Orgelsinfonie
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Als Orgelsinfonie bezeichnet man eine großangelegte, meist mehrsätzige Komposition für die Orgel, welche deutlich Elemente einer Sinfonie für Orchester in sich trägt (z.B. Sätze in Sonatenhauptsatzform) und auch in ihrer Registrierung die Orgel eher orchestermäßig klingen lässt.
Die Gattung entstand im Frankreich des 19. Jahrhunderts mit dem Grande Piéce Symphonique von César Franck. Die wichtigsten Beiträge dazu steuerten Charles-Marie Widor und Louis Vierne bei. Die Sinfonien des letzteren Komponisten gelten als bedeutendste der Gattung. Besonderes Kennzeichen vieler Orgelsinfonien ist ihre Satzzahl, die meist über die traditionelle Viersätzigkeit hinausgeht. So schrieb Widor Sinfonien mit bis zu sieben Sätzen. Vierne erhob nach der sechssätzigen ersten Sinfonie die Fünfsätzigkeit in seinen übrigen fünf Werken zur Norm. Weitere Orgelsinfonie-Komponisten waren Marcel Dupré und Charles Tournemire.
Dass das Genre der Orgelsinfonie außerhalb Frankreichs nur wenig gepflegt wurde (z.B. von Sigfrid Karg-Elert), liegt an den speziellen Merkmalen französischer Orgelbaukunst. Ihr markantester Vertreter Aristide Cavaillé-Coll legte seine Orgeln nämlich so an, dass ihr Klang explizit sinfonischen Anstrich bekam. Diese Bauweise war in anderen Ländern nur sporadisch vorhanden.
Nach dem Tode ihrer Hauptvertreter verlor die Gattung an Bedeutung. Heute werden kaum noch Orgelsinfonien komponiert.