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Schlafmittel

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Schlafmittel (Hypnotika) sind Stoffe, die den Schlafvorgang fördern oder einleiten. Dabei gibt es fließende Grenzen zu den Beruhigungsmitteln (Sedativa) einerseits und zu den Betäubungsmitteln (Narkotika) andererseits. Schlafmittel basieren auf synthetisch hergestellten oder natürlich vorkommenden pflanzlichen Wirkstoffen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Pflanzliche Schlafmittel

Zu den pflanzlichen Schlafmitteln gehören beispielsweise die Präparate auf Baldrianbasis. Sie sind in der Regel nur schwach wirksam und rezeptfrei. Daneben werden oft Kombinationen aus Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Maulbeere und Melisse verwendet. Auch Kamille wirkt leicht schlaffördernd. Pflanzliche Schlafmittel sind ihrer im Vergleich zu den meisten synthetischen Mitteln geringen Wirkstoffdosierung auch entsprechend geringere Nebenwirkungen. Die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen ist natürlich gleichwohl eingeschränkt, sobald eine schlaffördernde Dosis eingenommen wird. Auch das Abhängigkeitspotenzial, das bei vielen chemischen Mitteln vorhanden ist, ist bei Verwendung von milden rezeptfreien Phytopharmaka geringer. Arzneimittel pflanzlicher Herkunft sind aber nicht prinzipiell harmloser, wie die Zubereitungen aus dem Schlafmohn (Morphium) zeigen.

[Bearbeiten] Chemische Schlafmittel

Neben den pflanzlichen Schlafmitteln gibt es mehrere chemische Schlafmittel. Sie lassen sich in mehrere Gruppen einteilen:

  • Chloralhydrat (Trichloracetaldehyd) wird wegen der Kumulation seines Metaboliten mit einer Halbwertszeit von 3-4 Tagen und dem daraus resultierenden Hangover kaum mehr verwendet. Des Weiteren ist der typische Mundgeruch eine mögliche Ursache, dass dieses Präparat kaum noch Bedeutung hat.
  • 4-Hydroxybutansäure (GHB), wurde 2005 neu zugelassen unter dem Markennamen Xyrem(R). Wirkt innerhalb weniger Minuten, wird rasch abgebaut, hat aber starke Nebenwirkungen. Bei längerfristigem Einsatz an Narkolepsie-Patienten senkt es deren Neigung zu Kataplexien (Hauptindikation).
  • Antihistaminika älteren Typs, die eigentlich als Antiallergika verwendet werden, verursachen als Nebenwirkung Müdigkeit. Diese Tatsache macht man sich zu Nutze und verwendet einige davon als Schlafmittel, z. B. Diphenhydramin. Sie sind teilweise rezeptfrei erhältlich und das Abhängigkeitsrisiko ist geringer als bei anderen chemischen Schlafmitteln. Durch das Herabsetzen des Lichtschutzfaktors ist das Präparat im Sommer mit äußerster Vorsicht (Lichtschutzcreme mit Faktor 50 und höher) anzuwenden. Die erhöhte Gefahr eines Sonnenbrandes wird weitgehend unterschätzt. Die Antihistaminika sind trotz starker Nebenwirkungen die meistverwendeten Schlafmittel, da sie zu den billigsten Medikamenten überhaupt zählen.
  • Tranquilizer entsprechender Wirkung sind häufig benutzte Schlafmittel, da sie sich zum Angstabbau und zum Entspannen eignen, was die eigentliche Ursache des Abhängigkeitspotentials darstellt: Zunächst als Schlafmittel genommen, bemerkt der Konsument oft viel zu spät, dass er sich durch Einnahme von Tranquilizern zunehmend vom Alltagsstress medikamentös abschirmt und sich damit einer notwendige Auseinandersetzung mit vorhandenen Problemen entzieht. Manche Tranquilizer beinhalten daher ein erhöhtes Suchtrisiko. Eine übermäßige Dosierung führt manchmal zur gegenteiligen („paradoxen“) Wirkung (Erregung, Unruhe).
  • Benzodiazepine sind eine Stoffgruppe mit beruhigenden, angstlösenden, krampflösenden und schlaffördernden Wirkungen in unterschiedlicher Wirkungsdauer, Stärke und Kombination. Hierzu gehören die heute am häufigsten verwendeten Schlafmittel. Sie unterliegen der Verschreibungspflicht; teilweise (hochkonzentriert) auch dem Betäubungsmittelgesetz. Todesfälle durch falsche Anwendung sind selten. Die Suchtgefahr gilt als erhöht (psychisch, teils auch körperlich; deshalb sollte nach längerem Konsum unbedingt ausgeschlichen und nicht abrupt abgesetzt werden). Gebräuchliche Vertreter sind z. B. Diazepam, Triazolam, Flurazepam oder Temazepam.
  • Benzodiazepin-Agonisten sind eine Stoffgruppe, die chemisch anders aufgebaut sind, aber dennoch ähnlich wie Benzodiazepine wirken. Zopiclon, Zaleplon und Zolpidem gehören in diese Gruppe. Sie sind in etlichen modernen Schlafmitteln, wie z. B. Ambien, enthalten. Die sedierende Wirkung ist im Verleich zu den Benzodiazepinen geringer, auch sollen sie weniger abhängig machen. Dies wird allerdings in etlichen Studien bezweifelt. Diese Gruppe von Wirkstoffen haben die Benzodiazepine als Schlafmittel der ersten Wahl in den letzten Jahren verdrängen können.
  • Barbiturate sind gefährliche Schlafmittel, die in Verbindung mit Alkohol tödlich sein können. Da sie eine relativ hohe Halbwertszeit besitzen, haben sie unerwünschte Neben- und Nachwirkungen wie Müdigkeit am folgenden Tag („Hangover“). Ferner unterdrücken sie den erholungswichtigen REM-Schlaf. Barbiturate werden deshalb heute kaum noch verwendet.
  • Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure und ein Vorläufer des Neurotransmitters Serotonin. Es ist rezeptfrei, wird aber wegen des hohen Preises selten verwendet.
  • Sonstige: siehe Contergan.

[Bearbeiten] Weitere Schlafmittel

Neben den deklarierten pflanzlichen und chemischen Schlafmitteln gibt es weitere Stoffe, die den Schlaf fördern. So können auch Antidepressiva oder Analgetika (Schmerzmittel) als Nebenwirkung schlaffördernd wirken.

Bei einigen Menschen wirken neben dem so genannten Schäfchen zählen auch körperliche Anstrengung (Abendspaziergang) als Schlafmittel. Weiterhin helfen auch Entspannungsmethoden wie Autogenes Training beim Einschlafen, da Stress Schlafprobleme befördert, ohne dass es sich um eine Krankheit handelt.

Bei Menschen mit einem verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus kann helles Licht als sogenannte Lichttherapie zu einer Normalisierung der inneren Uhr führen.

[Bearbeiten] Medikamentöse Anwendung

Medikamentöse Schlafmittel werden als „Hypnotika“ bezeichnet.

Viele sind verwandt mit den Sedativa, den Beruhigungsmitteln. Sie erleichtern dadurch das Einschlafen. Häufig verwendet man hierfür Substanzen, die nur kurz wirken und nach 1 bis 4 Stunden abgebaut sind.

Stärkere Mittel und vor allem solche mit einer längeren Wirkungsdauer verwendet man, um das Durchschlafen zu ermöglichen.

In höherer Dosierung werden kurz wirksame Schlafmittel auch verwendet, um einen Patienten bei einer unangenehmen Untersuchung (beispielsweise Magen- oder Darmspiegelung) ruhig zu stellen, ohne ihn durch eine Narkose ganz bewusstlos zu machen.

Eine Behandlung mit medikamentösen Schlafmitteln erfolgt, wenn der Patient über längere Zeit Schlafprobleme hat. Hierbei ist die Beaufsichtigung durch einen Arzt dringend notwendig, da sonst leicht ein Missbrauch entstehen kann.

[Bearbeiten] Missbrauch

Es gibt mehrere Gründe und Formen des Missbrauchs von Schlafmitteln. Über einen längeren Zeitraum eingenommene Schlafmittel führen oftmals zur Abhängigkeit oder werden bewusst als Droge eingesetzt.

Es gibt auch Fälle, in denen körperliche Überlastungssymptome (Schlaflosigkeit etc.) durch Schlafmittel behandelt werden. Dies ist jedoch nur als Sofortmaßnahme sinnvoll, da nur die Symptome bekämpft werden; die eigentliche Ursache muss in einem zweiten Schritt ebenfalls behoben werden.

Eine krimineller Missbrauch von Schlafmitteln sind die sog. K.-o.-Tropfen.

[Bearbeiten] Siehe auch

Schlafstörung, Schlafhygiene, Zirkadiane Rhythmik Max Blinn

[Bearbeiten] Quellen

  • Laux,G., Diemeier,O., König,W. "Psychopharmaka" Kap. 2.5 Hypnotika, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen, Urban&Fischer, ISBN 3-437-22490-5
  • Benkert,O. "Psychopharmaka" Kap. VIII Hypnotika, C.H. Beck ISBN 3-406-47547-7
  • Zehentbauer,J. "Psychopillen" Kap. 7 Schlafen und Schlaftabletten, Zenit ISBN 3-928316-07-9

[Bearbeiten] Weblinks

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