Schweizerisches Arbeiterhilfswerk
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Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH engagiert sich für eine sozial, politisch und ökonomisch gerechtere Gesellschaft. In der Trägerschaft des Hilfswerkes sind u. a. der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB und die Sozialdemokratische Partei der Schweiz vertreten.
Das SAH ist sowohl in der Schweiz als auch weltweit tätig. In zwölf Ländern des Südens und des Ostens setzt es sich gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen mit rund 65 Projekten für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse und eine gerechtere Ressourcenverteilung ein.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die Internationale Arbeit des SAH
Gegenwärtig ist das SAH tätig in Bolivien, Bulgarien, Burkina Faso, El Salvador, Kosovo, Moçambique, Nicaragua, Rumänien, Serbien, Südafrika, Indien und Sri Lanka.
Arbeitsschwerpunkte des SAH sind:
[Bearbeiten] Gerechte Arbeitsbedingungen
Damit Menschen einen Ausweg aus der Armut finden, brauchen sie einen Lohn, der zum Leben reicht und eine Arbeit, die ihre Gesundheit nicht zerstört. Gemeinsam mit Gewerkschaften kämpft das SAH deshalb für gerechtere Arbeitsbedingungen Auch im informellen Sektor, der Arbeitnehmende noch viel stärker der Ausbeutung und Willkür ausliefert, setzt sich das SAH für Schutz und Rechte der Lohnabhängigen ein.
[Bearbeiten] Demokratie und Partizipation
Für viele Menschen existieren ihre Rechte nur auf Papier. Damit sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können, setzt sich das SAH weltweit für Demokratie und Partizipation ein, zum Beispiel mit Bildungs- und Informationsprogrammen.
[Bearbeiten] Ländliche Entwicklung
Die meisten Menschen, die in unter extremer Armut leiden, leben in ländlichen Regionen. Das SAH fördert einerseits einkommensschaffende Projekte (z. B. Mikrokredite). Andererseits unterstützt das SAH Bäuerinnen und Bauern dabei, sich ihr Recht auf ein eigenes Stück Land zu sichern.
[Bearbeiten] Humanitäre Hilfe
Darüber hinaus engagiert sich das SAH auch in der humanitären Hilfe. Es verfügt über das Know-how, um im Katastrophenfall rasch und effizient Hilfe zu leisten, und es hat in Solidar ein engmaschiges, weltweites Netz von Partnern, die mit verwandten Grundsätzen arbeiten.
[Bearbeiten] Vernetzung
Das SAH versteht sich als politisches, linkes Hilfswerk: Gründer- und Trägerorganisationen sind die Sozialdemokratische Partei der Schweiz und der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Das SAH setzt viele seiner Programme im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) der Schweizer Regierung um. Das Hilfswerk ist Partnerorganisation der Glückskette und Mitglied des europäischen Netzwerkes Solidar, das 35 Hilfswerke mit sozialdemokratischen und gewerkschaftlichem Hintergrund umfasst.
Das SAH ist ZEWO-zertifiziert und setzt mit seiner Auslandarbeit jährlich knapp 20 Millionen Franken um. Davon stammt etwa ein Drittel aus privaten Spenden und Mitgliederbeiträgen, die anderen zwei Drittel sind Zuwendungen von Staat, Kantonen und Gemeinden sowie Beiträge der Glückskette. In der Zentrale beschäftigt das SAH rund 30 Mitarbeitende im Umfang von ca. 20 Vollzeitstellen, in der Geschäftsleitung bilden Frauen die Mehrheit.
[Bearbeiten] Das SAH in der Schweiz
In der Schweiz engagieren sich zehn unabhängige regionale SAH-Vereine mit rund 300 Mitarbeitenden für benachteiligte Menschen. Sie bieten Bildungs-, Beschäftigungs- und Arbeitsintegrationsprogramme für erwerbslose und ausgesteuerte Menschen an und unterstützen Asylsuchende, Flüchtlinge und MigrantInnen mit Beratung und Begleitung.
Das SAH ist Träger der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH und engagiert sich in zahlreichen Verbünden für soziale und politische Anliegen in der Schweiz.
Das SAH ist mit rund hundert Projekten in 12 Kantonen aktiv (Aarau, Bern, Basel, Genf, Fribourg, Schaffhausen, Tessin, Waadt, Wallis, Luzern, Zug, Zürich).
[Bearbeiten] Chronologie
Jahr | Vorkommnis |
---|---|
1936 | Gründung des Schweizerischen Arbeiterhilfswerkes durch den Schweizerischen Gewerkschaftsbund und die Sozialdemokratische Partei der Schweiz
Erste Sekretärin ist Regina Kägi-Fuchsmann Engagement im Spanischen Bürgerkrieg mit humanitärer Hilfe |
1941 | Aktion Colis suisse: Versand von mehreren zehntausend Lebensmittelpaketen in Flüchtlingslager verschiedener europäischer Länder
SAH übernimmt Betreuung für Flüchtlinge in der Schweiz |
1945 | SAH-Nachkriegshilfe (Nothilfe, Soziale Unterstützung, Einrichten von Kinderheimen, Schulen, Schulung von Heimpersonal und Lehrkräften, Einrichten von Sozialzentren, Erholungshilfe, Hilfe zur Selbsthilfe usw.) |
1947 | Das SAH engagiert sich in der Abstimmungskampagne für die Einführung der AHV |
1949 | Ab 1949 Entwicklungshilfe u. a. in Griechenland, Palästina/Israel, Jugoslawien |
1951 | Gründung des Internationalen Arbeiterhilfswerks IAH (heute Solidar), ein Verbund von Hilfswerken aus 15 Ländern |
1954 | Algerienkrieg: Unterstützung von algerischen Flüchtlingskindern und Jugendlichen in Marokko und Tunesien in Zusammenarbeit mit dem algerischen Gewerkschaftsbund |
1956 | Ungarischer Volksaufstand: Umfangreiche Hilfe an ungarische Flüchtlinge in Österreich und der Schweiz |
1960 | Unter dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» werden Facharbeiter ausgebildet; erst in Jugoslawien, Griechenland und Tunesien, ab 1962 auch in Senegal, Israel, Dahomey (heutiges Benin) und Kenia |
1962 | Beginn der Katastrophenhilfe: Erdbeben in Persien, Sturmfluten in Hamburg (1962), Erdbeben in Jugoslawien (Skopje 1963 und Banja Luka 1969), Erdbeben in der Türkei (1966 und 1970), Hungersnot in Indien (1966), Hochwasser in Italien (1966), Überschwemmungen in Rumänien (1970), Erdbeben in Peru (1970), Erdbeben in Nicaragua (1972) |
1968 | Unterstützung von politisch Verfolgten aus der Tschechoslowakei und aus Griechenland
Humanitäre Hilfe und Wiederaufbau nach kriegerischen Auseinandersetzungen in Biafra (1968), Bangladesh, Vietnam, Burundi (alle 1972), Israel (1973) und Libanon (1977) |
1972 | Aufnahme und Betreuung von chilenischen und argentinischen Flüchtlingen in der Schweiz |
1974 | Brunnenbau-Projekte in Obervolta (heute Burkina Faso) |
1975 | Hilfe nach schweren Lawinenniedergängen in Graubünden, Wallis und der Zentralschweiz |
1976 | Das SAH beteiligt sich an der entwicklungspolitischen Kampagne Jute statt Plastik
Nothilfe nach Erdbeben im Friaul und in der Osttürkei |
1977 | Solidaritätsaktionen zugunsten unterdrückter Völker in Simbabwe und der Westsahara |
1979 | Alphabetisierungskampagne in Nicaragua
Solidaritätsaktionen mit Unterdrückten und politisch Verfolgten in Nicaragua |
1982 | Gründung der Stiftung Solifonds durch das SAH, die SP und den SGB |
1983 | Einsatz für Aufnahme von Flüchtlingen in der Schweiz |
1984 | «Erwerbslosigkeit» wird neuer Arbeitsschwerpunkt, Beginn von 5 Einsatzprogrammen für rund 50 Arbeitslose |
1986 | Ermordung des SAH-Mitarbeiters Yvan Leyvraz durch die Contras in Nicaragua
Konzentration der Entwicklungszusammenarbeit auf Nicaragua, Burkina Faso, Bolivien und Moçambique |
1988 | Hilfe nach Überschwemmungen in Bangladesh und im Sudan, Wirbelstürmen in Zentralamerika, Erdbeben in Indien, Nepal und Armenien |
1990 | Südafrika wird neues Schwerpunktland
Alphabetisierung von Flüchtlingsfrauen in der Schweiz |
1993 | Beginn des Engagements in El Salvador |
1994 | Engagement in Kroatien, ab 1995 auch in Bosnien |
1998 | Die Regionalstellen führen in der Schweiz rund 90 Projekte mit 3000 TeilnehmerInnen
Beginn des Engagements in Kosovo |
2000 | Humanitäre Hilfe nach Unwettern im Wallis (2000), in Zentralamerika nach dem Wirbelsturm Mitch (2000), Überschwemmungen in Moçambique (2000 und 2001), Erdbeben Türkei (1999), Indien (2001) und El Salvador (2001), Krieg im Irak (2003), Überschwemmungen in Indien (2005) |
2003 | Ausweitung des Engagements in Osteuropa |
2004 | Nothilfe und Wiederaufbau nach dem Tsunami in Sri Lanka und Indien (ab 2005), Zusammenarbeit mit Partnern des Netzwerks Solidar
Das SAH wird dezentralisiert, die Regionalstellen werden zu selbständigen Vereinen |
2006 | Das SAH engagiert sich in 12 Ländern in der Entwicklungszusammenarbeit und mit humanitärer Hilfe
In der Schweiz gibt es 10 regionale SAH-Vereine |
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
Björn Erik Lupp: Von der Klassensolidarität zur humanitären Hilfe. Die Flüchtlingshilfe der politischen Linken 1930-1950 ISBN 3-0340-0744-2