Römerlager Kneblinghausen
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Als Römerlager Kneblinghausen wird eine Befestigungsanlage rund 1 km südlich des Ortsteils Kneblinghausen der nordrhein-westfälischen Stadt Rüthen bezeichnet.
1901 wurde die Befestigungsanlage von A. Hartmann aus Rüthen entdeckt. 1901 - 1907 sowie 1937 - 1939 fanden Ausgrabungen an den Wällen und im Innenbereich statt.
Die Ausgrabungen brachten Gewissheit über die Ausdehnung der Anlage. Außerdem wurde deutlich, dass es zwei Bauphasen gegeben haben muss. Der erste Bau war etwa 450 x 245 m groß, die zweite Bauphase verkürzte den Bau im Osten um ungefähr 130 Meter. Die ergrabenen Tore waren sogenannte Clavicula-Tore, was u.a. zur Vermutung führte, dass es sich bei der Wallanlage um eine römische Befestigung handeln könnte.
Die Ausgrabungen im Innenbereich erbrachten allerdings keinerlei sicher römische Funde. Statt dessen tauchten Funde und Befunde auf, die eine germanische Siedlung um die Zeitenwende herum wahrscheinlich machten. Es wurde vermutet, dass eine germanische Siedlung durch den Bau des Römerlagers zerstört worden sei.
Lange Zeit galten Clavicula-Tore als typisch für das späte erste nachchristliche Jahrhundert. Deshalb konnte man Kneblinghausen nicht in die bekannte Reihe augusteischer römischer Lager an der Lippe einreihen (Holsterhausen, Haltern, Oberaden, Anreppen). Statt dessen brachte man die Anlage mit den Chattenfeldzügen unter Kaiser Domitian (in den 80er Jahren des 1. nachchristlichen Jahrhunderts) in Verbindung.
Im Ostlager von Haltern wurde bei Ausgrabungen im Jahr 2000 ein Clavicula-Tor ergraben. Aus diesem Grunde erscheint eine Deutung Kneblinghausens im Zusammenhang mit den römisch-germanischen Auseinandersetzungen um die Zeitenwende (z.B. die Varusschlacht)durchaus als vertretbar.
G. Mildenberger deutete - da es eben wenig eindeutige Hinweise auf römischen Ursprung gab - die Anlage als germaische Befestigung. Die Erbauer hätten die römische Befestigungstechnik angewandt um einen ehemals engesicherten Siedlungsplatz zu befestigen. Diese Sicht konnte sich nicht durchsetzen. Einen ganz neuen Ansatz erbringt die Theorie von kaiserzeitlichem Abbau von Bleierz im nördlichen Sauerland durch römische Bergwerksbetreiber. Ernst zu nehmende Indizien legen nahe, dass es im Raum Brilon einen solchen römischen Bergbau gegeben hat. P. Rothenhöfer nimmt an, dass „den im Lager Kneblinghausen stationierten Soldaten Aufgaben im Bereich der Sicherung und Überwachung eben dieses Bergbaubezirkes zugefallen sein“ könnten.
Kneblinghausen ist nach dem heutigen Forschungsstand ein römisches Lager, möglicherweise aus dem zeitlichen Bereich der römisch-germanischen Auseinandersetzung um die Zeitenwende, möglicherweise auch im Zuge von wirtschaftlichen Betätigungen im Vorfeld von „Provinzialisierungsbemühungen“. Eine genaue Interpretation im Rahmen der schriftlichen Quellen zur römisch-germanischen Geschichte ist derzeit noch nicht möglich.
[Bearbeiten] Literatur
- Der Kreis Soest.. Theiss-Verlag, Stuttgart, 2001. ISBN 3806215162
- Johann-Sebastian Kühlborn: Germaniam pacavi - Germanien habe ich befriedet. (1995) 130-144 Beilage 3.
- Peter Rothenhöfer: metalla pretium victoriae - Neue Erkenntnisse zum römischen Bergbau in Germanien während der augusteischen Okkupationszeit. In: Bergbau im Sauerland. Westfälischer Bergbau in der Römerzeit und im Frühmittelalter. Verlag des Westfälischen Heimatbundes, Münster, 2006. S. 5 - 20