Schlösser der Loire
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Das Tal der Loire, beginnend ungefähr ab Orléans bis zum Atlantik gelegen, und ihrer Nebenflüsse wie Indre und Cher gilt als eines der wichtigsten Reiseziele Frankreichs. Bedingt durch seine Lage entstand hier im Laufe der Jahrhunderte ab dem Mittelalter eine einmalige Ansammlung von Burgen und Schlössern aus allen Epochen der europäischen Kunstgeschichte.
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[Bearbeiten] Geschichte
Während des 100jährigen Krieges bildete die Loire eine zeitlang den Grenzbereich zwischen den englischen besetzten Gebieten und dem französischen Kernland. Während dieser Zeit wurde hier ein massiver Ausbau der Burgen und Festungen begonnen, die als Bollwerke gegen die Engländer und dem Schutz der Anwohner dienen sollten. Nach dem Ende des Krieges verloren die zumeist gotischen Burganlagen ihre strategische Bedeutung, einige verfielen und wurden aufgegeben, andere bildeten die Fundamente für die zukünftigen Schlösser, die mit dem Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert hier überall errichtet wurden. Die Schönheit des Loiretals führte dazu, dass sich der Adel hier bevorzugt niederließ und die Feudalherren von hier Hof hielten und ihre Lehen kontrollierten. Hier spielte sich im 15. und 16. Jahrhundert ein Großteil der französischen Politik ab, so dass Paris zeitweise fast provinziellen Charakter erhielt. Besonders unter dem Einfluss der aus Italien stammenden Königin Katharina von Medici entwickelte sich hier französische Kultur und Lebenskunst.
Das Loiretal behielt seine kulturelle und politische Bedeutung bis ins 17. Jahrhundert. Erst unter dem Absolutismus durch Ludwig XIV. verlagerte sich der Mittelpunkt des kulturellen Lebens in Frankreich nach Versailles und eine große Hofhaltung des Adels wurde für die nun in der Provinz liegenden Schlösser zu aufwändig. Trotzdem wurden viele der Schlossanlagen nicht gänzlich verlassen, sondern weiterhin bewohnt und manchmal auch erweitert; so dass man heute alle Baustile von der Renaissance, über das Barock und den Klassizismus bis zum Historismus vorfinden kann. Viele Schlösser wurden zudem auch als Jagdschlösser oder Sommerresidenzen weiter genutzt.
Die Schlösser und Burgen finden sich zum Teil nur wenige Kilometer voneinander entfernt, das Loiretal ist eingebettet in eine der schönsten Landschaften Frankreichs, meist relativ eben, und wie geschaffen zum Radfahren. Die gesamte Region ist touristisch hervorragend erschlossen.
[Bearbeiten] Kulturhistorisch herausragende Bauwerke
[Bearbeiten] Amboise
Das Schloss von Amboise gilt als "die Wiege der Renaissance in Frankreich". Nach seiner Rückkehr aus den italienischen Feldzügen entschied der junge Karl VIII., das Schloss im Stil der Renaissance zu verzieren und zu erweitern. Am 7. April 1498 kam er bei einem Unfall ums Leben: er stieß sich den Kopf an einem niedrigen Türrahmen an und starb kurz darauf. Leonardo da Vinci hat im Herrenhaus Clos-Lucé unterhalb des Schlosses die letzten drei Jahre seines Lebens verbracht: vom Frühling 1516 bis zum 2. Mai 1519. Heute ist es Museum, wo man Fresken des Malers sowie Modelle nach den Entwürfen da Vincis finden kann.
In der Nähe von Amboise findet sich eine 40 Meter hohe Pagode, den letzten Überrest des Schlosses Chanteloup des Herzogs von Choiseul, Minister Ludwig des XV.
- Siehe auch: Schloss Amboise
[Bearbeiten] Blois
Neben Chambord baute Franz an Blois, das vom 13. Jahrhundert an in mehreren Planungs- und Arbeitsschritten errichtet wurde. Hier macht sich der architektonische Einfluss Italiens bemerkbar. Unter Schieferdächern und verzierten Schornsteinen findet man die lange Galerie und zahlreiche Loggien, die mehr zum milden Klima Italiens passen, als zum strengen französischen Winter des 16. Jahrhunderts.
Blois hat eine besonders blutige Geschichte: hier hat Heinrich III. seinen Rivalen, den Herzog von Guise "den Vernarbten" am 23. Dezember 1588 ermorden lassen. Katharina von Medici starb einige Tage später. Ludwig XII. wurde in Blois geboren. Als er König wird, ist Blois für ein paar Jahre die alleinige Hauptresidenz und damit politisches Zentrum Frankreichs. Durch die aufwendigen Restaurierungen kann man heute nicht nur die prachtvolle Holzvertäfelung, sondern auch ein ausgetüfteltes System von Geheimfächern bestaunen, in dem einige Gifte aufbewahrt wurden.
- Siehe auch: Schloss Blois
[Bearbeiten] Chambord
Chambord ist das wohl berühmteste Schloss der Loire. Es besitzt 440 Zimmer, fast 400 Kamine, die Fassade ist 156 Meter breit und das reich verzierte Dach ist geschmückt mit einer Vielzahl von Erkern, Türmchen und Schornsteinen. 18000 Handwerker sollen an diesem Schloss für König Franz I. gearbeitet haben, der Baubeginn war im Jahre 1519. Das Schloss gilt als Vorläufer von Versailles, und war doch nur Dekor für Empfänge, Jagdschloss für den Hofstaat und Prahlerei durch Franz I., der seine politischen und wirtschaftlichen Misserfolge mit baulichen Glanzleistungen wettmachen wollte. Vergeblich hatte der Valois Franz I. die Kurfürsten bei der römisch-deutschen Kaiserwahl 1519 mit Unsummen zu kaufen versucht, um auf den deutschen Kaiserthron zu gelangen. Nun baute er mit "triumphalen Ungestüm" und der Hilfe italienischer Künstler ein Schloss, welches nach dem Urteil seines habsburgischen Rivalen, Karl V., "Inbegriff dessen war, was menschliche Kunst vermag". Der Bau der Schlossanlage brachte den zeitweisen Ruin der Hoffinanzen mit sich.
Eine Besonderheit ist die von Leonardo da Vinci entworfene doppelläufige Wendeltreppe, die man auf zwei Wegen hinaufgehen kann, ohne den jeweils anderen zu kreuzen. Zum Schloss gehört die Parkanlage mit der 32 Kilometer langen Mauer (die längste Frankreichs), die den Schlosspark umschließt. Durch sechs Tore und sechs Alleen hat man Zugang zum Schloss. Das Wappentier Franz I., ein Feuer speiender Salamander, ist mehr als 800 mal im Schloss zu finden; das Gebäude wurde daher auch als "Salamanderschloss" bezeichnet. 1947 wurde die durch die Jahrhunderte verfallene Anlage vom französischen Staat übernommen; es wurden Restaurierungsarbeiten eingeleitet, die 30 Jahre dauerten.
- Siehe auch: Schloss Chambord
[Bearbeiten] Chenonceau
Das Schloss Chenonceau ist auf einer mehrbogigen Brücke über einem Nebenfluss der Loire, den Cher, gebaut und von alten Bäumen umgeben.
Das Schloss, errichtet auf den Fundamenten einer alten Mühle, war ein Geschenk von König Heinrich II. an seine geliebte Diana von Poitiers. Erst nach dem Tod des Königs erweiterte Diana es durch eine doppelstöckige Galerie auf der Brücke, die im 16. Jahrhundert unter anderem als Festsaal diente. Heute gibt es im Schloss noch einige wertvolle Werke von Rubens, Tintoretto und anderen alten Meistern. 1914 wurde das Schloss vorübergehend in ein Lazarett umgewandelt, wo bis zum Ende des Ersten Weltkrieges über 2000 Kriegsversehrte untergebracht wurden. Während des Zweiten Weltkrieges bot dieses Schloss vielen Menschen Gelegenheit, vor der deutschen Besatzungsmacht zu fliehen: Der Haupteingang des Schlosses lag auf besetztem Gebiet, aber die Südtür der Galerie, auf der Rückseite, öffnete sich zur freien Zone hin. Heute kann man nach der aufwändigen Restaurierung des Schlosses im Lokal essen und eine schöne Aussicht genießen. Man erreicht das Schloss durch eine Platanenallee, bestehend aus Jahrhunderte alten Bäumen.
- Siehe auch: Schloss Chenonceau
[Bearbeiten] Eine Auswahl der bekanntesten Schlösser
- Amboise, Angers, Azay-le-Rideau
- Beauregard, Blois, La Bourdaisière, Brissac
- Chambord, Chanteloup, Chaumont, Chenonceau, Cheverny, Chinon
- La Ferté-Saint-Aubin, Fougères-sur-Bièvre
- Gien
- Jallanges
- Langeais, Loches, Le Lude
- Maupas, La Grange de Meslay, Meung-sur-Loire, Menetou-Salon, Montgeoffroy, Montreuil-Bellay
- Le Plessis-Bourré
- Les Réaux
- Saumur, Saint-Aignan, Serrant, Les Stuarts, Sully-sur-Loire
- Talcy
- Ussé
- Valençay, Villandry, Villesavin
[Bearbeiten] Siehe auch
- Im Stundenbuch des Herzogs Berry finden sich viele Bildnisse der Loireschlösser, wie sie sich im 15. Jahrhundert darstellten.
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