Omegapunkt
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Der Omegapunkt ist End- und Zielpunkt in der theologischen bzw. philosophischen Betrachtung der Evolution bei Pierre Teilhard de Chardin und Frank Tipler. Dieser Endpunkt trägt den Namen Omega nach der Bibelstelle Offenbarung 22,13 "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.".
[Bearbeiten] Der Omegapunkt bei Teilhard de Chardin
Teilhard de Chardin sieht Leben und Kosmos in einer von Gott bewirkten kreativen Bewegung, die noch nicht an ihr Ziel gelangt ist. Kennzeichen dieser Bewegung ist die ständige Zunahme von Organisiertheit und organischer Einheit. Das Streben in diese Richtung, also der Motor der Evolution, ist für Teilhard die Liebe. Diese Liebe, die das letzte Ziel, die organische Einheit alles Seienden, bereits handelnd und leidend vorwegnimmt, war für Teilhard im Herzen eines Menschen vollkommen verwirklicht: in Jesus Christus. So nennt er Christus mit einem biblischen Hoheitstitel (Offb. 21,6) das Omega oder den Punkt Omega, d.h. Ziel, Richtung und Motor der Evolution.
[Bearbeiten] Die Omegapunkt-Theorie von Tipler
Frank J. Tipler beschreibt ein kosmologisches Szenario der fernsten Zukunft des Universums.
Nach dieser Ansicht ist das Universum bzw. seine intelligenten Zivilisationen, bevor es zum Big Crunch in der End-Singularität kommt, fähig, seine Informationsverarbeitungskapazität exponential zum Zeitablauf zu steigern. Ein Simulationslauf auf diesem Universum-Computer kann alle denkbaren Wirklichkeiten und damit alle gewesenen Entitäten – auch alle Menschen, die jemals gelebt haben – perfekt simulieren und somit in einer virtuellen Welt auferstehen lassen. Da eine perfekte Kopie prinzipiell nicht vom Original zu unterscheiden ist und es nicht auf das Substrat des Lebens (z.B. Kohlenstoff), sondern auf das Muster des Lebens ankommt, ist so eine perfekte Simulation (=Emulation) mit der Wirklichkeit identisch.
Da die Schnelligkeit der Informationsübertragung kurz vor dem Endknall gegen unendlich steigt, herrscht dort in subjektiver Zeit Ewigkeit, obwohl das Universum - von außen betrachtet - nur eine begrenzte Zeit dauert. Tipler setzt diesen Zustand der endlosen Informationskapazität mit Gott gleich.
In der Fachwelt wird Tiplers Omegapunkt-Theorie wegen seiner vielen extrem spekulativen Voraussetzungen und dem teleologisch sowie religiösen Charakter im allgemeinen als wissenschaftlich nicht haltbar abgelehnt.