Oktett (Schubert)
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Das Oktett in F-Dur, D 803, von Franz Schubert zählt zu den populärsten Kammermusikwerken für eine gemischte Besetzung aus Streichern und Bläsern.
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[Bearbeiten] Entstehung
Ab etwa 1817 war Franz Schubert, bedingt durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk von Ludwig van Beethoven, dessen Genie er nicht zu überwinden meinte, durch eine beträchtliche Schaffenskrise gegangen. Zahlreiche unvollendete Werke, wie der Streichquartettsatz in c-Moll und die Sinfonie in h-Moll aus dieser Zeit zeugen von dieser Schreiblähmung. Im Jahre 1824 scheint Schubert die Krise überwunden zu haben, er arbeitete intensiv an mehreren Kammermusikwerken.
Das Oktett wurde in diesem Jahr von Ferdinand Graf Troyer, der der Obersthofmeister des Erzherzogs Rudolf von Österreich-Toskana und ein ausgezeichneter Klarinettist war, in Auftrag gegeben und laut Schuberts eigenhändiger Notiz am 1. März 1824 fertigkomponiert. Er selbst schrieb in einem Brief dazu:
- „überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Symphonie bahnen“,
was mit großer Wahrscheinlichkeit als Anspielung auf die zwei Jahre später komponierte Großen C-Dur-Symphonie zu verstehen ist.
[Bearbeiten] Das Werk
In vielerlei Hinsicht ist das Oktett stark am Septett von Beethoven orientiert, allerdings hat Schubert in fast jeder Hinsicht kleine Erweiterungen beigefügt. Auch hier kann man anhand des respektvollen Umgangs mit dem beethovenschen Konzept die Überwindung seiner Minderwertigkeitskomplexe feststellen. Dem Divertimento-Tonfall, der bei Beethoven dominiert, kommt Schubert in seinen Mittelsätzen auch nach, in den Ecksätzen und im Adagio erklingt aber die typische dramatische und beseelte Musik, die auch in den anderen Kammermusikwerken aus dieser Phase zu finden ist.
[Bearbeiten] Besetzung
Klarinette, Fagott, Horn, 2 Violinen, Bratsche, Violoncello, Kontrabass
Zur Beethovenschen Besetzung fügte der Komponist also noch eine zweite Geige hinzu, was die dynamische Balance zwischen Streichern und Bläsern erheblich verbessert und dem Streicherapparat einen „orchestraleren“ Klang verleiht.
[Bearbeiten] Sätze
Auch die Satzfolge orientiert sich streng nach dem Vorbild des Beethoven-Septetts, mit der kleinen Ausnahme, dass das Menuett und der das Scherzo an vertauschten Plätzen erklingen:
- Adagio – Allegro – Più allegro
- Adagio
- (Scherzo) Allegro vivace – Trio
- Andante – Variationen I – VII – Più lento
- Menuetto. Allegretto – Trio
- Andante molto – Allegro – Andante molto – Allegro molto
[Bearbeiten] Rezeption
Das Werk wurde noch 1824 in einem Privatkonzert uraufgeführt, die erste öffentliche Aufführung fand erst 1827 im Wiener Musikverein statt und wurde von der Kritik vor allem wegen der enormen Länge (ca. 50 Minuten) bemängelt. Tatsächlich wurden im Erstdruck, der erst 1853 erschien, auch zwei Sätze weggelassen, die erste komplette Ausgabe erfolgte erst im Jahre 1872. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss also klar gewesen sein, dass das Schubert-Oktett zu den wichtigsten Kammermusikwerken des 19. Jahrhunderts gerechnet werden muss.
[Bearbeiten] CD-Empfehlungen
- Gidon Kremer und andere, 1988, Deutsche Grammophon - Livekonzert in Lockenhaus mit hochkarätigen Solisten
- Scharoun Ensemble Berlin, 2002, Tudor - Die Kammermusikformation der Berliner Philharmoniker
- Wiener Oktett, 2001, Decca. - Legendäre Aufnahme des Ensembles der Wiener Philharmoniker aus den 1960er Jahren
- Ensemble Hausmusik, 1991, EMI. - Hervorragende Einspielung auf historischen Instrumenten