Lokalbahn Mödling–Hinterbrühl
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Die Lokalbahn Mödling-Hinterbrühl war eine elektrische Eisenbahn im niederösterreichischem Bezirk Mödling von Mödling nach Hinterbrühl. Sie hatte eine Länge von 4,5 km. Die Spurweite betrug 1 m
Die Bahn wurde von der K. k. privilegierte Südbahngesellschaft im Jahr 1883 vorerst bis in den heutigen Ortsteil von Mödling Vorderbrühl erbaut und 1884 bis in die Hinterbrühl verlängert. Die Trasse verlief entlang des Mödlingbaches durch die Klausen. Durch den beengten Raum wurde sie teilweise als Straßenbahn geführt, der Verlauf erfolgte eingleisig mit Ausweichen. Die Genehmigung für diesen Betrieb war nicht leicht zu bekommen, da es in Österreich bisher keine Bahnen mit elektrischen Antrieb gab. Aus Rücksicht auf das steigende Transportaufkommen in das Ausflugsgebiet in dem engen Tal wurde aber die Genehmigung erteilt. Im Straßenbereich durfte jedoch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h gefahren werden. Als Bremsen wurden schon Luftdruckbremsen (Hardybremse) für alle Waggons verwendet. Durch die Fahrschalter an den Wagenenden konnte erstmals der Zug von der Zugspitze aus bedient werden.
Die Bahn war von Anfang an voll elektrifiziert. Im Gegensatz zur heute üblichen Stromversorgung von Eisenbahnen wurden über dem Gleiskörper zwei geschlitzte Rohre als Stromführung an Seilen befestigt. In den Rohren gleitende Metallschiffchen mit isolierte Kabeln dienten als Stromabnehmer. Drei Lokomobile erzeugten 550 Volt Gleichspannung, die Kraftstation war in Mödling.
Die ersten Waggons fassten nur 18 Sitz- und 12 Stehplätze und hatten aufgrund enger Kurven einen Achsabstand von nur 1,5 m. Als Federung waren nur Gummipuffer vorgesehen, Blattfedern wurden noch nicht eingesetzt. Der Motor befand sich in der Mitte des Triebwagens. Es wurde zwar eine Dampflokomotive als Reserve bereitgestellt, diese wurde aber, da es mit der Stromversorgung keine Probleme gab, vorerst nur für Bauzüge eingesetzt und später überhaupt nach Slowenien weiter vermietet.
1903 wurde die Bahn wegen der stark gestiegenen Nachfrage komplett umgebaut und die Stromversorgung auf die bis heute übliche Bauweise mit einem Fahrdraht und Rückleitung über die Schienen umgestellt. Auch die Generatoren wurden auf zwei 100 PS starke Gasgeneratoren umgestellt. Der Unterbau wurde verstärkt, so dass die neuen Wagen bereits einen Achsabstand von drei Metern aufwiesen und der Fahrgastraum Platz für 21 Sitz- und 24 Stehplätze bot. Die Züge fuhren zu Spitzenzeiten im 7 Minuten-Takt.
Bereits 1912 hatten sich die Investitionen amortisiert und die Bahn fuhr wieder mit Gewinn. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die Österreichische Bundesbahnen (damals BBÖ) den Betrieb, die Betriebsausgaben stiegen sprunghaft an. Auch die Anzahl der Fahrgäste stieg stetig und erreichte 1926 mit einer knappen Million die höchste Anzahl seit Bestehen. Im Jahr nahm jedoch 1927 die LOBEG (Liesinger Omnibus-Betriebs-Gesellschaft) einen Autobusdienst auf der selben Strecke auf. Der Konkurrenzdruck trieb beide Unternehmen in die Verlustzone. Eine Fahrt kostete 16 Groschen. Die BBÖ wollte den Betrieb der Mödling-Hinterbrühler Straßenbahn, wie sie jetzt auch bezeichnet wurde, aber aufrechterhalten und kaufte 1931 die LOBEG auf um den Busdienst stillzulegen. Der Busdienst war aber aus rechtlichen Gründen nicht leicht einzustellen, so dass im Endeffekt doch die Bahn am 9. März 1932 ihre letzte Fahrt hatte, obwohl die Konzession noch wie die der Südbahn bis 1964 gelten sollte. Diese Fahrt wurde von dem selben Triebwagenführer geführt, der auch Jahre vorher die Eröffnungsfahrt führte.
Ein Waggon (mit der Nr. 14) blieb bis 1982 verschollen, nachdem ihn ein Eisenbahner aus den Beständen der Bahn, die noch bis 1939 am Bahnhof Mödling abgestellt waren, entfernt hatte. Heute steht er im Nahverkehrsmuseum Mödling, welches in der ehemaligen Fahrzeughalle der Lokalbahn eingerichtet wurde.
Ein anderer Wagen der Bahn kam zur sächsischen Schmalspurstrecke Klingenthal - Sachsenberg-Georgenthal. Später wurde dieser bei der Straßenbahn im vogtländischen Plauen eingesetzt, welche ihn dann im Jahr 1967 der Gemeinde Hinterbrühl schenkte. Einige Jahre stand er vis a vis der Pfarrkirche in der Hinterbrühl, wurde aber später wegen der laufendenden Beschädigungen durch Witterung und Vandalismus an das Museum in Mödling weitergegeben.
Weniger bekannt ist, dass auf dieser Strecke im Jahr 1946 eine Obuslinie geführt werden sollte. Dieses Projekt wurde aber aus finanziellen Gründen nie realisiert.
[Bearbeiten] Strecke
Kilo- meter |
Höhe m |
Haltestelle | Bemerkung |
---|---|---|---|
0,0 | 213 | Mödling | Anschluss von der Südbahn |
1,5 | Klausen | ||
2,9 | Vorderbrühl | ||
4,5 | 252 | Hinterbrühl |
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Hohn, Dieter Stanfel, Hellmuth R. Figlhuber: Die elektrische Bahn Mödling-Hinterbrühl; Verlag Slezak, Wien 1982; ISBN 3-900-13479-0