Schloss Philippsruhe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schloss Philippsruhe wurde ca. 1700 bis 1725 für den Hanauer Grafen Philipp Reinhard bei Kesselstadt im Westen der Stadt Hanau errichtet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Schloss
[Bearbeiten] Vorgeschichte
1594 kaufte Graf Philipp Ludwig II. im Bereich des heutigen Schlosses ein Grundstück, um dort ein Landhaus errichten zu lassen. Dieses Renaissance-Schlösschen wurde jedoch während des 30-jährigen Krieges zerstört.
[Bearbeiten] Bau
Ende des 17. Jahrhunderts entschloss sich Graf Philipp Reinhard zu dem Neubau eines Barockschlosses mit Garten.
Der Bau des Hauptgebäudes begann 1701. Die Schlossanlage orientiert sich am französischen Schloss Clagny, das von Hardouin-Mansard entworfen wurde. Die Pläne für das Hanauer Schloss erstellte der Architekt Julius Ludwig Rothweil, der auch die ersten Bauabschnitte überwachte. Kaum ein Jahr nach Baubeginn ließ Graf Philipp Reinhard ihn jedoch durch einen französischen Kollegen, Jacques Girard, ersetzen. Das Schloss bestand aus einem dominierenden Mittelbau sowie zweigeschossigen Wohntrakten und eingeschossige Flügelbauten, die sich um einen Ehrenhof gruppieren. Die Eckpavillons entstanden 1702, der Marstall und die Remise 1706.
Der letzte Hanauer Graf, Johann Reinhard III. von Hanau-Lichtenberg, ließ die barocke Anlage 1723 durch eine Orangerie am nordwestlichen Ende des Schlossparks ergänzen.
[Bearbeiten] Nebenresidenz des Hauses Hessen
Nach seinem Tod ging Schoss Philippsruhe in den Besitz der Landgrafen und späteren Kurfürsten von Hessen-Kassel über, die die Anlage erweiterten und umbauten. So entstand um 1830 das Teehaus in der südwestlichen Ecke des Schlossgartens. Die Innenausstattung wurde entsprechend dem Geschmack der Zeit klassizistisch umgestaltet. So entstand der Weiße Saal des Schlosses.
Zwischen 1875 und 1880 fanden größere Um- und Erweiterungsbauten am Mitteltrakt statt. Dieser wurde um drei Fensterachsen nach vorne erweitert und erhielt das heutige Haupttreppenhaus und den vorgelagerten Säulenportikus. Gleichzeitig wurde einige Räume des Schlosses mit Stuckdecken Wandverkleidungen neu gestaltet.
Seit der Eingemeindung Kesselstadts nach Hanau 1907 liegt das Schloss in der Gemarkung der Stadt Hanau.
Das Schloss wurde bis 1918 von Mitgliedern der Familie des Landgrafen von Hessen bewohnt.
[Bearbeiten] Moderne Nutzung
Seit der Endphase des Zweiten Weltkriegs diente es bis in die 1960er Jahre als Rathhaus der Stadt, da die Innenstadt Hanaus durch den Bombenkrieg völlig zerstört war. Die Stadt kaufte die Anlage in dieser Zeit.
In den 1980er Jahren wurde das Schloss im Dachbereich durch einen Brand schwer beschädigt, die Kuppel zerstört. Nach heftigen Diskussionen entschied man sich, die historistische Kuppel zu erneuern und das Schloss nicht in einen „ursprünglichen“ barocken Zustand zurück zu restaurieren.
Die Orangerie im nordwestlichen Garten wurde nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. durch eine Karosseriebetrieb genutzt. Erst zur zweiten Hessischen Landesgartenschau, 2002, wurde das heruntergekommene Gebäude renoviert und Anbauten abgerissen, Wanddurchbrüche, die wegen der gewerblichen Nutzung entstanden waren, wurden geschlossen und die Veränderung des Mittelportals aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde zurückgebaut. Heute werden Orangerie und Teehaus im Rahmen von Veranstaltungen, z. B. den Hanauer Märchenfestspielen genutzt.
Das Schloss selbst beherbergt zwei Museen, das Historische Museum Hanau sowie das Papiertheater-Museum.
[Bearbeiten] Parkanlage
[Bearbeiten] Der barocke Park
Hofgärtner Marx Doßmann begann mit der Anlage des barocken Gartens 1696 noch vor dem Baubeginn des Schlosses. Der Garten erstreckte sich entlang des Mains in Ost-West-Richtung.
Blickfang für die Hauptachse des Gartens bildete das Rumpenheimer Schloss. Im Garten selbst mündete die Hauptachse in einem größeren Platz, mit Springbrunnen in der Mitte. Links und rechts dieser Achse zogen sich reich ornamentierte Blumenrabatten, die von Buchsbaumhecken eingefasst waren. Die nördliche und südliche Begrenzung des Gartens bildeten Lindenalleen, deren äußere kastenförmig und deren innere tonnenförmig gestutzt wurden. Als westliche Begrenzung wurden zwei Eichenhecken gepflanzt, die in Kastenform geschnitten wurden. Hinter den Eichenhecken lag vertieft das so genannte Wäldchen, ursprünglich mit Kirschbäumen bepflanzt. Nördlich angrenzend an die Orangerie schloss sich der so genannte Melonengarten an, ein von hohen Bruchsteinmauern umgebenes Areal, in dem Wärme liebendes Gemüse und Obst zur Versorgung der Hofhaltung gezogen werden konnte.
[Bearbeiten] Der englische Landschaftsgarten
Die Landgrafen von Hessen-Kassel ließen zwischen 1840 und 1880 den barocken Garten entsprechend dem Zeitgeschmack durch den schwedischen Gartenbaumeister Jens Person Lindahl in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten. Dennoch blieben einige barocke Gartenelemente, wie die Lindenalleen, die Eichenhecken und die Blumenbeete der Schlossterrassen, erhalten.
Zwar konnte das Gelände geringfügig erweitert werden, allerdings unterscheidet sich der Hanauer Park mit seine geringe Größe von 8,6 Hektar und die dadurch bedingte kleinräumige Modellierung von anderen englischen Landschaftsgärten dieser Zeit.
Durch mangelnde Pflege und das im Park stattfindende Hanauer Bürgerfest begann die Gartenanlage zu leiden. Die abgestorbenen Lindenbäume wurden nicht ersetzt, die Rasenflächen durch die Belastung so stark verdichtet, dass stellenweise der Erdboden sichtbar war. Der Teich trocknete aus und wurde als Rollschuhbahn genutzt.
Zwischen 1986 und 1990 wurden einige Skulpturen international renommierter Bildhauer installiert.
[Bearbeiten] Landesgartenschau und Sanierung
Der unter Denkmalschutz stehende Park wurde zur 2. Hessischen Landesgartenschau 2002 nach den Plänen Lindahls saniert. Die Bäume der Lindenalleen wurden vollständig erneuert, die Eichenhecken neu angelegt. Der Weiher wurde wiederhergestellt. Seine Fontäne bildet den optischen Mittelpunkt des Parks. Im Zuge der Sanierung wurden die alten Einzelbäume und Baumgruppen von Unterholz frei- und die Blickachse durch den Park wieder hergestellt.
Veränderungen fanden auch im Bereich des westlich angrenzenden tiefer liegenden ehemaligen Baumgartens statt. Die im 19. Jahrhundert dorthin verlagerte barocke „Goldene Treppe“ wurde zusammen mit dem zwischenzeitlich versiegten Brunnen saniert. Im Garten selbst wurde ein rund 2,5 Meter hoher halbrunder Wall aufgeschüttet. Dieses so geschaffene Amphitheater dient heute den Hanauer Märchenfestspielen und dem Hanauer Kultursommer als Spielstätte.
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus Hoffmann, Die Schloss-und Parkanlagen von Philippsruhe im 19. Jahrhundert = Hanauer Geschichtsblätter 32 (1994).
- Ernst J. Zimmermann, Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.
[Bearbeiten] Weblinks
- Schloss Philippsruhe bei hanau.de
- zuzuku -Skulpturen im öffentlichen Raum- Skulpturen im Park Schloss Philippsruhe
Koordinaten: 50° 7' 39" N, 8° 53' 33" O