Operative Front
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Die operative Front (Russisch: Фронт) war in der russischen und sowjetischen Armee im Ersten und im Zweiten Weltkrieg die größte operative Formation und entsprach in der Hierarchie etwa einer deutschen Heeresgruppe. Sie hatte einen Frontstab mit einem Oberbefehlshaber, einem Stabschef sowie den in allen Armeen üblichen Abteilungen des Stabes. In der Sowjetarmee kam noch dazu das (1.) Mitglied des Kriegsrates (Politischer Leiter) sowie für die Politische Arbeit eine Politabteilung unter einem Leiter der Politabteilung. Die Front bestand aus mehreren allgemeinen Armeen, selbständigen Korps, Spezialtruppenteilen wie Artilleriedivisionen und -regimentern, Pioniertruppenteilen. Im Zweiten Weltkrieg kamen dazu meist eine Luftarmee und nach Bedarf eine oder mehrere Panzerarmeen bzw. Panzerkorps.
Sinn der Fronten war, dass eine zentrale Führung für eine bestimmte Richtung bestand. Musste eine Front in mehreren Richtungen kämpfen, erfolgte früher oder später die Trennung in verschiedene Fronten. Dementsprechend wurden auch die Fronten bezeichnet. Nachdem die Fronten 1943/1944 die Vorkriegsgrenzen der Sowjetunion überschritten hatten, blieb die Bezeichnung bis Kriegsende.
Im Juni 1941 wurden gebildet: Nordfront, Westfront, Südwestfront,Südfront. Danach entstanden die Baltische Front, die Brjansker Front und die Zentralfront, die aber nach kurzer Zeit wieder mit der Brjansker Front vereinigt wurde. Daneben gab es noch die Transkaukasusfront, die einen eventuellen Angriff der Türkei abwehren sollte, sowie die Fernostfront. Weiter gab es kurzzeitig die Reservefront. Zur Verteidigung Leningrads entstanden aus der Nordfront die Leningrader Front und die Karelische Front. Später entstanden die Wolchowfront sowie in der Schlacht vor Moskau die Kaliningrader Front. Weiter nördlich wurde die Karelische Front gebildet. 1942 versuchte die Krimfront die Krim zurück zu erobern. Während des deutschen Vormarsches im Süden wurden die Woronesher Front, die Stalingrader Front und die Nordkaukasusfront, die später zur Schwarzmeergruppe der Transkaukasusfront umgebildet wurde. Auf dem Höhepunkt der Schlacht von Stalingrad wurde die Stalingrader Front in die Stalingrader Front und die Südostfront geteilt. In Vorbereitung der Gegenoffensive wurde die Stalingrader Front in Donfront und die Südostfront in Stalingrader Front umbenannt. Nach der Zerschlagung der 6. Armee wurde die Donfront in Zentralfront umbenannt und verlegt. In Vorbereitung der Kursker Schlacht wurde die Reservefront geschaffen, die später in Steppenmilitärbezirk und Steppenfront umbenannt wurde. Im Oktober 1943 wurden die Fronten umbenannt. So wurde aus der Baltischen Front die 2. Baltischen Front, aus der Kaliningrader Front die 1. Baltischen Front, aus der Zentralfront die Belorussische Front, aus der Woronesher Front die 1. Ukrainische Front, aus der Steppenfront die 2. Ukrainische Front, aus der Südwestfront die 3. Ukrainische Front und aus der Südfront die 4. Ukrainische Front, welche nach Eroberung der Krim aufgelöst wurde und zum Angriff über die Ostkarpaten in die Slowakei später neu geschaffen wurde. 1944 wurde die 2. Belorussische Front geschaffen und die Belorussische Front in 1. Belorussische Front umbenannt. Die Wolchowfront und die Nordwestfront wurden aufgelöst. Die Nordkaukasusfront wurde zur Selbständigen Küstenarmee umgebildet. Die Westfront wurde in 3. Belorussische Front umbenannt. Zusätzlich wurde die 3. Baltische Front geschaffen. Im Krieg gegen Japan wurden 1945 die 1. Fernostfront, die 2. Fernostfront sowie die Transbaikalfront gebildet.