Im 15. und frühen 16. Jahrhundert war die religiöse Bewegung Devotio Moderna sehr aktiv. Ihre Schriftsprache befand sich zwischen dem Mittelniederdeutschen und dem Mittelniederländischen. Diese Schriftsprache wurde nicht nur im Osten der Niederlande, sondern auch in Westfalen verwendet, sodass manche Schriften aus Westfalen stark niederländisch geprägt sind. [3]
[Bearbeiten] Niederdeutscher Einfluss auf das Niederländische
Der Einfluss des Niederdeutschen auf das Niederländische ist vergleichsweise gering. Eine mögliche Quelle dieser Beeinflussung könnte die so genannte „Westfälische Expansion“ sein, die besonders der niederländische Sprachwissenschaftler K. H. Heeroma angenommen hat. Diese angenommene Westfälische Expansion beinhaltet, dass westfälische Spracheigenschaften, besonders aus dem Wortschatz, im 10., 11. und 12. Jahrhundert weiter nach Westen getragen wurden[4]. Allerdings kann man diese sprachliche Expansion auch als innerniederdeutsche Erscheinung betrachten. Eine weitere mögliche Quelle sind die ostniederländischen Dialekte, die einen Teil zum standardniederländischen Wortschatz beigetragen haben. Siehe auch Neuniederländisch. [3]
Die niederdeutschen Wörter, die nach ca. 1500 ins Niederländische gelangt sind, sind bereits Teil eines allgemeinen deutschen Einflusses auf das Niederländische. In dieser Periode wurden aus der Sprache deutscher Söldner und Landsknechte viele hochdeutsche und niederdeutsche Ausdrücke übernommen. Beispiele: lont („Lunte“), pulver („Pulver“), ransel („Ranzen“, „Tornister“), tonder („Zunder“, heute tondel). Auch mehrere niederdeutsche Ausdrücke in der Kneipensprache stammen wohl von deutschen Söldnern oder niederdeutschen Einwanderern. Beispiele: kroeg („Krug“ im Sinne von „Kneipe“), troef („Trumpf“), schransen (neuniederdeutsch „schrantsen“, also „gierig essen“), snoepen („naschen“). [3]
[Bearbeiten] Dialekte des Niederländischen, Entwicklung der Schriftsprache
Die in den Niederlanden, Belgien und Frankreich gesprochenen niederländischen Dialekte lassen sich in die Hauptdialektgruppen Niederfränkisch, Niedersächsisch, Ripuarisch und Westfriesisch gliedern. Diese gehören mit Ausnahme des Westfriesischen zum „niederländisch-deutschen“ Dialektkontinuum des (West-)Germanischen.
Die niederfränkische Mundarten machen den weitaus größten Teil der niederländischen Dialekte der Niederlande, Belgiens und Frankreichs (als deutsche Mundarten werden sie auch in einem kleinen Teil Nordrhein-Westfalens gesprochen). Eine leicht vom Friesischen beeinflusste Varianz des Niederfränkischen ist Basis für die Niederländische Standardsprache. Zu den wichtigsten Dialektgruppen zählen Holländisch, Brabantisch-Ostflämisch, Westflämisch-Seeländisch und Südniederfränkisch.
Niedersächsische Dialekte werden in nordöstlichen Gegenden der Niederlanden gesprochen (sowie beinahe im gesamten niederdeutschen Gebiet der alten Bundesrepublik).
Das Ripuarische wird nur in einem sehr kleinen Gebiet zwischen Maastricht und Aachen gesprochen (in Deutschland nimmt es einen weitaus größeren Teil ein und beinhaltet auch den bekannten Kölner Stadtdialekt Kölsch).
Schon vor Jahrhunderten bestand eine Kluft zwischen der „Volkssprache“ (Holländisch, Brabantisch, Limburgisch, Flämisch) und Schriftsprache. Diese Trennlinie markierte lange Zeit die Grenze zwischen Mundart und Hochsprache. Heute sind die Mundarten weitgehend bedeutungslos (Ausnahme: Mundarten in Belgien, Limburgische Sprache) und zu umgangssprachlichen Ablegern der Standardsprache geworden (sog. „streektalen“). Schon das Holländische des 19. Jahrhunderts war nur noch ein „Fassadendialekt“. Durch das für damalige Zeiten hohe Bildungsniveau in der holländischen „Randstad“ (Ballungszone) wurden die Mundarten ins bäuerliche Hinterland zurückgedrängt - in der Stadt sprach man die elegante „Nederduitsche Taal“.
Es ist zu beobachten, dass sich vor allem die jüngeren, dialektunkundigen Deutschen und Niederländer entweder auf Hochdeutsch, aber auch auf Englisch unterhalten. Allerdings wird in den Niederlanden an fast jeder Schule auch Deutsch (Standarddeutsch) gelehrt. In den Grenzgebieten der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein zunehmendes Angebot von schulischem Niederländischunterricht, teilweise bilingual bzw. in Leistungskursen.
[Bearbeiten] Rechtschreibung und Aussprache
Die niederländische Rechtschreibung ist weitgehend phonematisch. Auch Fremdwörter werden dementsprechend angeglichen.exclusief, fotografie, techniek, etnologie, muziek, recreatie.
Von grundlegender Bedeutung ist im Niederländischen die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Silben (open/gesloten lettergrepen):
- Offene Silben enden auf einen Vokal, wie beispielsweise die erste Silbe des Wortes geven (geben): ge-ven
- Geschlossene Silben enden auf einen Konsonanten, wie beispielsweise das einsilbige Wort School (Schule): school
Die langen Vokale werden in offenen Silben einfach, in geschlossenen Silben doppelt geschrieben:
- geven, lezen, geloven (geben, lesen, glauben), aber:
- gaan, loon, jaar (gehen, Lohn, Jahr).
Auch Namen werden entsprechend verändert:
- Callantsoog, aber:
- Callantsoger.
Kurze Vokale kommen lediglich in geschlossenen Silben vor:
- snel, pen, dag, boffen, opletten (schnell, Schreibfeder, Tag, Glück haben, aufpassen).
Der Großteil der niederländischen Buchstaben werden wie im Deutschen ausgesprochen. Besondere Beachtung erfordern allerdings die folgenden Buchstaben und Buchstabenkombinationen:
- au/ou - etwa wie deutsches „au“.
- eu [øː] - etwa wie langes ö.
- ie [i], [iː] - etwa wie ein geschlossenes kurzes „i“, geschlossener als im Deutschen, lang vor „r“.
- ei/ij - etwa wie „ei“. (Nicht wie deutsches „ei“, sondern e + i), z. B. klein, lijn. Das IJ nimmt dabei als Ligatur eine Sonderstellung ein. Im Flämischen wird es eher wie ein kurzes „ä“ gesprochen.
- oe - etwa wie kurzes „u“, aber lang vor „r“.
- u - in geschlossenen Silben etwas geschlossener als in deutsch „Hölle“, in offenen Silben etwa wie deutsch „ü“ in „Übel“.
- ui - etwa wie „ö“ + „i“.
- c [s], [k] - vor e, i und ij wie im englisch: „city“; vor a, o, u und Konsonant wie „k“ in Kasse.
- g [x] - wie „ch“ in ach. In Mittellage auch stimmhaft γ. Hartes [g] fehlt (!).
- qu [kʋ], [k] - wie deutsches „qu“ oder wie „k“.
- sch [sx] oder [s] (final: -isch), nicht: [ʃ] (fehlt!)
- tie [siː] - wie „ßi“ (im südlichen Sprachraum) oder „zi“ (im Nördlichen).
- w [ʋ] - wie deutsches „w“.
- v [v] - anders als deutsches „w“ ist dieser Laut ein echter Reibelaut, d. h. die Reibung muss deutlich zu hören sein. Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen: wier (Tang), vier (vier) und fier (stolz).
- z [z] - wie deutsches „s“ in „sehen“.
Die einzelnen Silben werden durchverbunden, so dass der Glottisschlag des Niederländischen, anders als in verschiedenen Varietäten des Standarddeutschen nicht durchgängig die Funktion als Grenzsignal vor Vokal im Anlaut betonter Silben übernimmt, sondern als Mittel der Emphase benutzt wird.
- Beispiel: ndl.:Dat doe ik [dɑ‿duʷək] - deutsch: Das mache ich [das maxə ʔɪç]
Die Konsonanten werden durchgehend assimiliert, und zwar sowohl progressiv als auch regressiv.
[Bearbeiten] Grammatik
Die Grammatik des Niederländischen hat sich vor allem in den letzten 100 Jahren, einem sprachgeschichtlich sehr kurzen Abschnitt, sehr stark vereinfacht. Die Fälle werden bei den Substantiven und Adjektiven nicht mehr angewendet, sie sind nur noch in den Objektpronomen erkennbar und treten in einigen feststehenden Redewendungen auf.
[Bearbeiten] Wortstellung
Die Syntax der niederländischen Sprache ist weitestgehend dieselbe wie im Deutschen. Unterschiede bestehen jedoch in der Behandlung der Hilfsverben in Nebensätzen, die wie im Deutschen am Ende stehen können, aber im Sprachgebrauch meist weiter vorn im Satz stehen:
- Als hij dat had gedaan,... oder seltener: Als hij dat gedaan had,...
Dasselbe gilt für zusammengesetzte Verben:
- Hij gaat niet in op de vraag oder seltener: Hij gaat niet op de vraag in
[Bearbeiten] Groß- und Kleinschreibung
Die niederländische Sprache schreibt allgemein alle Wortarten klein, nur das erste Wort eines Satzes wird groß geschrieben. Ausgenommen von dieser Regel sind Namen verschiedener Art. Dies sind vor allem:
- Namen von Personen (z. B. Rembrandt van Rijn)
- Eigennamen aller Art
- geografische Bezeichnungen (z. B. Amsterdam, Nederland, Vlaanderen)
- Adjektive als Herkunftsbezeichnungen von Orten (z. B. Edammer (von Edam + -er, das extra M ist wegen der Aussprache eingefügt), Maasdammer)
- historische Bezeichnungen (z. B. het Duitse Rijk)
[Bearbeiten] Substantive und Artikel
Das Niederländische kennt drei verschiedene Arten des grammatischen Geschlechts: das männliche, das weibliche und das sächliche Geschlecht.
Es existieren im Niederländischen zwei verschiedene bestimmte Artikel (het bepaald lidwoord): de und het. Im Singular steht de vor den männlichen und weiblichen Substantiven, het dagegen vor sächlichen. Im Plural gibt es für alle drei grammatische Geschlechter den gleichen Artikel: de. Eine Flexion des bestimmten Artikels findet in der Niederländischen Sprache nicht statt. Lediglich in einigen Redewendungen und Sprichworten tauchen einige alte gebeugte Formen der Artikel auf: de eenvoud des harten = die Schlichtheit („Einfalt“) des Herzens, heden ten dage = heutzutage, Koninkrijk der Nederlanden = Königreich der Niederlande etc.
Genus | Singular | Plural |
männlich | de man (der Mann) | de mannen (die Männer) |
weiblich | de vrouw (die Frau) | de vrouwen (die Frauen) |
sächlich | het boek (das Buch) | de boeken (die Bücher) |
Der unbestimmte Artikel (het onbepaald lidwoord) im Niederländischen lautet im Singular für alle Substantive een und hat keine Pluralform.
Genus | Singular |
männlich | een man (ein Mann) |
weiblich | een vrouw (eine Frau) |
sächlich | een boek (ein Buch) |
[Bearbeiten] Maskulinum und Femininum
Obwohl das Niederländische nur eine Unterscheidung in de- und het-Wörter kennt, spielt bei den pronominalen Bezeichnungen (hij, zij, het - er, sie, es) die Bestimmung, welchem Geschlecht das Substantiv zuzuordnen ist, eine wichtige Rolle.
Während in den nördlichen Provinzen der Niederlande das Sprachgefühl für eine klare Unterscheidung fast vollständig verloren gegangen ist, hat sich dieses Gefühl im südniederländischen Sprachgebiet, insbesondere in Flandern erhalten.
So sind de boter („die Butter“'), de waarheid („die Wahrheit“) und de hoogte („die Höhe“) weiblich, de stoel („der Stuhl“) und de tafel („der Tisch“) männlich. Im Norden der Niederlande besteht jedoch die Tendenz, de-Wörter als maskulin einzustufen („hij“) oder ein anderes Pronomen (z. B. die, dt. „diese(r)“) zu benutzen.
Im Vergleich zum Deutschen entspricht die Gruppe der de-Wörter meist den deutschen männlichen und weiblichen Substantiven, und die het-Wörter sind im Deutschen ebenfalls meist sächlich. Ausnahmen: het begin - der Beginn, het genot - der Genuss, het loon - der Lohn, het kanon - die Kanone etc.
[Bearbeiten] Pluralendungen von Substantiven
Generell gibt es im Niederländischen nur zwei Pluralendungen: Die auf -en und die auf -s. Ausnahmen gibt es nur bei einer handvoll Fremdwörter (z.B.:museum - musea).
- nach unbetonter Silbe folgt grundsätzlich die Endung -s
(de lepels, de winnaars - die Löffel, die Gewinner)
- die überragende Mehrzahl der Wörter endet hingegen auf -en. Diese Endung folgt grundsätzlich auf betonte Silben
(de vrouwen, de bergen - die Frauen, die Berge)
- eine Reihe von Wörtern endet auf -eren. Diese Endung entspricht prinzipiell der deutschen Mehrzahlendung -er, die früher auch im Niederländischen existierte, später jedoch um die Silbe -en ergänzt wurde (sog. Stapelplural)
(de kinderen, de eieren - die Kinder, die Eier)
- Es gibt eine Reihe von Wörtern mit unregelmäßiger Pluralendung. Einige ändern im Plural den Endvokal (het schip, de schepen / das Schiff, die Schiffe), andere haben keinen Plural und werden durch andere Begriffe ersetzt (de borstel, het varkenshaar / die Borste, die Borsten)
[Bearbeiten] Diminutive
Diminutive sind stärker vertreten als im Deutschen. Sie werden meist gebildet mit -je, -tje oder -pje. Sie sind immer sächlich. Es gibt eine Anzahl lexicalisierte Diminutive, das heist Wörter die im Diminutivform eine eigene Bedeutung erlangen haben, zum Beispiel:
- het ijs - das Eis
- het ijsje - Das Eiskrem
- onder ons - unter uns
- het onderonsje - ein intimes Gespräch
[Bearbeiten] Adjektive
Das Adjektiv (het bijvoeglijk naamwoord) ist als Prädikat unveränderlich. Als Beifügung trägt es überwiegend die Endung -e. Kein Endungs-e erhalten Adjektive vor sächlichen Substantiven, wenn diese in der unbestimmten Form stehen.
- de grote man (der große Mann)
- de grote vrouw (die große Frau)
- het grote huis (das große Haus)
aber:
- een grote man (ein großer Mann)
- een grote vrouw (eine große Frau)
- een groot huis (ein großes Haus)
[Bearbeiten] Pronominaladverb
Pronominaladverben wie: darin, wozu, hiervon sind in mehreren germanischen Sprachen belegt, sie haben sich aber im Niederländischen stark entwickelt und spielen eine größere Rolle als im Deutschen. Die Relativpronomen zum Beispiel werden in Zusammenstellung mit Präpositionen fast immer ersetzt von einem Pronominaladverb:
Het huis, in wat / hetwelk ik geboren ben=> Het huis waarin ik / waar ik in geboren ben- Das Haus, in dem ich geboren bin => 'Das Haus wo(r) ich in geboren bin'
Die Pronominaladverben sind meist spaltbar, oder werden nicht zusammengeschrieben:
- Hij denkt aan alles => hij denkt overal aan.
Auch Possesivpronomen werden oft ersetzt, vor allem im Neutrum:
- Het huis en zijn dak => Het huis en het dak ervan
- Das Haus und sein Dach
Pronomen | Ersatzadverb |
---|---|
het | er |
dit | hier |
dat | daar |
wat | waar |
iets | ergens |
niets | nergens |
alles | overal |
Er wird jedoch mehr und mehr für Mask. und Fem. benutzt, weil die Unterscheidung zwischen maskulinen und femininen Geschlecht allmälich verschwindet.
[Bearbeiten] Verben
Das Verb im Niederländischen endet in der Infinitivform, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf -en. Das Verb wird wie im Deutschen konjugiert, also der handelnden Person entsprechend durch Veränderung der Verbendung gebeugt.
[Bearbeiten] Konjugation des Verbs im Präsens
Zur Konjugation im Präsens (der Gegenwartsform) hat der Infinitiv (die Stammform) eines jeden Verbs eine zentrale Bedeutung. Er bestimmt wie im Deutschen die Konjugation des Verbs. Der Infinitiv endet auf -(e)n. Fast alle Verben, die im Niederländischen stark sind, sind es auch im Deutschen, und umgekehrt.
Hinsichtlich der Rechtschreibung müssen bei der Konjugation die Ausspracheregeln beachtet werden (z. B. Einfachschreibung der langen Vokale in offenen Silben, Doppelschreibung bei geschlossenen Silben):
Beispiele:
- kopen (kaufen)
- gaan (gehen)
Infinitiv | kopen | gaan |
Stammform | koop | ga |
Also:
- kopen (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).
- ik koop = ich kaufe (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe).
- gaan (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe)
- ik ga = ich gehe (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).
Für ik (ich) wird die Verbform durch den Wortstamm gebildet. Zu jij (du), hij (er), zij (sie), het (es) sowie für u als Höflichkeitsformen von Sie wird die Verbform durch den Stamm und der Endung -t gebildet. Bei wij (wir), jullie (ihr) und zij (sie) beugt man die Verbform, indem man den Infinitiv des Verbs nutzt.
Ist ein -t am Ende der Stammform (wie bei eten im unten stehenden Beispiel), wird das -t bei jij, hij, zij, het und u nicht noch einmal angefügt.
Beispiele:
- kopen (kaufen)
- lopen (laufen)
- eten (essen)
- gaan (gehen)
Person | kopen | lopen | eten | gaan |
ik | koop | loop | eet | ga |
jij/je | koopt | loopt | eet | gaat |
hij, zij/ze, het | koopt | loopt | eet | gaat |
wij/we | kopen | lopen | eten | gaan |
jullie | kopen | lopen | eten | gaan |
zij/ze | kopen | lopen | eten | gaan |
u | koopt | loopt | eet | gaat |
[Bearbeiten] Konjugation der Hilfsverben hebben und zijn im Präsens
Wichtige unregelmäßige Verben im Niederländischen sind die Hilfsverben:
- hebben (haben)
- zijn (sein)
Person | hebben | zijn |
ik | heb | ben |
jij/je | hebt | bent |
hij | heeft | is |
zij/ze | heeft | is |
het | heeft | is |
wij/we | hebben | zijn |
jullie | hebben | zijn |
zij/ze | hebben | zijn |
u | hebt/heeft | bent |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Niederlandistik
- Königliche Bibliothek der Niederlande
- Niederländischunterricht
- Fachvereinigung Niederländisch
- Rheinmaasländisch
- nl:Nederlands in Duitsland, und
- nl:Maas-Rijnlands in der niederländischen Wikipedia.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Jan Goossens (1973): Niederdeutsche Sprache - Versuch einer Definition, in: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch - Sprache und Literatur, Neumünster: Karl Wachholtz, S. 9 - 27.
- ↑ Siehe Stammbaum der germanischen Sprachen auf der Site des Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien TITUS.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Gilbert de Smet: Niederländische Einflüsse im Niederdeutschen. In: Gerhard Cordes und Dieter Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7, S. 730 - 761
- ↑ a b c d Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch - Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Göttingen 1982, Vandenhoeck und Ruprecht, ISBN 3-525-01213-6
- ↑ Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage, Weidler Buchverlag, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Niederländisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Wikibooks: Niederländisch – Lern- und Lehrmaterialien |
Commons: Niederländische Sprache – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Niederländisch für Reisende - Aussprache, Wörter und Sätze, Grammatik, und relevante Links. Auf Englisch
- www.dbnl.org - Niederländische Online-Bibliothek. Große Auswahl an niederländischer Literatur aus allen Jahrhunderten, sowie wissenschaftliche und Wörterbücher
- en.wikibooks.org - Wikibooks: Niederländisch für Englischsprechende
- www.taalunie.org - Niederländisches Sprachinstitut (auf Niederländisch)
- uitmuntend.de - Deutsch-Niederländisches Wörterbuch mit über 215.000 Stichwörtern
- www.ned.univie.ac.at - Online-Sprachkurs mit Soundausgabe
- www.vandale.nl - Große Sammlung des niederländischen Wortschatzes mit Phrasen, Synonymen und Umschreibungen in niederländischer Sprache. Dank ausführlicher Wortdefinitionen auch für Deutschsprachige ohne Vorkenntnisse weitgehend nachvollziehbar
- www.snvt.hum.uva.nl - Deutschsprachige Infos der Universität von Amsterdam über Niederländischkurse an deutschen und niederländischen Universitäten
- neon.niederlandistik.fu-berlin.de - Neon ist ein Projekt der Niederlandistik der FU Berlin
- Fachvereinigung Niederländisch- Die deutschsprachige Vereinigung von Niederländischlehrern, -dozenten an allgemeinbildenden Schulen, Volkshochschulen, Fachhochschulen und Universitäten.
- Niederländisches Vokabeltraining
- Geschichte des Niederländischen, Uni Wien
- 4 Wörter auf Niederländisch jeden Tag
- Abgrenzung zwischen den Begriffen Niederländisch, Holländisch und Flämisch
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