Mons Porphyrites
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Mons Porphyrites ist ein römischer Steinbruch in der östlichen Wüste Ägyptens. Er liegt an der Straße zwischen Maximianopolis/Kainopolis im Niltal und Myos Hormos (Abu Sha'ar Al-Qibli) am Roten Meer), 20 km nördlich von Hurghada. Hier wurde ein purpurroter oder schwarzer Porphyr (Andesit) mit weißen oder rosa Einsprenglingen aus Feldspat abgebaut, der extrem selten und damit wertvoll war. Eine zweite Variante ist grünschwarz mit weißen bis schwach grünlichen Phänokristallen, die bis zu 5 mm groß sind.
Der Steinbruch liegt am nordöstlichen Steilhang des Dschebel Duchan-Gebirges (Rauchberge), dessen höchster Berg 1626m hoch ist. Er ist ca. 40 km vom Meer entfernt. Das Gebirge selber besteht aus präkambrischen Ergußgestein, der kaiserliche Porphyr findet sich nur in einem kleinen Bereich von ca. 6 km² Ausdehnung. Andere Abbaustellen (Barton) lieferten schwarzen Porphyr.
Das Bergwerk war zwischen 29 und 335 n. Chr. in Betrieb, der Nordwest-Steinbruch war wohl der älteste. Nach Stein-Funden ist auch ein Betrieb in der späten prädynastischen Zeit und im frühen Alten Reich sowie in Ptolemäischer Zeit anzunehmen, dafür gibt es vor Ort aber kaum Belege. In den 1930ern wurde der Steinbruchbetrieb unter Prinz Faruk kurzfristig wieder aufgenommen, der Stein fand vor allem in Kairo Verwendung.
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[Bearbeiten] Verwendung des Steins
Die Römer nannten das Material lapis porphyrites (Purpurstein); in Italien wird es porfido rosso Egiziano oder porfido rosso antico genannt. Eine zweite, grün-schwarze Variante nannte man lapis hieracitis (Falkenstein), auf italienisch porfido verde Egiziano, deren mehr schwärzliche Ausprägung lapis porphyrites niger (schwarzer Purpurstein). Mit diesem Material wurde eine Reihe von Bauwerken in Rom ausgestattet, man kennt dort bislang 134 Säulen. Die größte bekannte Porphyr-Säule stand im Sonnentempel in Baalbek (Libanon), wurde unter Justinian nach Konstantinopel gebracht und in die Hagia Sophia eingebaut. Die Exedrae der Hagia Sophia enthalten insgesamt acht Säulen aus kaiserlichem Purpur, Prokop beschreibt in seinem Buch De Aedificis ihren "purpurroten und scharlachroten Glanz" und vergleicht den Effekt mit einer blühenden Wiese.
Der Stein in der Porphyra des Großen Palastes stammte nach Anna Komnena ursprünglich aus Rom.
Auch Karl der Große beschaffte sich 786 mit Erlaubnis von Papst Hadrian Säulen aus Rom, um sie in die Pfalzkirche in Aachen einzubauen.
Außer für Säulen wurde das Material auch für Statuen, Verkleidungen (zum Beispiel im Pantheon) und Sarkophage verwendet. Nach Sueton wurde Nero als erster römischer Kaiser in einem Sarkophag aus rotem Porphyr begraben. Auch Konstantin und seine Frau Konstantina besaßen solche Särge (heute im Vatikan).
Auch Kaiser Friedrich II., Heinrich IV., Wilhelm I und die Kaiserin Konstanze wurden in wiederverwendeten antiken Sarkophagen aus rotem Porphyr begraben (Kathedralen von Palermo bzw. Monreale auf Sizilien).
[Bearbeiten] Bauwerke
Die Steinbrüche liegen am Berghang und im Gipfelbereich, die Unterkünfte der Arbeiter dagegen am Hang und im Tal. Die wichtigsten Siedlungen liegen bei der Befestigung am Rand des Wadis Al-Maa'mal (oder Abu Ma'amel) und auf dem Südhang des Dschebel Duchan (Badi'a). Die Siedlungen waren, wie die von Mons Claudianus befestigt und enthielten außer den Unterkünften der Steinbrucharbeiter Ställe, Zisternen, Brunnen und Bäder sowie ein kleines Gräberfeld. Wie die Grabungen belegten, wohnten hier auch Frauen und Kinder, es wurden Haarnadeln und Spielzeugkämme gefunden. Ein Serapis-Tempel wurde, einer Inschrift zufolge zwischen 117-119 n. Chr. erbaut, "als Rammius Martialis Gouverneur von Ägypten war". Eine 1823 von Wilkinson entdeckte Stele verweist auf die Existenz einer christlichen Kirche. Auf den Wänden des Steinbruchs befinden sich Sgraffiti in griechischer Sprache. Außerdem wurden zahlreiche beschriebene Scherben (Ostraka) entdeckt. Heute gibt es in dem Gebiet keine Quellen, lediglich das Wadi Umm Sidri führt Grundwasser und weist eine spärliche Vegetation aus Christusdorn und Akazien auf. Im Sommer kann es bis zu 45° heiß werden.
[Bearbeiten] Infrastruktur
Der Steinbruch ist mit steilen Serpentin-Pfaden mit den Siedlungen verbunden. Die Steine, Rohblöcke von ca. 2 m Länge und 20 t schwer, ließ man über breite Rutschen ins Tal gleiten, die im Gelände noch gut zu erkennen sind. Ihr Verlauf ist durch rundliche Lesesteinhaufen markiert. In einiger Entfernung von den Siedlungen befanden sich große Rampen. Man nimmt an, daß die Steine hier auf Ochsen-Wagen geladen wurden, um so über die 150 km lange Strecke bis ins Niltal bei Qena befördert zu werden. Die Straße folgte dem Wadi Abu Mu’amal (Tal der Werkstätten) ins Wadi Umm Sidri und Wadi Belih, überquerte die Wasserscheide zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer, und folgte dann dem Wadi al-Attrash und dem Wadi Qena. Man nannte sie Via Porphyrites, sie wird von Ptolemäus und Strabo beschrieben. In einer Tagesreise Abstand lagen hier sieben befestigte Quellen (hydreumata). Die Gebäude waren ca. 14 m² groß und besaßen zwei Türme. Die Nutzung der ersten Station, Badi'a, wird durch Münzen von Hadrian, Trajan, Konstantin und Theodosius datiert. Die nächste Station, am Eingang zum Wadi Qattar ist weitgehend zerstört. Die nächsten Stationen sind Deir al-Attrash, Saqqia und Al-Heita mit einer doppelten Befestigungsanlage. Auch die letzte Station ist völlig zerstört. Von Qena aus wurden die Steine mit dem Schiff weitertransportiert.
[Bearbeiten] Forschungsgeschichte
Der Stein selber wurde angeblich 18 n. Chr. durch einen römischen Legionär entdeckt. 1823 wurde der Steinbruch durch James Burton und John Wilkinson von der Royal Geographical Society wiederentdeckt. Georg August Schweinfurth benannte drei Abbaustellen (Lycabettos, Rammius, Lepsius), eine vierte heißt einfach Nord-West. Ein 1994 entdeckter Steinbruch für schwarzen Porphyr wurde von Nick Bradford entdeckt und nach ihm benannt. George Murray, Leiter des Geographical Survey of Egypt kartierte die Fundstelle in den 1930er Jahren. David Peacock von der Universität Southampton führte 1994-1998 Feldbegehungen und Grabungen durch. 1998 fand unter der Leitung von Steven Sidebotham, Universität von Delaware, ein Survey der Via Porphyrites statt.
[Bearbeiten] Quellen
- V. M. Brown/J. A. Harrell, Topographical and petrological survey of ancient Roman quarries in the Eastern Desert of Egypt. In: Y. Maniatis/N. Herz/Y. Bassiakis (Hrsg.), The Study of Marble and Other Stones in Antiquity. ASMOSIA III, Athen, Transactions of the 3rd International Symposium of the Association for the study of marble and other stones in Antiquity (London, Archetype Publications 1995) 221-234.
- James A. Harrell, Decorative stones in the Preottoman Islamic buildings of Cairo, Egypt, Part I: Description of stone varieties (2001).
- R. Klemm/D. D. Klemm, Steine und Steinbrüche im alten Ägypten (Berlin, Springer-Verlag 1993).
- Valerie A. Maxfield, Stone quarrying in the Eastern Desert with particular reference to Mons Claudianus and Mons Porphyrites. In: D. J. Mattingly/J. Salmon (Hrsg.) Economies beyond agriculture in the Classical World (London/New York 2001) 143-170.
- Valerie Maxfield/David Peacock, The Roman Imperial Quarries: Survey and Excavation at Mons Porphyrites 1994-1998. Vol. 1. Topography and Quarries. Egypt Exploration Society, Excavation Memoirs 67, 2001.
- Leo Tregenza, The Red Sea Mountains of Egypt (Oxford, Oxford University Press, 1955).
- Steven E. Sidebotham/Ronald E. Zitterkopf/John A. Riley, Survey of the 'Abu Sha'ar-Nile Road. America Journal of Archaeology 95/4, 1991.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://weekly.ahram.org.eg/1999/417/special.htm
- http://www.ecplanet.com/foto.php?imm=Lp57.jpg&epochi=1032675465 (Bild der Ruinen)
- http://www.eeescience.utoledo.edu/Faculty/Harrell/Egypt/Quarries/Stones_List.html (Rohmaterial)
http://www.arch.soton.ac.uk/Projects/projects.asp?ProjectID=34 (über die Grabung, mit Bildern)