Schwäbischer Gruß
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Der Begriff Schwäbischer Gruß ist ein Euphemismus für den derben umgangssprachlichen Ausdruck „Leck mich am Arsch“ beziehungsweise „Leck mich im Arsch“.
Ein literarisches Denkmal setzte ihm Johann Wolfgang von Goethe im dritten Aufzug seines Schauspiels Götz von Berlichingen mit dem sogenannten Götz-Zitat: „Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“.
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[Bearbeiten] Herkunft
Der Gruß stammt wohl von einem alten Nacktheits- und Abwehrzauber. Zeigt man Dämonen, Hexen oder persönlichen Feinden sein bloßes Gesäß, so können sie einem nichts anhaben. Hinzu kommt hier noch der Huldigungskuss als äußeres Zeichen der Unterwürfigkeit.
Darstellungen des Abwehrzaubers, im Schwäbischen sogenannte Lecksfiedle, finden sich an Stadt- und Burgtoren, Stadtmauern, aber auch an Kirchen und Klöstern, z. B. an der Schallaburg bei Melk, an der Churburg bei Schluderns, an den Münstern in Ulm, Freiburg im Breisgau und Straßburg. Sie finden sich aber auch in Brünn, Bologna, Burgos, La Rochelle oder Tarragona.
[Bearbeiten] Verwendung
Er ist eine in Schwaben, teilweise auch im übrigen Baden-Württemberg und in Südbayern verbreitete Redewendung.
Nach einer Urteilsbegründung dient er dazu,
- um an ein Gespräch anzuknüpfen
- um eine ins Stocken geratene Unterhaltung wieder in Fluss zu bringen
- um einem Gespräch eine neue Wendung zu geben
- um ein Gespräch endgültig abzubrechen
Thaddäus Troll fügte als weitere Verwendungszwecke hinzu:
- um eine Überraschung zu vermelden
- um der Freude über ein unvermutetes Wiedersehen zweier Schwaben [...] Ausdruck zu geben
- um eine als Zumutung empfundene Bitte zurückzuweisen
(Troll 1975, S. 202f)
Der Gruß wird auch verwendet, wie im übrigen deutschen Sprachraum üblich, um heftiges Missfallen auszudrücken. Dies geschieht gelegentlich in der Abkürzung LmaA bzw. LmiA. Eine Steigerung der Intensität kann durch Hinzufügen von kreuzweise erzielt werden. Dies wird manchmal auch anstelle des eigentlichen Grußes verwendet: Du kannst mich kreuzweise, gesteigert kreuzweise und überzwerch.
Es gibt zahlreiche Umschreibungen, z.B. „Du kannst mir auf die Kirbe(Kirchweih) kommen“, „...den Buckel hinunterrutschen“, „...mich im Adler in Lustnau treffen“, „...mich im Adler treffen, am hintersten Tisch“, „...am Buckel küssen“.
Wenn beleidigend verwendet, lautet die Replik nicht selten Du mich auch. Die feinere Form besteht in der Floskel: Vor meinem ist auch kein Gitter, die deftige: dafür ist er mir zu dreckig oder Geht nicht, das habe ich schon einer anderen Sau versprochen.
Das „Du mich auch!“ wird auch alleine verwendet, um dem Kontrahenten das gedankliche Verwenden des Grußes zu unterstellen.
Der Einheimische erkennt auf Grund der Artikulation und der Begleitumstände, insbesondere an dem voraus gestellten Wort ja instinktiv, welche der obigen Bedeutungen gemeint ist, während dies dem Zugereisten öfters verschlossen bleibt. So kommt es gelegentlich sogar zu Anzeigen, die vor Gericht aber in mehreren Fällen abgewiesen wurden. Gegenüber Amtspersonen und Vorgesetzten gelten aber generell verschärfte Auslegungsregeln.
In anderen Regionen wird der Schwäbische Gruß meist nur als Beleidigung gedeutet, gegenüber Beamten sogar als strafbewehrte.
Im plattdeutschen Sprachraum lautet das Pendant Klei mi ann Mors bzw. Klei mi anne Fööt.
[Bearbeiten] Verwendung im öffentlichen Raum
Vom Ulmer Fischermarsch existieren zwei Textversionen: „Der Schiffer muß steuern ins Leben hinaus...“ aus dem letzten Jahrhundert, oder: „Leck me henda, leck me vorna, leck me kreizweis am Arsch“
Bis zu seiner Zerstörung im Dezember 1944 fand sich an dem Heilbronner Bürgerhaus, in dem Götz von Berlichingen 1519 bis 1522 gewohnt hat, eine Tafel mit folgenden Versen:
- Unser großer Landsmann Götz
- sprach: jetzt geht die Sache letz,
- aber - eh ich soll verrecken,
- könnt ihr mich am Arsche lecken.
- Goethe hört dies große Wort,
- gibt ihm einen Dichterhort,
- und er schafft mit dieser Tat
- Deutschlands häufigstes Zitat.
Der Verfasser dieser Verse war laut Schramm der junge Theodor Heuss. (Schramm 1979, S. 72f)
[Bearbeiten] Literatur
- Sebastian Blau, Schwäbisch, München 1936, Neue Ausgabe von 1946
- Heinz-Eugen Schramm, L.m.i.A.! Des Ritters Götz von Berlichingen denkwürdige Fensterrede oder die bewußten vier Buchstaben hinterrücks enthüllt, ins rechte Licht gesetzt und mit dankenswerter Unterstützung der Herren Dante, Mozart, Schubart, Goethe, Schiller u.a. in Verbindung mit dem Internationalen Götz-Sprachenführer als Handbuch zur weltweiten Pflege des Götz-Zitats für nachsichtige Zeitgenossen bearbeitet und herausgegeben von Heinz-Eugen Schramm. Gerlingen, 1960.
- Heinz-Eugen Schramm, ... Er kann mich hinden lecken. Eine ergötzlich-hinterlecktuelle Dokumentation. Reutlingen, 1998. ISBN 3874211509
- Heinz-Eugen Schramm, Schwäbisch für Reingeschmeckte, Würzburg 2002, Flechsig-Verlag, ISBN 3881894705
- im Text zitierte Ausgabe: München 1979, Goldmann-Taschenbuch, ISBN 3442265207
- Thaddäus Troll, Preisend mit viel schönen Reden, Reinbek 1975. ISBN 3499118645
- Schwäbisch. Polyglott Sprachführer. Verschiedene Ausgaben. ISBN 3493611439