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Sadismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschreibt eine medizinische (psychiatrische) Diagnose. Für die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs „Sadismus“ im Sinne einvernehmlich gelebter Sexualpraktiken siehe BDSM. Für die italienische Death-Metal-Band siehe Sadist (Band)
Klassifikation nach ICD-10
F65.5 Störung der Sexualpräferenz
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Als Sadismus im medizinischen Sinn bezeichnet man die Tatsache, dass ein Mensch (sexuelle) Lust oder Befriedigung nur dadurch erlebt, andere Menschen zu demütigen, zu unterdrücken oder ihnen Schmerzen zuzufügen. In gewissem Rahmen kann sich Sadismus auch durch z. B. tierquälerische Handlungen ausdrücken.

Der Begriff Sadist wird heutzutage im allg. Sprachgebrauch auch für Personen verwendet, welche sich am Leid anderer erfreuen können.

Der Begriff beschreibt eine medizinische (psychiatrische) Diagnose. Für die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs Sadismus im Sinne einvernehmlich gelebter Sexualpraktiken siehe BDSM.

Das Gegenstück zum Sadismus ist der Masochismus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft des Begriffs

Der Begriff Sadismus wurde vom deutschen Psychiater und Gerichtsmediziner Richard von Krafft-Ebing erstmals wissenschaftlich verwendet. Der Sadismus ist benannt nach Donatien Alphonse François Marquis de Sade, dessen Romane pornografische Inhalte mit Gewaltfantasien mischten.

[Bearbeiten] Medizinische Einordnung

Sadistische Praktiken werden inzwischen nicht mehr generell als Störung der Sexualpräferenz angesehen. Der ICD-10 F65.5. nimmt diese Einteilung noch vor, ist jedoch im Hinblick auf die Diagnose Sadismus nicht besonders ausführlich.

So gilt Sadomasochismus nach ICD-10 als „Störung der Sexualpräferenz“ (Schlüssel F65.5), die dort wie folgt beschrieben wird: Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung.[1]

Die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung hat mit dem Erscheinen des DSM IV im Jahr 1994 weiterreichende Diagnosekriterien veröffentlicht, nach denen BDSM eindeutig nicht mehr als Störung der Sexualpräferenz angesehen wird.

Die Diagnose Sadismus oder Masochismus darf demnach hinsichtlich der sexuell motivierten Ausprägung dieser Störungen nur noch gestellt werden, wenn der Betroffene anders als durch die Ausübung sadistischer oder masochistischer Praktiken keine sexuelle Befriedigung erlangen kann, oder seine eigene sadistisch oder masochistisch geprägte Sexualpräferenz selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt fühlt oder anderweitig darunter leidet. Eine Überlagerung von sexuellen Präferenzstörungen und der Ausübung von BDSM-Praktiken kommt jedoch vor.

Einvernehmlich gelebte oder auch heimliche sexuelle Vorlieben für sadistische Praktiken im Sinne des BDSM erfüllen in aller Regel die Kriterien für die Diagnosestellung des Sadismus im heutigen medizinischen Sinne nicht und sind eine soziologisch andersartige, aber nicht wirklich seltene Ausprägung der individuellen Sexualität. Die Übergänge zwischen individuell ausgeprägter Sexualität und Störung der Sexualpräferenz können jedoch nicht in allen Fällen immer sicher definiert werden.

[Bearbeiten] Ausprägungen des Sadismus

Im medizinischen Sinn kann man im Wesentlichen zwischen zwei Ausprägungen des Sadismus unterscheiden.

[Bearbeiten] Nicht vorwiegend sexuell motivierter Sadismus

Der Sadist empfindet Freude dabei, Mitmenschen in seinem Umfeld zu demütigen oder zu schikanieren. Dabei kommt es häufig auch zu körperlichen Übergrifflichkeiten. Oft zeigt sich entsprechendes Verhalten im persönlichen und häuslichen Umfeld. Betroffene versuchen aber auch, ihre Bedürfnisse auf gesellschaftlich akzeptiertere Art und Weise auszuüben, z. B. in der Wahl bestimmter Berufe, die ihnen eine gewisse Machtposition verschaffen (z. B. Militär, Polizei, Justiz, Sicherheitsdienst, Politik, Lehrer). Beispiele dafür finden sich unter extremen Bedingungen im Krieg oder in totalitären Systemen, zum Beispiel in Gefangenenlagern.

Erich Fromm analysierte diese Form des Sadismus in seinem Werk Anatomie der menschlichen Destruktivität und porträtierte dort Heinrich Himmler als klinischen Fall des anal-hortenden Sadismus.

[Bearbeiten] Sexuell motivierter Sadismus

Das Ausüben von Macht oder Gewalt über andere Menschen oder auch Tiere ist für die betroffenen Patienten eine Quelle sexueller Erregung. Sadistische Handlungen stellen dabei oft das Vorspiel für den Geschlechtsverkehr dar oder der Geschlechtsverkehr selbst wird in einer Weise praktiziert, die den Partner herabwürdigt, demütigt oder ihm Schmerzen bereitet.

Eine Sonderform des sexuell motivierten Sadismus ist der Kompensatorische Sadismus bei dem die sadistische Handlung die sexuelle Befriedigung vollständig ersetzt.

Sexuell motivierter Sadismus und kompensatorischer Sadismus können zu schweren (Sexual-)straftaten führen, in besonders schweren Fällen bis hin zu Tötungshandlungen. Diese treten im Rahmen der sehr seltenen schweren progredienten Perversionen auf, bei denen sadistische Fantasien und Wünsche das Verhalten bestimmen. Extremfälle können sich über Jahrzehnte entwickeln, zum Serienmord führen oder auch Kinder zum Opfer machen.

Diese Extremfälle haben das Bild der Sexualstraftäters und des psychisch gestörten Rechtsbrechers in der Öffentlichkeit unter dem Druck der Medien stark geprägt und zu 1998 einer Strafrechtsreform geführt, in deren Folge Entlassungen aus Haft und Massregelvollzug erschwert wurden.

[Bearbeiten] Behandlung

Die Behandlung des Sadismus ist oftmals langwierig und schwierig; versuchsweise mit Psychotherapie.

[Bearbeiten] Quellen

  1.  : ICD-10-GM Version 2005

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

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