Republik Lokot
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Die Republik Lokot (russisch: Локотская Республика) war 1941-43 eine halb-autonome Region im von Deutschland besetzten Teil der Sowjetunion unter Verwaltung einer Gruppe russischer Kollaborateure, die ihren Sitz im kleinen Städtchen Lokot (Brjansk) (Локоть) in der Oblast Orjol (damalige Schreibweise „Orel“; heute Oblast Brjansk) hatte. Die „Republik“ umfasste das Gebiet mehrerer Rajons der Oblaste Orjol und Kursk. Anatoli Iwanows Roman Ewiger Ruf (Вечный зов) und die daran angelehnte Fernsehserie waren in der Sowjetunion sehr beliebt (aber die Tatsachen waren wenig, wenn überhaupt, bekannt).
Die deutschen Besatzungsbehörden setzten 1941 den Ingenieur Konstantin Woskobojnik als Bürgermeister der Gegend von Lokot ein. Woskobojnik und sein Studienkollege, der Ingenieur Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski, beide vormals politische Gefangene des stalinistischen Regimes, begannen mit deutscher Genehmigung eine Selbstschutzmiliz aufzustellen, um sich gegen sowjetische Partisanen zu schützen. Aus dieser Miliz, deren Angehörige z.T. auch zwangsrekrutiert worden waren, ging die später RONA hervor. Nachdem Woskobojnik im Kampf gefallen war, wurde Kaminski zum Bürgermeister von Lokot und zum Kommandeur der inzwischen zur Brigade angewachsenen Miliz ernannt.
Im Gegensatz zu vielen anderen selbst verwalteten Gebieten unter deutscher Besatzung, hatte die Republik von Lokot den Charakter von Suzeränität, stand also nicht unter direkter Kontrolle durch deutsche Stellen. Im Gegenzug leistete die Republik einen Tribut, meist in Form von Getreide.
In Lokot und Umgebung waren viele ehemalige politische Gefangene zwangsangesiedelt worden, die 1941 aus den Lagern des GULag entlassen worden waren, aber denen es verboten war, sich in größeren Städten niederzulassen. Daraus erklärt sich die große Unterstützung, die Wokobojnik und Kaminski dort erfuhren.
Die Kollektivierung der Landwirtschaft wurde rückgängig gemacht und viele Handwerker und Gewerbetreibende erhielten die Erlaubnis ihren Geschäften nachzugehen. Der Schulbetrieb wurde aufrecht erhalten, es gab einen Radiosender und ein Theaterensemble in der nahegelegenen Stadt Brjansk. Zeitungen erschienen, mit der für deutsche Besatzungsgebiete typischen Mischung von anti-sowjetischen und antisemitischen Artikeln.
Als Ende 1943 die Rote Armee das Gebiet der Republik Lokot erreichte, wurden mehr als 30.000 Bewohner (im wesentlichen Kaminskis Brigade und deren Angehörigen) nach Lepel im Oblast Witebsk evakuiert, wo sie versuchten eine „Republik Lepel“ zu errichten. Die Brigade sollte in eine Waffen-Division der SS umgewandelt werden, aber nachdem während der Niederschlagung des Warschauer Aufstands selbst die hart gesottenen SS-Generale von den Gräueltaten entsetzt waren, die von den Kämpfern aus Lokot begangen worden waren, wurde die Einheit im November 1944 aufgelöst und auf andere russische Freiwilligenverbände verteilt.
[Bearbeiten] Literatur
Rolf Michaelis, Die Brigade Kaminski: Partisanenbekämpfung in Rußland - Weißrußland - Warschau Berlin : R. Michaelis, 1999. (ISBN 3-930849-24-0)