Morph
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Ein Morph ist die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache auf der Ebene der Parole, die man gewinnt, wenn man Wörter zerlegt, segmentiert.
Beispiel: Das Wort geht lässt sich in die bedeutungstragenden Bestandteile (Morphe) geh und -t zerlegen; entsprechend Fahrt in fahr und -t. Man erhält also zweimal ein Segment -t; man gewinnt durch Segmentierung der Wörter zwei gleichlautende Morphe. Zur Segmentierung in Morphe s. Best (2001), Bühler u.a. (1972).
Wenn man dann untersucht, welche Bedeutung oder grammatische Funktion jedes der beiden Morphe ausübt, kommt man zu folgendem: Das erste Morph (in geht) steht für das Morphem "3. Person Singular Indikativ Präsens", das zweite (in Fahrt) für die Funktion, das Verb zum Substantiv abzuleiten, es ist ein Derivationsmorphem. Damit ist klar, dass die beiden Morphe -t Allomorphe (Varianten) verschiedener Morpheme sind. Diese Zuordnung von Morphen zu Morphemen wird in der Linguistik Klassifikation genannt.
Prinzipien der Klassifikation: Man ordnet zwei Morphe dann ein und demselben Morphem zu, wenn sie eine gleiche oder wenigstens sehr ähnliche Bedeutung oder grammatische Funktion haben und auch eine gleiche oder wenigstens ähnliche Form (Hund - hünd-isch: ähnlicher Wortstamm mit gleicher/ ähnlicher Bedeutung; -est - -st: ähnliche Form und gleiche grammatische Funktion: 2.Person Singular bei Verben, z.B. ordn-est - spiel-st). Nur in der Flexion kann man auf die Bedingung der gleichen/ ähnlichen Form verzichten und bestimmt z.B. die Pluralendungen -s (Autos) und -er (Kinder) als Formen desselben Morphems. Morphe, die auf diese Weise als verschiedene Formen eines Morphems bestimmt wurden, sind die Allomorphe dieses Morphems.
Mit der Klassifikation der Morphe als Realisierung eines bestimmten Morphems, also als seine Allomorphe, hat man die Ebene der Langue, des Sprachsystems, erreicht.
[Bearbeiten] Literatur
- Henning Bergenholtz, Joachim Mugdan: Einführung in die Morphologie. Kohlhammer, Mainz u.a. 1979. ISBN 3-17-005095-8
- Karl-Heinz Best: Zur Länge von Morphen in deutschen Texten. In: Karl-Heinz Best (Hrsg.): Häufigkeitsverteilungen in Texten. Peust & Gutschmidt, Göttingen 2001, S. 1-14.
- Hans Bühler u.a.: Linguistik I. Lehr- und Übungsbuch zur Einführung in die Sprachwissenschaft. 3., durchgesehene Auflage. Niemeyer, Tübingen 1972. ISBN 3-484-25011-9
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2002. ISBN 3-520-45203-0
- Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Weidler, Berlin 1998. ISBN 3-89693-304-3