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Live-System

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Direktstartsystem oder Live-System bezeichnet ein Betriebssystem, das ohne Installation und Beeinflussung des Inhalts der Festplatte gestartet werden kann. Das gesamte Betriebssystem wird hierzu auf einen bootfähigen Speicher wie USB-Stick, sonstige Flash-Speicher, Diskette, CD-ROM oder DVD installiert.

Vom entsprechenden Speichermedium wird gebootet, die Einstellungen hierfür werden im Bios vorgenommen. Nach dem Starten steht eine fertig eingerichtete Betriebssystem-Umgebung mit verschiedenen Anwendungsprogrammen bereit. Nach Entfernung des Mediums ist der PC wieder im Ursprungszustand, da das ursprüngliche Betriebssystem auf der Festplatte nicht angerührt wird. Nach einem Neustart sind alle Daten des Live-Systems wieder verschwunden, da diese nur in das RAM geschrieben wurden. Aufgrund dieses Konzeptes werden bei Benutzung eines Live-Systems keinerlei Benutzeraktivitäten oder Änderungen gespeichert. Auf Wunsch können Konfigurationsdaten meist auf Festplatte, USB-Stick oder Diskette gesichert werden, um diese später wieder nutzen zu können.

Je nach Zielgruppe und Anwendungsbereich bauen Live-Systeme auf verschiedenen Betriebssystemen auf und beinhalten verschiedene Anwendungen. Weil kein Schreibzugriff auf die Hardware benötigt wird, eignen sich Live-Systeme besonders für Hardware-Diagnose, Fehlerbehebung und Datenrettung und sicheres Internetsurfen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einsatzmöglichkeiten von Live-Systemen

[Bearbeiten] Zum Ausprobieren

Dadurch, dass ein Live-System grundsätzlich keine Daten auf die Festplatte schreiben muss, eignet es sich dazu, alternative Betriebssysteme auszuprobieren, ohne Gefahr zu laufen, bei Fehlkonfigurationen oder Installationsproblemen Schaden davonzutragen.

[Bearbeiten] Zur Reparatur eines bestehenden Systems

In viele Live-Systeme wie Knoppix sind Analyseprogramme integriert (siehe unter Boot-CD). Bei Schwierigkeiten mit einem installierten Betriebssystem lässt sich ein Live-System booten, um Fehler zu finden und zu beheben. Beispiel: Durch das Arbeiten im root bzw. Administrator-Modus ist Vollzugriff auf die Festplatten möglich, so können etwa mittels Live-CD eventuell noch Daten gerettet oder das System repariert werden.

[Bearbeiten] Sicher ins Internet

Wenn keine Schreibgenehmigungen für die Festplatten erteilt werden, ist es praktisch unmöglich, sich beim Internetsurfen über ein Live-System einen Virus oder ein anderes schädliches Programm einzufangen.

[Bearbeiten] Media-Center

Ein Live-System eignet sich gut als Streaming-Client für Audio- und Videodaten und kann auch als Streaming-Server oder für Auftritte als DJ oder VJ Verwendung finden. Das Live-System dyne:bolic unterstützt einige dieser Funktionen.

[Bearbeiten] Übersicht Live-Systeme

[Bearbeiten] Linux

Sehr verbreitet sind Live-Systeme auf CD oder DVD zum Kennenlernen von Linux. Sie lassen den Festplatteninhalt bewusst unverändert. Die meisten Live-Systeme lassen sich auf Wunsch auf der Festplatte installieren und als vollwertiges, bereits fertig eingerichtetes Betriebssystem nutzen.

Einige Beispiele sind hier aufgelistet, für eine umfangreiche Liste aller Live-Distributionen siehe den Artikel Liste von Linux-Distributionen

  • Knoppix ist die wohl bekannteste Linux-Live-Distribution, auf DVD oder CD
  • Slax ist Modulbasiert, leicht zu bedienen und recht klein (ca. 150-200MB)
  • SuSE-Live, Aurox-Live oder Mandriva-Move sind typische Beispiel für eine Live-CD/DVD zum Ausprobieren einer normalen Distribution
  • Morphix ist ein Projekt, bei dem man sich eine eigene Live-CD aus bestehenden Modulen bauen kann
  • Dreamlinux erweitert das Konzept von Morphix und stellt dafür das Werkzeug MKDistro zur Verfügung
  • Damn Small Linux ist eine auf geringen Verbrauch und geringe Ressourcen spezialisierte Live-Distribution, von einem USB-Stick bootbar
  • Puppy Linux ist eine platzsparende Linux-Distribution, die unter anderem direkt von CD oder USB-Stick gestartet werden kann und sehr benutzerfreundlich ist
  • Lamppix und Lamppix Mini enthalten einen Webserver mit PHP, Perl und verschiedene Werkzeuge
  • Knoppicillin der c't-Redaktion ist eine auf den Textmodus reduzierte Knoppix-Variante mit Virenscanner, Netzwerk- und WLAN-Analyse, -test und -forensik
  • Kanotix ist ein auf Debian basierendes Live-Linux mit sehr guter Unterstützung für aktuelle Hardware (fälschlicherweise auch ab und zu Kantonix genannt)
  • CryptoBox (engl.) ein auf Debian basierendes System zum Verschlüsseln von Daten.
  • Helix ist ein auf Debian/Knoppix basierendes System für die forensische Analyse von Festplatten und jeder Art von Netzwerken
  • Grml ist ein auf Debian/Knoppix basierendes System für Administratoren.
  • PCLinuxOS ist ein auf Mandrake basierendes System welches nach der Anpassung immer wieder als Live-CD gebrannt werden kann.
  • Ubuntu bis Version 5.10 unterteilt in Live- und Install-CD, ab Version 6.06 eine CD/DVD, von der sich ein Livesystem booten lässt. Über dieses Livesystem ist dann eine grafische Installation möglich. Trotzdem gibt es weiterhin die Möglichkeit des textmodusbasierenden Installers für langsamere Computer sowie bestimmte Einstellungen.
  • Kororaa ist eine Live-Distribution, die auf den neuen X-Server Xgl setzt, der z.B. den Desktop per OpenGL hardwarebeschleunigt rendert.
  • Sabayon, eine Gentoo-basierte Live-Distribution, ermöglicht ebenfalls hardwarebeschleunigtes OpenGL-Rendering wahlweise entweder mittels Xgl oder AIGLX
  • Mit MCNLive verwandelt man einen USB Stick in ein komplettes, bootbares Desktop System
  • XFLD ist eine schlanke, auf Debian basierende Linux-Live-Distribution auf CD
  • NimbleX - 199 MB Live CD
  • Sidux ist ein Betriebssystem, das auf dem Linux Kernel, Debians modernster Version ("Sid" genannt) sowie vielen freien und quelloffenen Anwendungen basiert. Zudem verfügt es über einen komfortablen Installer, der ein Installieren auf Festplatte ermöglicht.

[Bearbeiten] BSD

[Bearbeiten] Windows

  • Microsoft Windows PE bietet ein eingeschränktes Windows (ab 2.0 Windows Vista, wobei sich das AIK nun frei bei Microsoft herunterladen lässt) welches zum Anstoßen einer angepassten Installation oder zur Datenrettung verwendet werden kann
    • ERD Commander
    • Vista CHIP-Edition (basiert auf dem Windows PE 2.0 in Verbindung mit dem WinBuilder)
  • WinBuilder verfolgt den selben Ansatz wie BartPE
    • nanoXP
    • picoXP

[Bearbeiten] Andere Betriebssysteme

[Bearbeiten] Live-Systeme selber erstellen

Es gibt mittlerweile auch einige Tools, die das Erstellen eigener Live-Systeme erleichtern:

  • Kadischi, aus dem Fedora-Projekt
  • reconstructor, aus dem Ubuntu-Projekt
  • Slax, aus dem Slackware-Projekt
  • mklivecd, aus dem Mandrake-Projekt/PClinuxOS
  • Bart PE Live-CDs, die auf Windows basieren
  • dfsbuild, für Debian basierte Live-CDs
  • MKDistro, für Dreamlinux

[Bearbeiten] Entwicklung und Ausblick

Bereits die ersten Betriebssysteme ließen sich direkt vom Startmedium betreiben, auf das nach dem Start nicht mehr zurückgegriffen werden musste. Beispiele sind frühe UNIX-Versionen, AmigaOS, CPM/8, MS-DOS 1.0 (1981) und Mac OS (1984) die damals noch von "Live-Disketten" betrieben wurden. Mit größerer Komplexität der Systeme wurden später Installationen auf der Festplatte notwendig und Live-Startmedien gerieten in Vergessenheit.

Bequemen Umgang mit Live-CDs ermöglichte dann Mac OS 7. Es wurde mit einer startfähigen Installations-CD oder Disketten ausgeliefert. Durch einfaches Verschieben eines Systemordners auf CD ließen sich eine voll funktionstüchtige Live-CD erstellen. Macintosh-Anwendungen laufen meist problemlos von einer CD, da sie nicht auf eine beschreibbare Windows-Registry oder ähnliches angewiesen sind.

Großes Interesse der Öffentlichkeit und zunehmende Verbreitung fanden Live-CDs mit der Entwicklung von Knoppix, von dem es mittlerweile zahlreiche Derivate gibt.

Microsoft hat für die Verwaltung großer Unternehmensnetzwerke Windows PE (Preinstalled Environment) an Entwickler verteilt, eine nicht öffentlich verfügbare Live-CD mit Windows 2000. Microsoft hat kein Interesse an einfach zu erstellenden und bequem benutzbaren Live-CDs. Dadurch würde sich eine einmal erworbene Windows-Version beliebig und für den Hersteller nicht nachprüfbar auf verschiedenen Rechnern einsetzen lassen. Dies wird dann illegal, wenn von einer Betriebssystem-Installation mehrere Live-CDs erstellt werden. Daher betrachtet Microsoft das Projekt Bart PE mit Argwohn und Sorge.

Mit Damn Small Linux und Puppy Linux gibt es Systeme, die sich komplett auf einem USB-Stick installieren lassen.

Mandriva Move ist ein Live-System, das kommerziell vertrieben wird. Es ist anzunehmen, das andere Firmen diesem Beispiel folgen werden. Allerdings ist fraglich, wie stark sich Live-Systeme vermarkten lassen, da es einerseits viele relativ ausgereifte, frei erhältliche Varianten gibt, andererseits sich die dauerhafte Anwendung einer Live-CD in der Praxis auf Anwendungen wie Firewalls beschränkt, da der Inhalt der CDs nicht verändert werden kann.

Es gibt mittlerweile von der Mehrheit der Linux-Varianten eine Live-Version zum unverbindlichen Testen. Da Live-Systeme als kostenlose Download-Version einen wirklich großen Umfang an Software mitbringen als Folge der großen Verbreitung von CD- und DVD-Brennern, erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Im Falle von Systemcrashs oder Virenbefall sind sie ein einfach zu bedienendes Medium, das ein großes Spektrum an Hilfsmaßnahmen bietet.

In Zukunft werden Live-System in Verbindung mit einem USB-Stick auch als mobiler Arbeitsplatz verwendet (Mandriva Move). Alle Einstellungen eines Arbeitsplatzes werden auf dem USB-Stick gespeichert. Der /home Ordner befindet sich ebenfalls auf dem externen Speichermedium.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hattenhauer, Rainer: Linux-Livesysteme – Knoppix, Ubuntu, Morphix, Kanotix, Mepis, Slax & Co, Galileo Press, 2005, ISBN 3898426319

[Bearbeiten] Weblinks

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