Schwielowsee
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schwielowsee | |
---|---|
Daten | |
Lage | Land Brandenburg (Deutschland) |
Fläche | ca. 7,835 km² ohne Verlandungszonen |
maximale Tiefe | 6 bis 7 m |
durchschnittliche Tiefe | 2 bis 2,5 m |
Zuflüsse | Havel |
Abflüsse | Havel |
Höhe über NN | 29,3 m |
Größere Städte am Ufer | Die Stadt Werder (Havel) mit Petzow, Gemeinde Schwielowsee mit Caputh, Ferch und Geltow |
Größere Städte in der Nähe | Potsdam |
Besonderheiten | Gletscherzungensee und Havelsee |
Der Schwielowsee ist ein ca. 786 ha großer Havelsee mit einer Längsausdehnung von ca. 5,5 km (Baumgartenbrück - Niederungsfläche in Ferch) und einer größten Breite von ca. 1,9 km (Petzower Park - Flottstelle).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Der Schwielowsee liegt im Brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark und gehört zur Gemeinde Schwielowsee und zur Stadt Werder (Havel). Er erstreckt sich in Nordost-Südwest-Richtung. An seinem nördlichen Bereich wird der See von der Havel durchflossen. Die Havel erreicht hier den südlichsten Punkt ihres Flußlaufes. Sie mündet, vom Templiner See durch das Caputher Gemüde kommend, im Nordosten in den Schwielowsee und verlässt ihn in der nördlichsten Spitze durch einem Engpass. Dieser Engpass wird von der Baumgartenbrücke überspannt, auf der die Bundesstraße B1 verläuft. Nach dieser schmalen Stelle verbreitert sich die Havel wieder seenartig, jedoch ohne hier einen eigenen Seenamen zu tragen.
Vom Schwielowsee besteht über den mit kleinen Booten befahrbaren Wentorfgraben eine Verbindung zum Petzinsee, einer, inzwischen durch einen Bahndamm abgetrennten, Bucht des Templiner Sees. Über einen schmalen Graben ist der Schwielowsee mit dem Haussee im Petzower Schlosspark verbunden.
Am Ufer des Schwielowsees liegen die Dörfer (Ortsteile) Caputh, Ferch, Petzow und Geltow, wobei Geltow den See nur punktuell bei Baumgartenbrück berührt und Petzow durch den Schlosspark und weite Verlandungsflächen vom See getrennt wird.
[Bearbeiten] Geologie
Der Schwielowsee ist ein flacher Gletscherzungensee. Er entstand vor ca. 19.600 bis 19.000 Jahren während des frühen Weichselhochglazials und liegt eingebettet in die Moränenbögen der Stauchendmoränen des Brandenburger Stadiums. Bis auf Bereiche des Westufers, der Caputher Ortslage und der Niederung in der Ortsmitte von Ferch hat der Schwielowsee mehr oder wenger steile Uferhänge, denen eine breite Verlandungsterrasse vorgelagert ist. Der Seespiegel liegt bei durchschnittlich 29,3 m ü. NN. Die höchste Erhebung der Endmoräne beträgt in der Nähe des Ortsteiles Ferch mit dem Wietkikenberg 124,7 m NN. Das Niederungsgebiet in der Ortslage von Ferch, am südlichsten Ende des Sees, ist als Schmelzwasserdurchbruch des eiszeitlichen Gletschers zu verstehen. Hier befand sich das Gletschertor und der daraus hervortretende Schmelzwasserstrom spühlte diese Niederung aus. Im Hinterland der Moräne, der Zauche, sedimentierte er das mitgeführte Gesteinsmaterial zu einer kegelförmigen Sanderfläche, dem Beelitzer Sander.
[Bearbeiten] Hydromorphologie
Der Schwielowsee ist ein natürlich eutropher (nährstoffreicher) Flachsee. Die größte Tiefe liegt etwas über 6 m. Überwiegend schwanken die Tiefen zwischen 2 und 4 m. In Höhe des Ortsteiles Flottstelle beträgt die Wassertiefe in Mitte des Sees nur ca 1 m. Der See ist deshalb bei langanhaltender Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen schnell erwärmbar und neigt in jedem Sommer zu Algenmassenvermehrungen, der sogenannten „Wasserblüte“. Wegen des jahrzehntelangen Eintrags ungeklärter Abwässer und des Stoffeintrags der intensiven Landwirtschaft in die Havel, besteht nach wie vor ein Überangebot an Pflanzennährstoffen wie Stickstoff und Phosphor, was die „Wasserblüte“ noch verstärkt und die Qualität des Wassers stark beeinträchtigt.
Die Gewässergüteklasse der Potsdamer Havel beträgt III, stark verschmutzt. Der gleiche, oder der etwas bessere Wert von II-III, kritisch belastet, dürfte auch für den Schwielowsee zugrunde zu legen sein, wenn man ihn als Fliessgewässer betrachtet. Als stehendes Gewässer, also in den Seeabschnitten abseits des Haveldurchflusses, ist der See als hypertroph (Trophiestufe IV) eingestuft. Das Wasser des Schwielowsee ist im Zeitraum der letzten 15 Jahre dennoch augenscheinlich deutlich klarer geworden.
Der Seegrund besteht überwiegend aus kiesigem Substrat mit Schlickanteilen und ist kaum mit Pflanzen bewachsen. Die Uferbereiche des Schwielowsees sind Verlandungzonen mit breiten und zum Teil üppigen Schilfrohrgürteln, seeseitig oft gesäumt durch Rohrkolbenbestände. In den landseitigen Bereichen der Schilfrohrbestände breitet sich sukzessive Schwarzerlenwald aus. Die Vitalität der Schilfrohrbestände hat in den letzten Jahren nachgelassen. Eine Schilfinsel, die sich einige hundert Meter vor dem Zeltplatz Flottstelle befand, ist im Jahre 2006 fast völlig verschwunden. Anfang der 90-er Jahre des 20. Jh. betrug der Durchmesser dieser Schilfrohrinsel noch über 40 m. An anderen Stellen wiederum breitet sich das Schilf seeseitig weiter aus.
[Bearbeiten] Schwielowsee und Mensch
Bedingt durch die Steilufer und das nachfolgend hügelige Relief sind auf den Verlandungsterrassen im östlichen und nördlichen Uferbereich die Verkehrswege angelegt. Obwohl der Schwielowsee an vielen Stellen von Wald gesäumt wird, ist die Naturnähe der Uferbereiche durch den Kraftfahrzeugverkehr gestört. Nur am flacheren Westufer und im Bereich zwischen Caputh und Flottstelle verlaufen die Straßen weiter im Landesinneren.
Weite Teile des Seeufers sind innerhalb der Ortsbereiche bebaute Grundstücke und öffentlich nicht zugänglich.
Wegen der breiten Verlandungszonen gibt es kaum „inoffizielle“ Badestellen am Schwielowsee.
Am Westufer befindet sich der Schlosspark Petzow, ein angeblich von Peter Joseph Lenné entworfener Landschaftspark.
Da die Havel nur das Nordende des Schwielowsees durchfließt, beschränkt sich der starke Motorbootverkehr auch überwiegend auf diesen Bereich. Abseits dieses Havelverkehrs ist der Schwielowsee auch an Sommerwochenenden wenig befahren und überwiegend ein Revier für Segelboote. Von einem Areal für Wasserski am Westufer des Sees kann, wegen der dort benutzten starken Bootsmotore, bei bestimmten Windlagen, für Erholungssuchende eine Lärmbelästigung ausgehen.
Der Schwielowsee ist ein beliebtes Angelgewässer.
[Bearbeiten] Tierwelt
Durch die reichlich vorhandenen Laichzonen ist der Schwielowsee sehr fischreich. Die Hauptfischarten sind Weißfische wie Brassen (auch Blei oder Brachse genannt), Plötzen und Güstern, sowie Karpfen und Schleie. Außerdem leben Hechte, Zander, Barsche, und Aale im Schwielowsee.
Die Blessralle (Lietze) ist der häufigste Wasservogel des Schwielowsees. Stark verbreitet sind auch Stockenten und zeitweise Höckerschwäne. Außerdem kommen Reiherenten, Tafelenten, Mandarinenten und Graugänse als Brutvögel vor. Sehr häufig sind Kormorane und Graureiher. Haubentaucher kommen seltener vor, brüten aber auch am Schwielowsee. Die üppigen Schilfrohrgürtel sind Lebensraum vieler Rohrsänger und ähnlicher Arten. Kuckucke leben dementsprechend auch in Ufernähe des Sees. Eisvögel kann man mit viel Glück in ruhigen Schilfbuchten beobachten. Regelmäßig kreisen Roter Milan, Mäusebussard und etwas seltener Seeadler über dem See und im Jahre 2006 wurden auch Fischadler beobachtet. Lach-, Silber- und Sturmmöwen gehören zu den verbreitetsten Möwenarten des Schwielowsees.
Der Schwielowsee ist ein Durchzugs- und Rastgebiet für Wasservögel wie Gänsesäger, Zwergsäger, Zwergtaucher, Schellenten und Teichhühner. Auch Mittelmeermöwe und Mantelmöwe wurden schon gesichtet. Im Spätsommer eines jeden Jahres versammeln sich tausende von Staren in den Schilfrohrgürteln.
[Bearbeiten] Theodor Fontanes Mitteilungen über den Schwielowsee
Im Sommer 1869 besuchte der Dichter Theodor Fontane Caputh. Zusammen mit drei Söhnen des damaligen Caputher Fährmannes unternahm er eine beschauliche Segelpartie auf dem Schwielowsee. Fontane beschreibt in seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ den See als behaglich und sonnig und er habe die Gutmütigkeit aller breit angelegten Naturen. An anderer Stelle heißt es:
- „Der Schwielow ist gutmütig, so sagten wir; aber wie alle gutmütigen Naturen kann er heftig werden, plötzlich, beinahe unmotiviert, und dann ist er unberechenbar. Eben noch lachend, beginnt ein Kräuseln und Drehen, nun ein Wirbel, ein Aufstäuben, ein Gewölk – es ist, als führe eine Hand aus dem Trichter, und was über ihm ist, muß hinab in die Tiefe.... Es gibt ganze Linien, wo die gescheiterten Schiffe liegen.“
Und weiter:
- „Wir waren jetzt in der Mitte des Sees, die Sonne stand hinter einem Gewölk, so daß alles Glitzern und Blenden aufhörte, und nach links hin lag jetzt in Meilentiefe der See. Ein Waldkranz, hier und da von einzelnen Pappeln und Ziegelessen überragt, faßte die weiten Ufer ein; vor uns, unter Parkbäumen, Petzow und Baumgartenbrück, nach links hin, an der Südspitze des Sees, das einsame Ferch.... Jetzt lag die Breite des Sees hinter uns; noch durch einen Schilfgürtel hindurch, und wir glitten das schlammige Ufer hinauf; nur der Stern des Kahns lag noch im Wasser. Hügelan steigend, suchten wir eine schattige Stelle unter dem Dach zweier halb zusammengewachsener Akazienbäume und sahen nun hinaus auf die blanke Fläche, auf das Spiel wechselnder Farben und auf das stille Leben, das darüber hinglitt. Blaue Streifen zogen sich durchs Grau, dann umgekehrt, und quer durch diese Linien, über die das Licht hinglitzerte, kamen und gingen die Schiffe. Die Segel standen blendend weiß in der Sonne.
Von Baumgartenbrück und der Lage seines Gasthauses schwärmte Fontane, es sei eine 'Brühlsche Terrasse' am Schwielowsee.“
Zur Genese des Schwielowsees vertritt Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ folgende Ansicht:
- „Vielleicht zählt dies weite Wasserbecken noch keine tausend Jahre, keinenfalls geht es weit in die Vorgeschichte zurück. Mannigfachen Anzeichen nach ging in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung die südliche Ausbuchtung der Havel nur etwa eine Meile über Potsdam hinaus, und ein Erdwall, über dessen Ausdehnung und Beschaffenheit es nutzlos wäre zu konjekturieren, schob sich etwa in Höhe des Dorfes Caputh trennend zwischen die höher gelegene Havel im Norden und ein tiefer gelegenes Moorland im Süden. Da, in einer Sturmnacht, stauete ein Südwest die ihm entgegenfließenden Havelwasser bis an die Potsdamer Enge zurück, und plötzlich umschlagend in einen eisigen Nordnordost, stieß er die aufgetürmte Wassermasse mit solcher Gewalt gegen den Erdwall, daß dieser zerbrach und die bis dahin abgedämmten Havelwasser wie aus einem Schleusenwerk sich in das tiefer gelegene Moorbecken ergossen. In jener Nacht wurde der Schwielow geboren.“
Wo genau die Havel nach dieser Theorie vorher geflossen sein soll, lässt Theodor Fontane leider offen und es wäre nicht nutzlos gewesen über den erwähnten Erdwall zu konjekturieren.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Schwielowsee – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Karte des Schwielowsees
- Foto (Blick vom Dorf Ferch über den Schwielowsee)
- Foto (Panoramablick vom Dorf Ferch über den Schwielowsee)
- Foto (Der Schwielowsee bei diesigem Wetter)
- Foto (Sturmmöwe auf einem Reusenpfahl auf dem Schwielowsee)
Koordinaten: 52° 20' 11" N, 12° 57' 18" O