Paula Thiede
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Paula Thiede (* 6. Januar 1870 in Berlin; † 3. März 1919 in Buch bei Berlin) war eine deutsche Gewerkschafterin, die erste Frau, die hauptamtlich eine reichsweite Gewerkschaft führte.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Der Vater von Paula Thiede war einfacher Arbeiter. Paula Thiede war als „Anlegerin“ in einer Buchdruckerei tätig (sie legte die Papierbögen in die Schnellpresse ein). Aufgrund der unmittelbaren Erfahrung der sozialen und wirtschaftlichen Not der Hilfsarbeiterinnen dort beteiligte sie sich im März 1890 an der Gründung des „Vereins der Arbeiterinnen an Buch- und Steindruck-Schnellpressen“, der erste Zentralverband der Gewerkschaftsgeschichte und eine der ersten gewerkschaftlichen Frauenorganisationen überhaupt.
Sie war auch maßgeblich beteiligt an der Vereinigung dieser Frauenarbeiter-Organisation zum geschlechterübergreifenden „Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfarbeiter und –Arbeiterinnen Deutschlands“ im Jahr 1898 mit 1.279 Mitgliedern. 1914 hatte der Verband bereits mehr als zehnmal soviele, nämlich 15.759 Mitglieder, davon 8.438 Frauen.
Paula Thiede war zu Beginn Redakteurin der Mitgliederzeitschrift „Solidarität“, am 4. März 1892 erstmalig in den Vorstand gewählt und seit dem Zusammenschluss ab 1898 (mit Unterbrechung 1901/02) bis zu ihrem Tod erste Vorsitzende des Verbandes. Ihr ist in dieser Funktion auch zu verdanken, dass 1906 zum ersten Mal zentrale tarifvertragliche Vereinbarungen für die Hilfsarbeiter der Buchdruckereien abgeschlossen werden konnte.
Die gewerkschaftliche Organisierung von Frauen wurde seinerzeit von vielen Männern abgelehnt, da sie in ihnen eine Konkurrenz sahen. Frauen mussten sich daher anfänglich in getrennten Verbänden organisieren. Auch der Umstand, dass eine Frau Vorsitzende wurde, stieß zunächst auf wenig Gegenliebe, der Widerstand wurde aber durch die von Thiede erzielten Erfolge besiegt.
Paula Thiede starb an einer schweren Krankheit, sie wurde auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde (Sozialistenfriedhof) begraben. Die Grabinschrift lautet: „Ihrer Führerin - Die graphischen Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands“.
Die „Solidarität“ würdigte ihre Leistung im Nachruf mit den Worten: Der Verband „war ihre Schöpfung, und seine heutige Gestalt und seine Stärke war der Verstorbenen Lebenswerk!“ [1] „Trotz mancher Anfeindungen, die alle Pioniere der Arbeiteremanzipation erfahren haben, hat sie doch die Gewissheit mit ins Grab nehmen können, dass ihre Arbeit im Dienste der Arbeiterbewegung nicht bloß erfolgreich gewesen ist, sondern auch Anerkennung, ja Bewunderung erfahren hat bei Freunden und Gegnern.“[2] Das nach einer Fotografie entstandene originale Bronzerelief von Paula Thiede in ihrer Grabplatte wurde nach einem Diebstahl inzwischen durch eine von der Berliner Künstlerin Erika Klagge nach dem Foto gravierte Glasplatte ersetzt. Es wurde am 6. März 2007 eingeweiht.
[Bearbeiten] Ehrungen
- Das Paula-Thiede-Ufer an der Spree neben der Schillingbrücke in Berlin-Mitte wurde am 25. Oktober 2004 auf Vorschlag der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Nachfolgeorganisation der Industriegewerkschaft Druck und Papier, nach ihr benannt. Dort befindet sich heute die Bundesverwaltung von ver.di.
[Bearbeiten] Schriften
- Einrichtung und Ausgestaltung der sozialdemokratischen Frauenkonferenz. Sozialistische Monatshefte 15 = 17 (1911), H. 18/20, S. 1248-1250.
- Die fachgewerbliche Ausbildung der Arbeiterin. Sozialistische Monatshefte 20 (1914), H. 12/13, S. 824-828.
- Erwerbsarbeit, Entlohnung und Organisation der Frauen. Sozialistische Monatshefte 23 (1917), H. 7, S. 256-366.
[Bearbeiten] Literatur
- Helga Zoller: Der Verband der graphischen Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen. In: Helga Zoller, Dieter Schuster: Aus Gestern und Heute wird Morgen. Hrsg.: Industriegewerkschaft Medien - Druck und Papier, Publizistik und Kunst, aus Anlass ihres 125jährigen Bestehens, Stuttgart 1992, S. 103ff.
- Claudia von Gélieu: Geschichte der Frauenbewegung erfahren in Ostberlin, Berlin 1991, S. 64f.
- Paula Thiede (Nachruf). In: Gewerkschaftliche Frauenzeitung, Nr. 5, 1919. Nachdruck in: Gisela Losseff-Tillmanns: Frauen und Gewerkschaft. Frankfurt am Main 1982, S. 267f.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Porträt Paula Thiede, ver.di
- Seite über Paula Thiede, Bezirksamt Mitte
- Informationen zur Rekonstruktion des Grabreliefs durch Erika Klagge
- Die Grabstätte von Paula Thiede
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ zitiert nach berlingeschichte.de, Edition Luisenstadt, 2005
- ↑ zitiert nach: Webseite „Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde e.V.“ [1]
Personendaten | |
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NAME | Thiede, Paula |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Gewerkschafterin und Frauenrechtlerin |
GEBURTSDATUM | 6. Januar 1870 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 3. März 1919 |
STERBEORT | Berlin |