Massaker von Kraljevo und Kragujevac
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Die Massaker von Kraljevo und Kragujevac in Serbien waren ein Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht im Zuge des Balkanfeldzuges in Jugoslawien. Bei den beiden größten Erschießungen in Serbien wurden im Oktober 1941 insgesamt zwischen 4000 und 7000 Geiseln aus der Zivilbevölkerung getötet.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Im April 1941 hatten mit den Bombenabwürfen auf Belgrad die Armeen des nationalsozialistischen Deutschen Reiches und seiner Verbündeten, des faschistischen Italien und Ungarn ohne vorherige Kriegserklärung Jugoslawien angegriffen und das Land innerhalb von wenigen Wochen besetzt. In dem der reichsdeutschen Militärverwaltung unterstellten Serbien nahmen seit Anfang Oktober 1941 die Kämpfe mit Partisanen- und Tschetnik-Einheiten erheblich zu. Am 10. Oktober 1941 hatte der bevollmächtigte kommandierende General in Serbien, Franz Böhme, die Erschießung von 100 Zivilisten für jeden getöteten und 50 Zivilisten für jeden verwundeten Wehrmachtssoldaten befohlen.
[Bearbeiten] Das Massaker von Kraljevo
Am 13. Oktober gelang es den Partisanen, die Stadt Kraljevo und die dort stationierte 717. Infanteriedivision einzuschließen. Diese nahm daraufhin in der Stadt Geiseln. Die fortgesetzten Angriffe der aufständischen serbischen Einheiten konnten am 15. Oktober von der Wehrmacht nur unter erheblichen Verlusten abgewehrt werden. Nachdem gegen Abend wiederum Schüsse innerhalb der Stadt gefallen waren, töteten Wehrmachtseinheiten als Vergeltungsmaßnahme 300 serbische Zivilisten. Am nächsten Tag wurden die deutschen Verluste bei den Kämpfen um Kraljevo „gesühnt”. Dazu trieb die 717. Infanteriedivision die männliche Bevölkerung der Stadt im Hof der Waggonfabrik zusammen, registrierte sie und erschoss sie anschließend in Gruppen zu je 100 Menschen. Im Kriegstagebuch hieß es: "Für Verluste vom 15.10. bisher insgesamt 1736 Männer und 19 kommunistische Frauen erschossen." Die Hinrichtungen wurden in den nächsten Tagen fortgesetzt, wobei nach jugoslawischen Angaben in Kraljevo und Umgebung zwischen 7.000 und 8.000 Zivilisten getötet worden sind.
[Bearbeiten] Die Massenerschießung von Kragujevac
Ähnlich gingen Wehrmachtseinheiten in dem nördlich gelegenen Kragujevac vor. Auch hier waren in einem Dorf in der Nähe der kleinen Stadt bei einem Gefecht mit Partisanen zehn Wehrmachtssoldaten getötet und 26 verwundet worden. Als Gegenreaktion trieben Soldaten des 749. und des 727. Infanterieregiments unter Leitung von Major Paul König wahllos serbische Zivilisten zusammen und erschossen am 21. Oktober 1941 in der Nähe der Stadt nach der festgelegten Geiselquote insgesamt 2.323 Menschen, darunter 300 Schüler und 18 Lehrer des örtlichen Gymnasiums. Die Lehrer hatten die Möglichkeit der Erschießung zu entgehen, jedoch entschlossen sie sich, die Schüler nicht im Stich zu lassen und kamen somit auch ums Leben.
In dem Telegramm des Gesandten Felix Bendler an das Auswärtige Amt vom 29. Oktober 1941 findet sich die Angabe: „Die Erschießungen in Kragujevac sind erfolgt, obwohl in dieser Stadt kein Angriff gegen deutsche Wehrmachtsangehörige stattgefunden hatte, weil anderwärts nicht genügend Geiseln aufgetrieben werden konnten.“
Insgesamt erschossen Wehrmachtseinheiten zwischen April und Anfang Dezember 1941 20.000 bis 30.000 serbische Zivilisten als Vergeltungsmaßnahmen für Partisanenangriffe. Bis zum Ende der Besetzung des ehemaligen Jugoslawiens 1944 dürfte die Wehrmacht etwa 80.000 Geiseln ermordet haben.
Die beiden Massaker in Serbien gehören zu den Geiselerschießungen durch die Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs, die in ihren Dimensionen selbst die Kriegsverbrechen der SS und der Gestapo von Lidice im heutigen Tschechien und Oradour-sur-Glane in Frankreich übertrafen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskriegs 1941-1944. Ausstellungskatalog, Hamburg 2002, S. 550-557.
- Frank Hermann Meyer: Von Wien nach Kalavryta. Die blutige Spur der 117. Jäger-Division durch Serbien und Griechenland. Peleus. Studien zur Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns; Bd. 12, Bibliopolis, Mannheim / Möhnesee 2002, ISBN 3-933925-22-3. Rezension für Sehepunkte.
[Bearbeiten] Weblinks
- Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944. Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum und im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln vom 4. April bis 24. Mai 1999 [1]