San Zeno Maggiore
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Die Kirche San Zeno ist eine der bedeutendsten Kirchen Veronas. Sie wurde im 12. und 13. Jahrhundert erbaut. Während ein Großteil der Kirche von der Romanik geprägt ist, zeigen sich in der Decke schon gotische Formen. Beeindruckend sind vor allem der Campanile sowie das große Rundfenster der Fassade.
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[Bearbeiten] Geschichte
Als der Frankenkönig Karl, später der Große genannt, das langobardische Reich niedergeworfen hatte, setzte er seinen Sohn Pippin als König von Italien ein und ließ ihn in Verona residieren. Mit ihm kamen die der päpstlichen katholischen Kirche besonders verpflichteten Mönchsorden, die vorher unter den papstfeindlichen Langobarden wenig Chancen hatte, Macht und Einfluss zu gewinnen. Vor den Toren Veronas entstand die riesige Benediktinerabtei San Zeno, einst eine befestigte Klosterstadt, Lieblingsaufenthalt der deutschen Könige während ihrer Romzüge zur Kaiserkrönung. Dieser Abtei übertrugen König Pippin und der Veroneser Bischof Ratoldo in einer Urkunde des Jahres 807 zahlreiche Bistümer, zu denen auch die namensgleiche Kirche in Bardolino gehörte (Durliat, Marcel: Romanische Kunst. Freiburg im Breisgau 1983, S. 572.)
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der Kirche begonnen und nach dem Erdbeben von 1117 setzte man ihn ohne Zögern fort. 1135 war die Kirche im Wesentlichen fertig. Wenige Jahre später wurde die dekorative Gestaltung der Fassade mit der Fensterrose und der Portalanlage, 1178 der freistehende Campanile vollendet. Der Wehrturm links stammt aus dem 13. Jahrhundert. Er ist der einzige erhaltene Rest der Benediktinerabtei, die weitgehend zerstört wurde, vor allem durch den Vandalismus der französischen Besatzungstruppen.
[Bearbeiten] Fassade
Die Fassade stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und gehört zu den bedeutendsten Kirchenfassaden der europäischen Romanik. San Zeno wurde in zwei Arbeitsphasen errichtet, die verschiedene Prinzipien verfolgten. Diese sieht man auch an einigen Details der Fassade.
Die Vorhalle, das Portal und die Marmorreliefs gehören zum Teil in die erste Phase, die bis 1138 dauerte. Dann kam eine Neuordnung, die die bisherigen, bereits fertigen Elemente modifizierte und neu zusammensetzte. Zwei Meister spielen hier eine Rolle, der ältere Niccolò und der jüngere Guglielmo.
Allein der Eingangsbereich bietet eine ganze Fülle plastischer Kunstwerke. Als zusammenhängende Themen lassen sich hier der Portalvorbau selber, das Tympanon, die Türplatten und die seitlichen Marmorreliefs hervorheben.
[Bearbeiten] Tympanon
Das Tympanon zeigt in der Mitte den Heiligen Zeno, dem die Kirche geweiht ist, der den Höllendrachen niederschlägt und den berittenen Patriziern rechts und dem Volke links die Standarte der Stadt zeigt - eine Darstellung, die in der Zeit der Stadtrepublik offen politischen Charakter hat, indem das Volk als Bildthema überhaupt erscheint. Die geschützte Lage dieses Tympanons unter dem Baldachin hat den Erhalt der Farbigkeit garantiert.
[Bearbeiten] Sockelzone
Auch das Rundbogenband des Baldachins ist mit Reliefs geschmückt, hier mit Monatsdarstellungen, und sogar die schattige Unterfläche, die einen Drachen zeigt. Solche Bestiendarstellungen an Kircheneingängen haben apotropäische Bedeutung, hatten also die Funktion, böse Geister von dem Kircheninneren fernzuhalten.
Denselben Zweck erfüllen die beiden Löwen, die die Säulen des Baldachins tragen, welche das Recht und den Glauben symbolisieren und die hier seit Jahrhunderten von den Kindern der Umgebung als Spielzeuge genutzt werden, was ihre sehr unterschiedliche Abnutzung erklärt.
[Bearbeiten] Langhaus
Das Langhaus ist von circa 1118 bis 1135 errichtet worden. Der dreischiffige Raum ist durch einen kräftigen Stützenwechsel gekennzeichnet. Von den Schwibbögen ist nur noch der westliche erhalten. Die östlichen Schwibbögen brachen später ab. Die Kirche besitzt weder ein Querhaus noch eine Vierung.
In der Raumkonzeption dieser Kirche verbinden sich zwei gegenläufige Prinzipien. Das ältere ist das sog. ravennatische. Damit ist die altchristliche Tradition gemeint, die Innenwände des Langhauses zwischen der unteren Arkadenzone und einer schmalen oberen Fensterzone flach zu lassen, um in einem breiten Band Malereien und Mosaike darauf anbringen zu können. Die andere Konzeption kommt aus dem Norden und gliedert die Wand deutlich mit senkrechten plastischen Elementen, wie sie hier von jedem Pfeiler als Dienste nach oben steigen. S. Zeno nimmt in dieser Entwicklung als eine Mittelstellung ein.
Auffallend ist die Gestaltung der Krypta, die im Chor gleichsam auf halber Höhe liegt. Für die oberitalienische Architektur des 12. Jhs. sind diese großen, vielschichtigen Kryptenanlagen bezeichnend, die den Chor wie eine Bühne hochheben. Die Voraussetzungen dafür liegen wieder mal im Kaiserdom zu Speyer, dessen grandiose Kryptenanlage in Norditalien aufgegriffen wurde: also auch hier eine Übernahme deutscher Vorbilder. (Zwar waren in Italien Krypten vorher schon geläufig, sie haben sogar in Rom ihren Ursprung. Hallenkrypten wie diese hier erscheinen schon vor dem Jahr 1000; aber riesige Anlagen wie in S. Zeno sind deutlich von der deutschen Baukunst angeregt. Lit.: Adam, Ernst: Vorromanik und Romanik. Frankfurt 1968, S. 164)
Im Osten senken sich alle drei Kirchenschiffe zur Krypta und heben sich zum Chor, teilen sich also in zwei übereinander liegende Kirchenräume; vom Schiff aus blickt man in beide. Damit geht San Zeno über die traditionelle Architektur hinaus.
Koordinaten: 45° 26′ 33.34″ N 10° 58′ 45.49″ O