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Pfarrkirche Mülln - Wikipedia

Pfarrkirche Mülln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Pfarrkirche Mülln liegt erhöht am nördlichen Ausläufer des Mönchsberges in der alten Vorstadt Mülln in der Stadt Salzburg

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der Kirche

Eine erste Kapelle in Mülln wurde 1148 erstmals erwähnt. In diesem uralten Vorort der Stadt mag aber schon viel früher ein kleines Gotteshaus gestanden haben. Erzbischof Gebhard hatte damals den baufällig gewordenen Altar der Marien-Kapelle erneuern lassen. Mülln wurde als sehr alte Salzburger Vorstadt bald als Vorbefestigung der Stadt militärisch gesichert und mit Mauern und starken Wehrtürmen versehen. Auch die Kirche, damals vermutlich an der Müllner Hauptstraße gelegen, wurde dabei mit einbezogen. Aus dieser Zeit ist eine altes romanisches Kruzifix erhalten.

Erzbischof Johann von Reisberg begann für eine nun deutlich gewachsene Kirchengemeinde im Jahr 1439 mit dem Neubau der Kirche in Form einer gotischen Saalkirche, die in ihrer Grundsubstanz bis heute erhalten ist. Die beiden Baumeister der Kirche waren Ulrich Dankl und Heinrich Murauer. Diese Kirche wurde kurz nach 1460 Pfarrkirche, als Erzbischof Burghardt Mülln und Maxglan von der Dompfarre trennte und zu eigenen Pfarren erhob. Die Pfarrseelsorge übertrug der Erzbischof einem von ihm gegründeten Kollegialstift. Die Kirche verfiel in den Folgejahren mangels finanzieller Möglichkeiten zunehmend. Nach 1525 lebten in diesem finanziell sehr schwachen Kloster nur mehr ein oder zwei Priester. Erzbischof Wolf Dietrich erneuerte darauf die Kirche, baute sie um und übergab sie 1605 den Augustiner-Eremiten als neue Klosterkirche. Unter Max Gandolf von Kuenburg wurde die Kirche barockisiert. 1833 wurde die Kirche den Benediktinern zu Michaelbeuern übergeben. Seit 1835 ist sie inkorporierte Pfarre der Benediktinerabtei Michaelbeuern. Zu dieser Pfarre gehörte einst die heutigen Pfarrsprengel Lehen, Taxham, Leopoldskron-Moos, St. Vital und St. Paul.

[Bearbeiten] Kirchenschiff und Kirchturm

Der vierjochige Saalbau wurde 1735-38 barockisiert. Die gotischen Kreuzrippengewölbe über der eingezogenen Barockdecke sind dabei erhalten. Im Gewölbescheitel finden sich Felder mit Christusmonogramm, Marienmonogramm und Johannesmonogramm und eine Heilig-Geist-Taube. Die seitlichen Medaillons stellen die vier Kirchenväter zund die Verkündigung der Maria dar. Die Kanzel besittz reiches Schnitzwerk und wurde Johann Georg Hitzl 1739 geschaffen. Die vier Leinwandbilder überden Eingängen zu den vier Kapellen stammen von Vinzenz Fischer. Sie zeigen die Vermählung, die Verkündigung, die Heimsuchung und die Himmelfahrt Marias.

Das Weihwasserbecken stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Sakristeitür zeigt in ihrer Bemalung Darstellugnen zweier Augustinerheiligen. Der Wandstuck in der Sakristei mit einem Relief des Heiligen Bernhard stammt vom bekannten Stuckisten Diego Francesco Carlone und ist 1709 angefertigt.

Der im Kern spätgotische (vielleicht aber auch deutlich ältere) Kirchturm besitzt heute drei und vierteilige romanisierende Schallarkaden. Ost und Westseite des Turmes zieren prunkvolle Wappen von Max Gandolf von Kuenburg, der 1674 damals den Turm umgestaltete und mit einer barocken Doppellaterne versehen ließ.


[Bearbeiten] Der Barockaltar

Der Wiener Maler Vinzenz Fischer schuf 1758-1760 den Entwurf für den heutigen barocken Hochaltar. Die Figuren des Altares gestaltete dabei Lorenz Wieser. Die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit und allegorische Figuren der "Fides" (Glauben) und der "Spe" (Hoffnung) bilden bekrönt von der GEstalt des Heiligen Augustinus den oberen Abschluss des Altares, der flankiert wird durch je zwei Doppelsäulen. Von barocken Putten umgeben steht inmitten des Barockaltares das gotische Gnadenbild der Madonna. Die seitliche Staturen stellen folgende Heilige dar: Alexius, Katharina, Barbara und Wilhelm von Maleval.

[Bearbeiten] Das Gnadenbild

Seit 1453 steht das heutige spätgotische Gnadenbild "Unsere Liebe Frau von Mülln" auf dem Hochaltar der Müllner Kirche. Sie wurde vermutlich von Jakob Kaschauer gefertigt. (Eine wohl endgültige Klärung der Autorenschaft könnte durch die originalgetreue Restaurierung des Urzustandes der Madonna ermöglicht werden). Diese Schöne Madonna mit dem Jesuskind war im Spätmittelalter bis ins frühe 16. Jahrhundert der Mittelpunkt einer Wallfahrt. Inmitten des gotischen Schitzaltares stand sie einst umgeben von den Heiligen Barbara und Katharina. Auf Grund ihrer hohen Bedeutung in der Bevölkerung ist die Statur bis heute erhalten geblieben. Im Zuge der Übersiedelung der spätgotischen Statue aus dem einstigen geschnitzten gotischen Flügelaltar in den heutigen barocken Prunkaltar wurde die Statue verändert: Die einst schlicht färbige Fassung des Faltenkleides wurde massiv vergoldet, Maria und Jesuskind erhielten mächtige Goldkronen. Bis ins 19. Jahrhundert war die Figur zudem in schweres Prunkgewand gekleidet. Eine originalgetreue Restaurierung könnte das alte original gotische Erscheinungsbild wiederbeleben.

[Bearbeiten] Die Orgel

Die Orgel der Kirche, die schon Wolf Dietrich von Raitenau 1607 erneuern ließ, und 1614 und 1675 erneut repariert wurde, war bald nicht mehr gut funktionsfähig. Daher erhielt die Kirche 1680 eine neue Orgel, die der berühmte Orgelbauer Johann Christoph Egedacher hier aufbaute. Das erhaltene Gehäuse dieser Orgel besitzt ein prächtiges barockes Kleid und wird oben mit den Wappen der Äbte von St. Peter Edmund Sinnhofer und Beda Seeauer geschmückt. Die heutige Orgel selbst wurde mehrfach umgebaut und erneuert. Zuletzt wurde die Orgel (Mechanik, Pfeifen von Matthäus Mauracher neu geschaffen und auf 14 Register erweitert, wobei Mauracher altes Pfeifenmaterial mit verwendete.


[Bearbeiten] Die Seitenkapellen

Die nordwestliche Kapelle Die Stuckarbeiten wurden um 1690 geschaffen, das Abschlussgister um 1610. Es zeigt das Wappen derer von Raitenau. Der Marmoraltar mit dem Altarblatt, das Christus mit dem Kreuz zeigt, stammt von 1768.

Die nordöstliche Kapelle Die Stuckarbeiten und das Abschlussgitter wurden um 1610 geschaffen. Der Altar von 1768 zeigt im Altarblatt den Heiligen Nikolaus von in seiner Vision des Christuskindes, das 1690 von Johann Michael Rottmayr geschaffen wurde.

Die südöstliche Kapelle befindet sich im Erdgeschoß des alten Turems der Pfarrkirche, Der dortige Altar mit dessen seitlichen Statuen des Heiligen Johannes des Evangelisten und des Propheten Isaias wurde von Wolfgang Hagenauer und von dessen Bruder Johann Baptist Hagenauer geschaffen. das dortige Gnadenbild zeigt Maria vom Guten Rat von Genazzano

Die südwestliche Kapelle birgt Relierfs der vier Evangelisten und von Gottvater. Das Abschlussgitter besitzt ein Wappen derer von Raitenau und erinnert wie die oben genannten Gitter an Wolf Dietrich von Raitenau. Der Altar mit seinem Altarblatt der Heiligen Maria, verehrt von den Heiligen Augustiuns, Monika und Nikolaus von Toledo wurde 1768 geschaffen. Die seitilichen Staturen zeigen den Pabst Gelasius (?) und Bischof Thomas von Villanova (?).

[Bearbeiten] Das Stiegenhaus

1605 bis 1609 wurde der Westfassade die heutige Stiegenhaus vorgesetzt, das 1614 über einen Schwibbogen mit dem alten Klostergebäude Kloster verbunden wurde. Leinwandbilder, umrahmt von Kapellen schmücken die Wände:

  • Christus fällt unter dem Kreuz (um 1600 geschaffen)
  • Mathyrium der Heiligen Ursula, vermutlich von Johann Bocksberger
  • Vision des Heiligen Augustinus in der Wüste (Lunettenbild, Anfang 17. Jahrhundert geschaffen)
  • Geißelung
  • Martyrium des Heiligen Sebastian
  • Kreuzabnahme
  • Pieta (um 1720)
  • Kapelle bei ersten Absatz des Stiegenhauses mit Altar um 1660
  • Dreifaltigkeitskapelle

[Bearbeiten] Der Friedhof und die Friedhofskapelle

Die Friedhofskapelle liegt gut sichtbar erhöht über der Müllner Hauptstraße und etwas unterhalb der Pfarrkirche. Diese Kapelle wurde 1709 erbaut und besitzt an der Westfassade ein vorgestelltes Türmchen, das eine Zwiebelhaube trägt. Der Deckenschmuck der Kapelle stammt von Josef Schmidt, der barocke Altar von Johann Michael Greiter. Die Kapelle diente auch als Aufbahrungskapelle und besitzt etwa 40 Sitzplätze.

Der Friedhof wurde 1453 angelegt und ist seit 1879 aufgelassen. Er zieht sich rings um die Kirche. Er ist derzeit nicht frei begehbar bzw. nur von außen einsehbar. Hier liegen unter anderem begraben:

Zum Friedhof von Mülln gehört auch die vom Friedhofsareal aus zugängliche Priestergruft unter der Kirche, wo 60 Grabnischen beiderseits eines alten Gewölbes angeordnet sind und unter einer Bodenplatte der Weg zu einem weiteren Sammelgewölbe führt.

[Bearbeiten] Das Kollegialstift Mülln und das Augustinerkloster

Erzbischof Burghard gründete hier zur Betreuung der neugeschaffenen Pfarre das Kollegialstift der Augustiner, dessen Errichtung Pabst Paul II 1465 bestätigte. Das Kloster bestand zuerst aus zehn Priestern (Weltpriester, Chorherren genannt) und einem Stiftsleiter (Dekan). Nach 1525 lebten hier aber nur mehr ein oder zwei Priester. Erzbischof Wolf Dietrich übergab das nun ganz verwaiste Kloster 1605 den Augustiner-Eremiten als neue Klosterkirche. Neben der Pfarrkirche von Mülln befindet sich das ehemalige Kloster der Augustiner-Eremiten, die von 1605 bis 1818 hier wirkten. Das Klostergebäude besteht aus verschiedenen Bauten, die wesentlich im frühen 17. Jahrhundert ausgestaltet wurden, die teilweise aber im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammen.

Die Augustiner gründeten hier 1621 auch ihre bis heute bestehende Brauerei zu Mülln. Seit 1890 ist das ehemalige Klostergebäude als Braugasthof genutzt. Diesbezügliche Saaleinbauten erfolgten 1907, 1913/14 und 1927. Die heutige Augustinerbrauerei mit dem angrenzenden Müllner Bräustübl ist Österreichs größte Biergaststätte.

[Bearbeiten] Literatur und Quellen:

  • Lieselotte v. Eltz-Hoffmann: Die Kirchen Salzburgs. Verlag Anton Pustet, Salzburg 1993, ISBN 3-7025-0308-0
  • P. Petrus Buchwinkler (Herausgeber) 525 Jahre Pfarrkirche Mülln, Herausgeber Pfarre Mülln, Salzburg, 1978
  • Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst Huber: Dehio Salzburg - Stadt und Lan: d. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1986, ISBN 3-7031-0599-2

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