Schiffshebewerk Niederfinow

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Das Schiffshebewerk Niederfinow ist das älteste in Betrieb befindliche Schiffshebewerk Deutschlands. Es liegt am Oder-Havel-Kanal bei Niederfinow in Brandenburg. Das am Nordrand des Eberswalder Urstromtals gelegene Schiffshebewerk überwindet einen Höhenunterschied von 36m.

Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Planungen für das neue Schiffshebewerk 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise

[Bearbeiten] Geschichte

Am 17. Juni 1914 wurde der Großschifffahrtsweg Berlin - Stettin feierlich eröffnet. Bei Niederfinow wurde dabei der erwähnte Höhenunterschied mit einer Schleusentreppe von vier Schleusen überwunden. Die Reste dieser heute nicht mehr betriebenen Schleusen kann man noch in unmittelbarer Nähe zum Hebewerk besichtigen (in nebenstehendem Luftbild im Vordergrund erkennbar).

Die Kapazität der Schleusentreppe war allerdings schnell erschöpft und so wurde zwischen 1927 und 1934 das Schiffshebewerk errichtet und am 21. März 1934 eingeweiht. Die Höhe des Hebewerks beträgt 60 Meter, die Länge 94 Meter. Zur Überwindung des Höhenunterschieds von 36 Metern benötigt der Trog fünf Minuten. Am Bau waren folgende Unternehmen beteiligt:

Grundbau Beton- und Monierbau AG, Berlin Chistoph & Unmack GmbH, Berlin Philipp Holzmann AG, Berlin Stahlbau August Klönne, Dortmund J. Gollnow & Sohn, Stettin Gutehoffnungshütte AG, Oberhausen Mitteldeutsche Stahlwerke AG, Lauchhammer

Maschinenanlagen Demag AG, Duisburg Ardeltwerke, Eberswalde Fried. Krupp Grusonwerk, Magdeburg Elektrische Anlagen Siemens-Schuckertwerk, Berlin Allgemeine Electrizitäts-Gesellschaft, Berlin Grund- und Stahlbau der Kanalbrücke Beuchelt & Co, Grünberg

Bereits am 26. Januar 1939 wurde der Kahn des Schiffers Haak als 100.000. Kahn geschleust. Der Güterverkehr betrug im Gründungsjahr 2.832.000 Tonnen.

1980 wurde das Hebewerk einer Generalüberholung unterzogen. 1984/85 wurden auch die Tragseile erneuert.

Heute ist das Schiffshebewerk für Schubverbände zu kurz, so dass die Einheiten getrennt werden müssen. Es ist heute mit jährlich ca. 11.000 Schiffen^[1] an seiner Kapazitätsgrenze angelangt, so dass 1997 der Neubau eines größeren Hebewerkes beschlossen wurde.

Das Schiffshebewerk Niederfinow ist ein beliebtes Ausflugsziel, das jährlich etwa 500.000 Menschen besuchen.^[1] Aufgrund dessen wurde im Jahr 2003 ein neuer, größerer Parkplatz eröffnet.

[Bearbeiten] Technik

Das Schiffshebewerk besteht aus einer 14.000 Tonnen schweren genieteten Stahlkonstruktion, die auf Stahlpfeilern steht. Der Oder-Havel-Kanal wird mit einer ebenfalls genieteten Trogbrücke mit einem Gewicht von 4.000 Tonnen an das Oberhaupt des Hebewerkes herangeführt. Der mit Wasserfüllung 4.290 Tonnen schwere Trog hängt hier an 256 Stahlseilen, die über Umlenkrollen geführt mit 192 Ausgleichsgewichten aus Beton den Trog ausbalancieren. Die Sicherheit der Führung an den Seilen wird durch eine Spannvorrichtung erreicht, bei der die Hälfte der Seile den Trog tatsächlich trägt und die andere Hälfte ungespannt als Reserve mitgeführt wird. Die zugehörigen Rollen besitzen einen Durchmesser von 3,5 Metern.

Den symmetrischen Antrieb über eine Triebstockverzahnung realisierte man mit Gleichstrommotoren in Leonardschaltung, die ihrerseits mit einer Ringwelle untereinander verbunden sind. Durch diese Anordnung wird eine genaue Synchronität der Drehzahl aller vier Triebstockritzel erreicht. Die vier Leonardsätze haben eine Leistung von 4 x 55 = 220 Kilowatt. Weiterhin werden vier Schneckenwellen angetrieben, die ihrerseits in ein halbiertes Innengewinde entlang des Fahrweges des Troges eingreifen. Die Gänge der Schnecken greifen im Normalfall nicht, sondern stellen eine Absturzsicherung des Troges bei einem eventuellem Seilbruch dar.

Die Wasserhaltung des Kanals ist an dieser Stelle besonders kritisch, weil keine natürlichen Zuflüsse den Kanal speisen, so dass alle Verluste durch Zupumpen von Wasser aufgefangen werden müssen. Da das Schiffshebewerk praktisch ohne Wasserverluste arbeitet, stellt es auch in dieser Hinsicht einen Fortschritt gegenüber den Einzelschleusen dar. Die Treppenschleusen wurden als Sparschleusen betrieben, was den Wasserverlust teilweise ausglich.

[Bearbeiten] Planungen für das neue Schiffshebewerk

Nachdem in den vergangenen Jahren der Schiffsverkehr auf dem Oder-Havel-Kanal immer weiter zugenommen hat, wurde 1997 der Neubau eines neuen, größeren Hebewerkes beschlossen. Es soll ab Ende 2007 / Anfang 2008 zwischen dem heutigen Hebewerk und der Schleusentreppe errichtet werden. Die Fertigstellung ist für 2012 geplant. Der Trog soll 114 Meter lang und 11,6 Meter breit werden und selbst 9000 Tonnen wiegen. Die Kosten sollen sich auf 150 Millionen Euro belaufen.^[2] Das alte Hebewerk soll aber noch bis mindestens 2025 in Betrieb bleiben.

[Bearbeiten] Literatur

• Haesler-Braun-Grotenwold: Karten des Großschiffahrtsweges, bautechnische Erläuterungen 1914
• Rudolf Schmidt: Festschrift zur Eröffnung des Hohenzollernkanals, 1914
• Rudolf Schmidt: Handel und Industrie am Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin, 1914

[Bearbeiten] Weblinks

• Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde: Schiffshebewerk Niederfinow, Schiffshebewerk Niederfinow
• Luftaufnahme
• Private Homepage über den Neubau eines Schiffshebewerkes in Niederfinow

[Bearbeiten] Einzelnachweise

1. ↑ ^{a b} Das Original, Berliner Zeitung, 16. Okbtober 2006
2. ↑ Größte Baustelle Ostbrandenburgs entsteht in Niederfinow, FORUM Online, 8. März 2007

Koordinaten: 52° 50' 56" N, 13° 56' 29" O