Naive Kunst
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Naive Kunst ist eine Sammelbezeichnung für künstlerische Arbeiten von Autodidakten, vorwiegend in der Malerei, mit betonter einfacher, unbekümmerter, phantasievoller Wahl der Bildmotive. Die Darstellungen geben häufig die persönlichen Wunschträume der Urheber wieder. Die Naive Kunst widerspiegelt häufig die sogenannte "heile Welt".
Etwa um 1900 wurde die Naive Kunst der Laien in Paris zuerst von modernen Künstlern, später von Kunstkennern, wie dem Kunsthistoriker Wilhelm Uhde, entdeckt: etwa 1885 der Zollangestellte Henri Rousseau, 1889 der Postbeamte Louis Vivin, 1912 die Putzfrau Séraphine Louis, 1915 der Zirkusathlet Camille Bombois, 1927 der Gärtner André Bauchant. Uhde präsentierte sie 1928 in Paris in einer ersten Ausstellung als Maler des Heiligen Herzens (Peintres du Coeur sacré).
Naive Kunst erlangte große Bekanntheit mit einer umfangreichen Wanderausstellung, die 1937 unter dem Titel Maîtres populaires de la réalités in der Salle Royale, Paris, und im Kunsthaus Zürich zu sehen war und 1938 als Masters of Popular Painting in der Galerie Arthur Tooths & Sons, London, sowie dem Museum of Modern Art in New York.
Als späte Entdeckung gilt der georgische Maler der Jahrhundertwende Niko Pirosmani. In der Nachkriegszeit gewann die Naive Malerei, insbesondere aus Kroatien, große Popularität. Ivan Generalić gilt als der bekannteste Künstler dieser Stilrichtung, und in Bulgarien ist es Radi Nedelchev. In Deutschland verfügt das Clemens-Sels-Museum Neuss über eine größere Sammlung Naiver Kunst. In Italien wurde die naive Malerei von Antonio Ligabue wiederentdekt.
Ende der 1920er Jahre benutzte der deutsche Kunstschriftsteller Wilhelm Uhde zum ersten Mal den Begriff "naive Kunst", als er in der Ausstellung "Maler des heiligen Herzens" Künstler wie den von ihm entdeckten Henri Rousseau, Louis Vivin, Séraphine Louis de Senlis, Camille Bombois oder André Bauchant vereinte. Später förderte er den bekanntesten deutschen Naiven, Adalbert Trillhaase, 1858-1936. Der Erfurter Kaufmann und Maler wurde in der NS-Zeit als entartet gebrandmarkt und durfte nicht mehr ausstellen. Von Trillhaase stammt eines der wichtigsten Bilder: "Der barmherzige Samariter". "Die Predigt am See" oder "Die Verspottung Christi" sind aber auch Bilder, in denen sich einfache schicksalhafte Augenblicke für den einzelnen Menschen widerspiegeln. Trillhaase gilt heute als der bedeutendste naive Maler Deutschlands. Er starb 1936 in Niederdollendorf (heute Königswinter am Rhein). Hier erinnert noch der Name eines Parks "Park Trillhase", in dem einst seine Villa (1959 abgebrannt) stand, an den bedeutenden Künstler.
[Bearbeiten] Literatur
- Les Maîtres populaires de la réalités. Exposition organisée à Paris par le Musée de Grenoble. Ausst.-Kat. Salle Royale, Paris 1937
- Masters of Popular Painting. Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York 1938
- Eva Karcher, Die Maler des Heiligen Herzens. Bönningheim: Museum Charlotte Zander, 1996 ISBN 3-926318-23-6
- Bihalji-Merin, Oto: Die Kunst der Naiven. Themen und Beziehungen. München 1975
- Bihalji-Merin, Oto: Die Naiven der Welt. Stuttgart [u.a.] 1971
- Dallmeier, Volker: Naive Kunst. Geschichte und Gegenwart. Bielefeld 1981
- Ehlers, Otto August: Sonntagsmaler. Das Bild des einfältigen Herzens. Berlin [u.a.] 1956
- Grochowisk, Thomas: Deutsche naive Kunst. Recklinghausen 1976
[Bearbeiten] Weblinks
- Museum Charlotte Zander, Bönnigheim
- Gesellschaft für Naive Kunst, Hannover
- Kroatisches Nationalmuseum für Naive Kunst, Zagreb
- Le Musée International d’Art Naïf Anatole Jakovsky, France
- Informationen über Anatole Jakovsky, kunst critic
- International Museum of Naive Art, Vicq, France
- Museum of Naive Art, Beraut, France
- Museum of Naive Art, Jagodina, Serbia
- Museum Haus Cajeth (vor allem für naive Malerei), Heidelberg