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Hofgärtner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Hofgärtner waren eine eigene Berufsgruppe an den fürstlichen Höfen bzw. beim reichsunmittelbaren Adel. Ihre Fähigkeiten vereinten im Idealfall die des Gärtners und des heutigen Landschaftsarchitekten. Der im 18. Jahrhundert entstandene Begriff bezeichnet insbesondere den Leiter eines Gartenreviers. Oft vererbte der Vater dem Sohn die Stelle am Hof, so bildeten sich große Hofgärtner-Dynastien wie die der Sello oder Lenné.

Zur Ausbildung der Hofgärtner gehörten unter anderem vom Dienstherrn finanzierte Bildungsreisen zu den zur jeweiligen Zeit als besonders aktuell oder wichtig angesehenen Gartenanlagen im In- und Ausland. Bis zur Einrichtung der Gärtnerlehranstalten im 19. Jahrhundert waren solche Bildungsreisen für eine gute Ausbildung der Hofgärtner unerlässlich.

Insbesondere in Preußen hatten die Hofgärtner eine besondere, auch gut dotierte, Stellung. Preußens Herrscher holten sich die besten Gärtner und kreativen Köpfe der Garten- und Landschaftsgestalter gern von überall her. Die Hofgärtner grenzten sich als Stand gegenüber anderen Gärtnern ab, und es entstand eine vielstufige Verwaltung. Friedrich Wilhelm II. gründete 1787 in Potsdam – in Entsprechung zum Oberhofbauamt in Berlin – die Garteninspektion. Ein Oberhofbaurat erstellte für die jeweiligen Gartenreviere Pläne und den zugehörigen Etat, der vom König genehmigt werden musste. 1798 gründete Friedrich Wilhelm III. in Potsdam die Gartendirektion und unterstellte sie dem Hofmarschallamt in Berlin, womit Hofmarschälle als Gartenintendanten für die Verwaltung der Gärten zuständig waren. Der Gartendirektor betreute die Hofgärtner mit ihren Revieren (z. B. in Potsdam, Berlin, Rheinsberg, Kassel-Wilhelmshöhe und Königsberg).

Die leitenden Hofgärtner wohnten in der Regel auch direkt in den betreuten Gärten in einem eigenen, vom Hofarchitekten erbauten, und gehoben möblierten Hofgärtnerhaus. Manche enthielten Gästewohnungen, andere entwickelten sich geradezu zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt. Hofgärtner hatten in der Regel Dienstpersonal, manchmal auch für ihre Reisen eine Kutsche zur Verfügung. Teilweise hatten sie bei besonderen Anliegen auch direkten Zugang zum König bzw. Fürsten. Dies zeigt die herausgehobene Stellung dieser leitenden Gärtner (und nicht zuletzt auch die Stellung der Gartenkunst insgesamt). Die Hofgärtner mussten allerdings auch ständig zur Stelle sein, um die Wünsche des Dienstherrn umgehend zu erfüllen.

Hofgärtner sind nicht zu verwechseln mit Obergärtnern, Gartengesellen, Gartenknechten und Gartenarbeitern, die unter ihrer Leitung die praktische Arbeit machten.

Mit dem Ende der Monarchie gingen die Schlösser in staatlichen Besitz über, und die Nachfolgebehörde des Hofmarschallamtes war die Kronverwaltung. 1920 endete die zentrale Verwaltung durch eine Gartendirektion. Die Gartenreviere wurden aber weiterhin von Garteninspektoren und Gartenoberinspektoren geleitet, wobei letztere ab 1927 den Titel Gartendirektor erhielten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bedeutende Hofgärtner-Dynastien

Johann Royer (1574 - 1655), Fürstlich-Braunschweigischer Hofgärtner
Johann Royer (1574 - 1655), Fürstlich-Braunschweigischer Hofgärtner

[Bearbeiten] Preußen

Das Hofgärtnerhaus in Potsdam-Sanssouci, erbaut für Hermann Sello von Ludwig Persius. Das Haus besaß eine eigene Gästewohnung, in dem viele prominente Besucher von Sanssouci weilten, z. B. Alexander von Humboldt. Andere Hofgärtnerhäuser, wie das in Düsseldorf, entwickelten sich geradezu zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt.
Das Hofgärtnerhaus in Potsdam-Sanssouci, erbaut für Hermann Sello von Ludwig Persius. Das Haus besaß eine eigene Gästewohnung, in dem viele prominente Besucher von Sanssouci weilten, z. B. Alexander von Humboldt. Andere Hofgärtnerhäuser, wie das in Düsseldorf, entwickelten sich geradezu zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt.

[Bearbeiten] Sonstige

  • Boos (Belvedere/Schönbrunn, Wien)
  • Effner (Bayern)
  • Koellner (Saarbrücken)
  • Le Nôtre/Le Nostre (Paris)
  • Petri (Pfalz-Zweibrücken)
  • Schnittspahn (Darmstadt, Dieburg)
  • Schoch (Dessau-Wörlitz)
  • Sckell (Pfalz-Bayern, Hessen, Thüringen)
  • Seidel (Sachsen)
  • Weyhe (Düsseldorf u. a.)

[Bearbeiten] Einzelne bedeutende Hofgärtner

[Bearbeiten] Hofgärtnerhäuser

Insbesonder Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius entwarfen im 19. Jahrhundert Hofgärtnerhäuser nach dem Vorbild norditalienischer Pächterhöfe als Gebäudegruppen mit Turm und Anbauten, deren ausgewogene Anordnung einen malerischen Anblick bot.

  • Handmannsche Meierei am Kuhtor: Hofgärtnerhaus in Sanssouci.
  • Villa Sello: unterhalb der Großen Orangerie, 1841 von Persius für seinen Schwager Hermann Sello erbaut, 1912 umgesetzt.
  • Römische Bäder: Hofgärtnerwohnung und Gehilfenhaus nahe Schloss Charlottenhof.
  • Villa Illaire: Wohnhaus des Hofgärtners Voss aus dem 18. Jahrhundert, um 1845 nach Plänen von Persius für den Kabinettsrat Illaire umgebaut.
  • Hofgärtnerhaus im Park Babelsberg: von Johann Heinrich Strack als Landhaus im Cottage-Stil für Christoph Ferdinand Kindermann erbaut (im letzten Jahr seiner Amtszeit).

Am östlichen Ende der Gärten auf der berühmten Brühlschen Terrasse in Dresden wurde bereits vor 1761 ein Hofgärtnerhaus mit Orangerieflügel erbaut. Es brannte 1945 aus, wurde nach dem Krieg nach Entwurf von Heinrich Retting als evangelisch-reformiertes Gemeindehaus wiederaufgebaut, 1999 rekonstruiert und darin ein Cafè eingerichtet.

Im Schlossgarten Arnstadt befindet sich das älteste Gärtnerhaus Thüringens.

Das Hofgärtnerhaus Düsseldorf wurde nach Plänen von Nicolas de Pigage errichtet.

[Bearbeiten] Literatur

Der englische König Charles II. empfängt eine Ananas als Geschenk vom Königlichen Gärtner John Rose. Das Gemälde wird Hendrick Danckerts zugeschrieben, 1675.
Der englische König Charles II. empfängt eine Ananas als Geschenk vom Königlichen Gärtner John Rose. Das Gemälde wird Hendrick Danckerts zugeschrieben, 1675.
  • Gerd Alpermann, u. a.: Die Hofgärtnerfamilie Fintelmann in Potsdam und Berlin, in: Mitteldeutsche Familienkunde Bd. X, Jg. 33, 1992, Heft 2, S. 250
  • Sonja Dümpelmann (Red.), Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Preussisch Grün: Hofgärtner in Brandenburg-Preussen. Begleitband zur Ausstellung "Preußisch Grün - Vom königlichen Hofgärtner zum Gartendenkmalpfleger" Schloß Glienicke, Berlin, vom 18. Juli bis 17. Oktober 2004, Leipzig: Henschel, 2004, ISBN 3-89487-489-9
darin enthaltene Beiträge:
S. 32-40 : Herzog, Rainer: Hofgärtner in Bayern : Ein Beitrag zur Berufsgeschichte der Gärtner in Deutschland
S. 41-105: Wimmer, Clemens Alexander: Zur Geschichte der Verwaltung der königlichen Gärten in Preußen
S. 106-119: Wacker, Jörg: Der schwierige Weg zu den Museumsgärten : Die Organisation der ehemaligen königlichen Hofgartenverwaltung und die staatliche Gartenverwaltung von 1918 bis 1945
S. 120-134: Wimmer, Clemens Alexander: Zwischen Hofhandwerk und Zunft : Zur sozialen Stellung der Hofgärtner
S. 135-163: Wimmer, Clemens Alexander: Die Ausbildung der Hofgärtner
S. 164-173: Wimmer, Clemens Alexander; Seiler, Michael: Wie Hofgärtner reisten
S. 174-186: Wimmer, Clemens Alexander: Die Tätigkeiten der Hofgärtner
S. 302-339: Wimmer, Clemens Alexander: Verzeichnis der Hofgärtner und leitenden Beamten der preußischen Gartenverwaltung bis 1945
  • E. Fintelmann: Die preußische Hofgärtnerfamilie Fintelmann, in: „Genealogie“, Band XXIV, 47./48. Jahrgang, 1998/99, S. 628
  • Jutta Fulsche (Bearb.), Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar (Hrsg.): Familiennachlass Sckell, (Repertorien des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar; Bd. 3), Weimar: Thüringisches Hauptstaatsarchiv, 1996, ISBN 3-930969-02-5
  • Harri Günther: Zur Geschichte der Gärtnerfamilie Schoch, Dessauer Kulturspiegel, Nr. 5, Dessau, 1958
  • Mustafa Haikal: Der Kamelienwald. Die Geschichte einer deutschen Gärtnerei, Gustav Kiepenheuer Verlag, 2000, ISBN 3-378-01043-6 [über die sächsische Hofgärtner- und Handelsgärtnerfamilie Seidel]
  • Peter Lack: Die Gärtner- und Künstlerfamilie Sckell, in: Die Gartenkunst, Jg. 14, 2002, H. 2, S. 195
  • Iris Lauterbach (Hrsg.): Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823). Gartenkünstler und Stadtplaner, Worms: Wernersche Verlagsanstalt 2002, ISBN 3-88462-190-4 (basiert auf den Vorträgen eines Symposiums vom 13. September 2000 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München; enthält auch die in „Die Gartenkunst“ enthaltenen Artikel von Lack und Woudstra)
  • Karl Lohmeyer: Südwestdeutsche Gärten des Barock und der Romantik mit ihren in- und ausländischen Vorbildern nach dem Arbeitsmaterial der saarländischen und pfälzischen Hofgärtnerfamilie der Koellner, (Saarbrücker Abhandlungen zur südwestdeutschen Kunst und Kultur, Bd. 1), Saarbrücken, 1937 [enthält Stammbäume der Hofgärtner-Familien Koellner, Petri und Sckell]
  • Gisela Langfeldt: Plantör auf Ihro Majestaet der Königin Lust Schloss Schönhausen. Die Hofgärtnerfamilie Nietner, in: Herold, Vierteljahresschrift Band 16, Heft 4, IV Quartal, 2001, Seite 77-89
  • Heike Palm, Hubert Rettich: Der Orangeriegärtner Georg Ernst Tatter und seine Söhne. Arbeits- und Lebenswelt einer hannoverschen Hofgärtnerfamilie des 18. Jahrhunderts, in: Arbeitskreis Orangerien in Deutschland (Hrsg.): „Von der Orangerie...“ und andere Gartengeschichten. Festschrift für Heinrich Hamann, Potsdam 2002, S. 140-175
  • Wolf Dietrich Penning: Die kurkölnischen Hofgärtner-Dynastien Lenné und Weyhe. Dokumente und Materialien zu ihrer Geschichte (1665 - 1866), in: Bonner Geschichtsblätter, 53/54, 2004, S. 153-202
  • Clemens Alexander Wimmer (Texte), Generaldirektion der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Die preussischen Hofgärtner, Berlin: Generaldirektion der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1996, S. 44-52
  • Jan Woudstra: The Sckell Family in England (1770-1830), in: Die Gartenkunst, Jg. 14, 2002, H. 2, S. 211
  • Inge Zacher: Euer Wohlgeboren ergebenster Diener: Die Benrather Hofgärtner im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zum Baubeginn des neuen Benrather Schlosses vor 250 Jahren, in: Düsseldorfer Jahrbuch, 75, 2005, S. 187-220
  • Hofgärtner und Gelehrte - Ein Beitrag zur Geschichte der Coburger Hanff, in: Archiv für Sippenforschung, Jg. 41/42, 1975/76, Seite 377-384

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

Gärtner (Name) - Garten - Gartenbau

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