Proaktivität
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Proaktivität (bzw. proaktiv) ist ein Neologismus, dessen einzelne Bestandteile aus dem Lateinischen stammen (pro lat. vor, für; activus lat. tätig); wörtlich übertragen bedeutet proaktiv voraushandelnd. Gemeint ist meist ein frühzeitiges initiatives im Gegensatz zu einem abwartenden reaktiven Handeln bzw. teilweise auch eine besondere Bejahung des Handelns als innere Einstellung. Der Fremdwörter-Duden ("Das große Fremdwörterbuch") erfasst das Wort seit der 3. Auflage, 2003. Im angelsächsischen Sprachraum ist der Begriff deutlich weiter verbreitet.
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[Bearbeiten] Zum Begriff
Während die Aktivität nicht zwingend planvoll sein muss (z.B. in Form von "blindem Aktionismus"), setzt die Proaktivität eine antizipative Haltung und szenarienbasierte Vorüberlegungen voraus.
[Bearbeiten] vor
Der Begriff Proaktivität findet sich vielfach im wirtschaftswissenschaftlichen Schrifttum oder in der Managementliteratur, in der deutschen u.a. bei Christian Scholz, Personalmanagement, 1989, S. 13. Scholz definiert: "Proaktivität bedeutet frühzeitiges Handeln, noch ehe die Umwelt das Unternehmen zu (reaktiven) Maßnahmen zwingt." Später erweitert Scholz den Begriff im Sinne einer Szenario-Technik: "frühzeitiges und differenziertes Vorbereiten auf mindestens zwei unterschiedliche Umweltkonstellationen oder bewusstes Gestalten ausgewählter strategischer Tatbestände in eine Richtung" (Personalmanagement, 5. Aufl. 2000).
Für andere Autoren büßt der so verstandene Begriff seine Trennschärfe ein und bezeichnet einen Sachverhalt, der sich auch allgemein mit dem Begriff Planung übersetzen lässt. So begreift etwa Wolfgang H. Staehle den Begriff Proaktivität (vgl. Management, 7. Auflage 1994, S. 575). Planung bedeute gerade das frühzeitige Vorbereiten auf antizipierte Umweltkonstellationen, das die Proaktivität für sich in Anspruch nimmt.
[Bearbeiten] für
Die am häufigsten assoziierte Konnotation des Präfix pro ist nicht der vor-zeitliche Bezug zwischen zwei Ereignissen, sondern die parteiische Eingenommenheit für eine bestimmte Meinung, Sichtweise oder Auslegung. Demzufolge wird Proaktivität als produktives Handeln für das Eintreten des Gewünschten verstanden, im Gegensatz zur Verteidigung gegen bzw. eher destruktiven Bekämpfung des Unerwünschten.
[Bearbeiten] Verwendung in der Alltagssprache
Die tatsächliche Bedeutung des Begriffs in der Alltagssprache hängt stark vom jeweiligen Kontext ab. Oft wird das Wort floskelhaft und inhaltsleer verwendet. Seit einiger Zeit findet sich das Adjektiv proaktiv in diversen Stellenanzeigen, da Personalverantwortliche die Fähigkeit zu vorausschauendem, eigeninitiativen Handeln offenbar als besonders wichtig erachten.
Auch in der Werbung kommt der Begriff proaktiv oder proactiv vor, allerdings in einem individuelleren und mehr auf den Körper bezogenen Bedeutungszusammenhang. Hier spielt er z. B. auf die Verwendung von probiotischen Kulturen an und soll assoziativ für vorbeugende Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit stehen (z.B. Margarinen wie Becel ProActive), im Gegensatz zu einer symptomatischen Behandlung schon eingetretener Erkrankungen.