Luis Espinal
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Luis Espinal (* 4. Februar 1932 in der Nähe von Manresa, Katalonien, † 22. März 1980 in Bolivien) war ein Jesuitenpater und Menschenrechtsaktivist.
Im Alter von 17 Jahren trat er in den Jesuitenorden ein und wurde im Jahre 1962 zum Priester geweiht. Am 6. August 1968 traf er in Bolivien ein, wo er sich mit der lokalen Problematik schnell vertraut machte und 1970 die bolivianische Staatsbürgerschaft erlangte. In der Nacht des 22. März 1980 wurde er nach seiner Kritik an der Straflosigkeit für die Anhänger von Alberto Natusch Busch, der vom 1. bis zum 16. November 1979 als bolivianischer Präsident amtiert hatte, entführt, während vier Stunden in einem Schlachthof gefoltert und schließlich mit 14 Schüssen umgebracht. Seither wird er von immer mehr Bolivianern als Vorbild gepriesen und als Schutzpatron in Anliegen der Gerechtigkeit angerufen. Luis lebt im bolivianischen Volk, denn er hatte sich zur Überwindung der strukturellen Gewalt in Bolivien, gegen die Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen und für die Amnestie der politisch Verfolgten eingesetzt. Er tat dies nicht allein, er engagierte sich mit Journalisten, Kulturschaffenden und Menschenrechtsgruppierungen und trat dafür ein, dass die Kirche mit anderen Organisationen zusammenarbeitet, wo es um den Schutz und die Verteidigung der Benachteiligten geht.
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[Bearbeiten] Gegen den zu frühen Tod
Luis ist bei weitem nicht der einzige, der in den grausamen bolivianischen Diktaturen das Leben lassen musste. Nicht der Tod als solcher ist beim einfachen, armen Volk das Problem, sondern der zu frühe Tod, der aus den schlechten Lebensbedingungen und der erlittenen Gewalt hervorgeht. Die strukturelle Gewalt in einer Gesellschaft misst sich nicht in erster Linie an der Sicherheit der Wohlhabenden, sondern an den Lebenschancen der Benachteiligten. Luis zog aus seinem solidarischen Engagement folgende Erkenntnis, nachdem er sich an einem politischen Fasten beteiligt hatte, das ihn fast das Leben kostete: „Der Hunger ist eine Erfahrung der Gewalt, der uns die Tapferkeit und den Zorn eines Volkes erst verstehen lässt. Wer selbst Hunger erfährt, versteht besser die Dringlichkeit mit der es gilt, für die Gerechtigkeit in der Welt zu arbeiten.“
[Bearbeiten] Von den Armen lernen
An Weihnachten 1977 traten fünf Bergarbeiterfrauen in einen Hungerstreik mit der Forderung der Freilassung ihrer Männer und der Amnestie aller politisch Gefangenen. Luis unterstützte sie von Anfang an, so dass ihnen trotz des ungünstigen Momentes bis Mitte Januar über Tausend Leute in verschiedenen Städten Boliviens folgten, was dazu beitrug, dass sich im Frühjahr 1978, nach fast sieben Jahren brutaler Diktatur, eine politische Opposition artikulieren konnte und Hugo Bánzer seine Macht abtreten musste. Luis ging es nie darum, in seinem Einsatz für Gerechtigkeit einen bloß politischen Kampf zu führen. Viel eher wurde er von seinem tiefen Glauben an die Menschenfreundlichkeit Gottes geleitet. Seine Bereitschaft, von den Ärmsten selber zu lernen, ist der beste Ausdruck seines niemals abgeschlossenen Identifikationsprozesses mit dem bolivianischen Volk. Die Erfahrung des Hungerstreiks kommentierend meinte er, zum ersten Mal in seinem Leben fühle er sich als „kleinbürgerlicher Intellektueller dem Volke nützlich“. Immer wieder setzte er Zeichen, die ihn für die harte Alltagswirklichkeit der kleinen Leute empfänglich werden ließen. So zog er es vor, genauso wie die armen Leute zu Fuß durch Regen und Schlamm zu gehen und auf das Angebot eines im Auto vorbeifahrenden Bekannten zu verzichten: „Weißt du, heute will ich keine Bequemlichkeiten oder Privilegien. Heute will ich mit dem Volk gehen.“
[Bearbeiten] Dazu berufen, über sich selbst hinaus zu wachsen
Luis Espinal ist im Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit Schritt für Schritt über sich selbst hinaus gewachsen, weil er offen war für die Erfahrung, dass er bei den Armen und im Einsatz für ihre Rechte dem göttlichen und letztlich sinngebenden Geheimnis des Lebens näher ist, als dass dies sonst irgendwo möglich wäre.
[Bearbeiten] Aus Gedichten Luis Espinals
„Der Christ ist nicht ein Mensch, der sich von dieser Welt abwendet, weil er eine andere Antwort hat… Er ist nicht ein Desinteressierter, solange es auch nur einen einzigen Unterdrückten oder Ausgegrenzten gibt. Denn es ist bei den Armen und Unterdrücken, wo er seinen Gott findet… Der Christ bewahrt sein Leben nicht für sich selber; stehendes Wasser fault.“
„Befreie uns, Herr, vom Schweigen der Verstockung und vom Schweigen angesichts der sozialen Ungerechtigkeit; befreie uns vom Schweigen der Besonnenheit, in dem wir uns nie engagieren wollen.
Wir haben sogar dein Evangelium entschärft; jetzt ist es nicht mehr kantig und macht auch niemanden bestürzt. Wir wollten ja der Überzeugung bleiben, dass man sowohl dir als auch dem Geld dienen kann.
Herr, befreie deine Kirche von allen Gepflogenheiten dieser Welt. Sie soll nicht der Gesellschaft gleichen mit ihren Machthabern, ihren Aktionären, ihren Privilegien, ihren Funktionären und ihrer Bürokratie.
Nie soll deine Kirche eine Kirche des Schweigens sein, denn sie ist die Trägerin deines Wortes. Nie soll sie schweigen, weder vor den weißen Handschuhen noch vor dem Stacheldraht.“
[Bearbeiten] Werke
El grito de un pueblo (Lima 1980) Oraciones a quemarropa (Lima 1988)
[Bearbeiten] Literatur
- Christoph Albrecht: Den Unterdrückten eine Stimme geben. Das Lebenszeugnis von P. Luis Espinal SJ – Impulse für eine prophetische Kirche in einer ökonomisch globalisierten Apartheidgesellschaft (Theologie in Geschichte und Gesellschaft 10), Luzern: Exodus 2005
- M. HOFMANN, Bolivien und Nicaragua. Modelle einer Kirche im Aufbruch (Münster 1987)
- S. SILBER, Katholizismus, Kulturen, indigene Theologie. Ein Überblick über missionstheologische Entwicklungen in Bolivien, in: Neue Zeitschrift für Missionswissenschaft 60 (2004) 1, 21-49
- I. TOKARSKI, Kirche und Partizipation in Bolivien. Die Option für die Armen der bolivianischen Kirche im Partizipationsprozess zur Armutsreduzierungsstrategie (Bamberg, Univ. Diss. 2005)
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Espinal, Luis |
KURZBESCHREIBUNG | bolivianischer Jesuitenpater und Menschenrechtsaktivist |
GEBURTSDATUM | 1932 |
GEBURTSORT | Katalonien |
STERBEDATUM | 22. März 1980 |
STERBEORT | Bolivien |