Schneckenkönig
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Als Schneckenkönig bezeichnet man Schnecken, deren Haus in die andere, nicht arttypische Richtung gewunden ist.
Die Windungsrichtung von Schneckenhäusern ist im allgemeinen definiert durch die Drehrichtung, die der Gehäusegang von innen nach außen beschreibt, wenn man das Haus der Schnecke von der Seite aus betrachtet, auf der das innere (geschlossene) Ende des Schneckenganges liegt (Uhrzeigersinn = rechtsgängig). Am einfachsten betrachtet man dazu das Gehäuse mit nach vorne zeigender Mündung und nach oben zeigender Schalenspitze (Apex). Befindet sich die Mündung nun rechts von der Schalenlängsachse, so handelt es sich um ein rechtsgängiges oder rechts gewundenes Gehäuse.
Weinbergschnecken haben normalerweise rechtsgängige Häuser, die Häufigkeit linksgängiger Weinbergschnecken wird auf etwa 1:10.000 bis 1:1.000.000 geschätzt. Bei solchen Tieren sind auch sämtliche Organe (z. B. Herz, Atem- und Geschlechtsöffnung) seitenvertauscht.
Dieses als Situs inversus (a. Heterotaxie) bezeichnete Phänomen kommt auch beim Menschen vor, zum Beispiel im Rahmen des Kartagener-Syndroms.
Der US-amerikanische Genetiker Alfred Henry Sturtevant fand in den 1920er Jahren durch Untersuchungen der Wasserschnecke Radix peregra heraus, dass die Windungsrichtung bei Schnecken matroklin dominant-rezessiv vererbt wird.
Viele bekannte Schneckenarten haben normalerweise rechtsgängige Häuser, bei manchen Arten aber sind linksgängige Häuser der Normalfall. Die meisten Schließmundschneckenarten (Clausiliidae) sind beispielsweise links gewunden, mit Ausnahme wiederum einiger Arten, die gruppenuntypisch rechts gewunden sind. Es kommt auch vor, dass zur selben Gattung von Landschnecken rechts und links gewundene Arten gehören. So hat innerhalb der Vielfraßschnecken (Enidae) z. B. die Zebraschnecke (Zebrina detrita) ein rechtsgängiges, die kleinere vierzähnige Vielfraßschnecke (Jaminia quadridens) aber ein linksgängiges Haus.