René A. Spitz
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René Arpad Spitz (* 29. Januar 1887 in Wien, Österreich, † 14. September 1974 in Denver, Colorado, USA) war ein österreichisch-amerikanischer Psychoanalytiker und Wegbereiter von Säuglingsforschung und Entwicklungspsychologie.
[Bearbeiten] Biografie
Nach dem Medizinstudium in Budapest, Lausanne und Berlin wendete sich Spitz der Psychoanalyse zu. 1911 unterzog sich Spitz einer Lehranalyse (bei Sigmund Freud). 1935 erhält er einen Forschungsauftrag unter Charlotte Bühler in der Kinderkrippe der Kinderübernahmestelle der Stadt Wien. Er befasste sich als erster mit der systematischen Erforschung der Psychologie des Säuglingsalters und begründete das interaktivistische Paradigma in der Säuglingsforschung, das die Untersuchung der Sozialbeziehungen des Babys in den Mittelpunkt der Forschung rückt und neben der Untersuchung der kognitiven Entwicklung bis heute die Forschungsbemühungen in diesem Sektor dominiert. Nach seiner Emigration in die USA, wurde er 1956 Professor für Psychologie an der Graduate Faculty des City College of New York und 1967 Professor für Psychiatrie an der University of Colorado. Zu seinen Schülern zählt auch der psychoanalytisch und experimentell orientierte Säuglingsforscher und Entwicklungspsychologe Robert N. Emde.
[Bearbeiten] Werk
René A. Spitz hatte sich mit seinen empirischen Untersuchungen bemüht, die Beziehung zwischen der Persönlichkeit der Mutter und der Entwicklung des Kindes immer genauer zu erfassen. Seine Untersuchungsmethoden waren direkte Beobachtung, Filmaufnahmen, Säuglingstests und die Verbindung von Langzeitstudien und Quervergleichen. Er war damit auch einer der ersten, die systematische und empirische Forschung in der psychoanalytischen Säuglingsforschung betrieben, während zuvor hauptsächlich unsystematische Beobachtungen im Alltag und klinischen Kontext durchgeführt wurden.
Ausgehend von Kulturvergleichen des frühkindlichen Erlebens untersuchte er die Entwicklung der menschlichen Kommunikation, die Geburt der Sprache und die Entwicklung der Beziehung zwischen Mutter und Kind im ersten Lebensjahr. Die Wechselbeziehung zwischen Mutter und Kind ist für Spitz der Prägestock zur Entwicklung der sozialen Beziehungen. Nach Spitz entwickelt sich die Objektbeziehung im Verlauf des ersten Lebensjahrs. Dabei durchläuft sie drei Stadien. Das Konzept der Organisatoren geht davon aus, dass es in bestimmten Altersabschnitten zu Reifungsprozessen, sprunghaften Veränderungen im kindlichen Organismus kommt, welche sich anhand von affektiven Indikatoren wie dem sozialen Lächeln (2./3. Monat), der Fremdenangst (7./8. Monat) oder der Geste des Nein (15./18. Monat) beobachten lassen.
Bekannt wurde René Spitz vor allem mit seinen empirischen Untersuchungen der gestörten Mutterbeziehungen des Säuglings bei inkohärenten Stimuli: Aktive und passive Ablehnung des Kindes, Überfürsorglichkeit, abwechselnde Feindseligkeit und Verwöhnung, mit Freundlichkeit verdeckte Ablehnung. Solche Bedrohungen der Beziehung (Objektkonstanz) führen gemäß Spitz je nach Art der gestörten Objektbeziehung zu verschiedenen psychischen und psychosomatischen Störungen beim Kind wie z.B. Säuglingsekzemen, anaklitischer Depression, psychotoxischer Störung oder gar Hospitalismus.
[Bearbeiten] Literatur
- Vom Säugling zum Kleinkind. Naturgeschichte der Mutter-Kind-Beziehungen im ersten Lebensjahr. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-91823-X
Personendaten | |
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NAME | Spitz, René Arpad |
KURZBESCHREIBUNG | Psychoanalytiker |
GEBURTSDATUM | 29. Januar 1887 |
GEBURTSORT | Wien, Österreich |
STERBEDATUM | 14. September 1974 |
STERBEORT | Denver, Colorado, USA |