Niobe (Mythologie)
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Niobe war in der griechischen Mythologie
- eine Tochter des Phoroneus und der Teledike (Kinna). Sie war die erste sterbliche Geliebte des Zeus und gebar ihm den Argos.
- die Tochter des Tantalos und Schwester des Pelops. Sie war die Gemahlin des thebanischen Königs Amphion, dem sie sieben Söhne und sieben Töchter gebar. Stolz auf ihre zahlreiche Nachkommenschaft, vermaß sie sich, sich der Leto (Latona) gleichzustellen, welche nur zwei Kinder, Apollon und Artemis geboren hatte, und hinderte das Volk an der Verehrung dieser Gottheiten.
Zur Strafe dieser Überhebung streckten Apollon und Artemis an einem Tag sämtliche Kinder der Niobe mit ihren Pfeilen nieder. Die Eltern konnten diesen Jammer nicht überleben; Amphion tötete sich selbst, und Niobe, die der ungeheure Schmerz erstarren ließ, wurde von den Göttern in Stein verwandelt und in ihre alte phrygische Heimat am Berg Sipylos zurückversetzt; aber auch der Stein hörte nicht auf, Tränen zu vergießen.
Später wurde die Sage mannigfach verändert und erweitert. Der hochtragische Stoff wurde von den Meistern der dramatischen wie der bildenden Kunst vielfach behandelt. Von den Tragödien des Aischylos und Sophokles sind nur noch Fragmente übrig.
Dagegen besitzen wir an der auf dem Esquilin in Rom, eine 1798 ausgegrabene, jetzt in den Uffizien in Florenz stehenden Gruppe der Niobe und ihrer Kinder eins der herrlichen Werke der alten Plastik, (siehe Abbildung) wenn auch nur in Nachbildung aus römischer Zeit. Von dem griechischen Original, das Plinius im Tempel des Apollo Sosianus zu Rom aufgestellt sah, wusste man aber damals schon nicht mehr zu sagen, ob Praxiteles oder Skopas der Urheber sei. Den Mittelpunkt der Gruppe bildet die erhabene und edle Gestalt der Niobe selbst mit der zu ihren Füßen hingestürzten, ihr Haupt im Schoß der Mutter erregenden Tochter. Ihre Kinder fliehen von beiden Seiten her, teils schon getroffen, teils sich entsetzt umschauend nach den schwirrenden Todesgeschossen, der Mutter zu. Die vorzügliche Einzelkopie einer Tochter aus der Gruppe, jetzt im Museo Chiaramonti des Vatikans befindlich, gibt von der Schönheit des Originals die beste Anschauung.
Einzelne Reliefs und Wandbilder wiederholen denselben Gegenstand; Terrakottafiguren flüchtender Niobiden haben sich in der Krim gefunden. Niobe ist wahrscheinlich ursprünglich nur eine besondere Form der Erdgöttin, deren Sprösslinge von den versengenden Pfeilen des Sonnengottes dahingestreckt werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfred Geominy: Die Florentiner Niobiden. Dissertation, Universität Bonn 1984
- Karl Kerényi: Apollon und Niobe. Langen-Mueller, München 1982, ISBN 3-7844-1756-6
- Karl Bernhard Stark: Niobe und die Niobiden in ihrer literarischen, künstlerischen und mythologischen Bedeutung. Engelmann, Leipzig 1863 (Digitalisat)
- Friedrich Gottlieb Welcker: Über die Gruppierung der Niobe und ihrer Kinder. Bonn 1836
[Bearbeiten] Weblinks
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