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Silbersturmvogel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Silbersturmvogel
Silbersturmvogel (Fulmarus glacialoides)
Silbersturmvogel (Fulmarus glacialoides)
Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Röhrennasen Procellariiformes)
Familie: Sturmvögel (Procellariidae)
Gattung: Fulmarus
Art: Silbersturmvogel
Wissenschaftlicher Name
Fulmarus glacialoides
Smith, 1840

Der Silbersturmvogel (Fulmarus glacialoides) oder Antarktische Eissturmvogel ist ein Seevogel, der zur Familie der Sturmvögel gehört. Er besiedelt die südlichen Meere und verbringt die meiste Zeit über dem offenen Meer. Um Räuber von sich und seinem Nest fernzuhalten, bespeit er diese mit seinem Magenöl.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beschreibung

Der Silbersturmvogel ist 45 bis 50 cm groß und wiegt 700 bis 1000 g. Seine Flügelspannweite beträgt 115 bis 120 cm. Der Schwanz ist gerundet. Beim adulten (ausgewachsenen) Vogel sind Kopf, Hals, Unterseite und Schwanz weiß. Die weißgrauen Flügel sind an den Spitzen dunkelgrau. Es sind keine Morphen bekannt.

Der Silbersturmvogel hat dunkle, durch einen grauen Zügelfleck betonte Augen. Der Schnabel ist länger als der des Eissturmvogels und anders gefärbt. Die dominierende Farbe des Schnabels stellt ein Inkarnatrot dar, das durch das durchblutete Gewebe unter der transparenten Hornsubstanz entsteht. An den Nasenflügeln finden sich bläulich graue Verfärbungen. Die Nasenspitze ist dunkelgrau. Die Nasenlöcher sind wie bei allen Röhrennasen röhrenartig verlängert. Die Beine sind kurz und gelblichgrün. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, Männchen sind meist etwas größer als Weibchen.

Er kann kurzzeitig bis zu drei Meter tief tauchen. Vom Wasser erhebt er sich nach kurzem Anlauf.

[Bearbeiten] Flug

Der Silbersturmvogel segelt mit starr ausgebreiteten Schwingen und neigt den Körper mal auf die eine Seite und mal auf die andere Seite. Meistens fliegt er dabei dicht über dem Wasser. Er richtet seinen Flug nach dem Heben und Senken der Wogen aus. Seine Flügelschläge sind rasch und kurz. In der Nähe von Steilklippen ermöglichen ihm die Aufwinde ein Gleiten.

[Bearbeiten] Stimme

An den Brutkolonien gibt er gackernde, glucksende und nasale Laute von sich. Auf hoher See ist er weniger ruffreudig.

[Bearbeiten] Verbreitung und Lebensraum

Der Silbersturmvogel hat ein großes Verbreitungsgebiet. Die weltweite Ausdehnung seines Brutgebietes wird auf 50.000 -100.000 km² geschätzt. Er ist im Südpolarmeer sowie in den südlichen Teilen des Atlantiks, des Pazifiks und des Indiks beheimatet. Im Winter fliegt er weite Strecken bis in Äquatornähe. Seine Brutplätze befinden sich nicht nur auf dem antarktischen Festland, sondern auch auf allen Inseln bis zur Nordgrenze des antarktischen Kaltwassers und in geringer Zahl sogar auf einigen gemäßigt-kalten Inseln weiter nördlich.

[Bearbeiten] Bestand

Der weltweite Population des Silbersturmvogels wird auf 4.000.000 Individuen (Fishpool and Evans 2001) geschätzt, die antarktische Population ist klein. Globale Trends wurden nicht festgestellt, aber die Populationen scheinen stabil (del Hoyo et al. 1992) zu sein. Deshalb wird davon ausgegangen, dass die Art nicht die Kriterien zur Aufnahme in die Rote Liste der IUCN erreicht. Aus diesen Gründen wird die Art als wenig bedroht (LC) eingestuft.

[Bearbeiten] Systematik

Der Silbersturmvogel gehört zur Unterfamilie der Möwensturmvögel (Fulmarinae), die eine monophyletische Gruppe bilden. Sie werden aufgrund typischer Merkmale ihres Schädels und besonders großer Nasenröhren zusammengefasst.

Sein nächster Verwandter innerhalb der Gattung ist der Eissturmvogel (F. glacialis), der die nördlichen Ozeane besiedelt.

Den Vogel, den Salvin und Godman 1904 in Mexiko (Mazatlan) fanden, stellte die Basis zur Beschreibung der Art dar und wurde 1908 in ihrer Monographie der Sturmvögel erwähnt. Trotzdem konnten sie der Forschung keine zusätzlichen Informationen zur Art oder seinem Vorkommen außerhalb des bekannten Verbreitungsgebiets geben. Bourne bemerkte 1967, dass dieser Vogel ohne Daten im Katalog des Britischen Museums (Naturgeschichte, 1888-5-18-94) gelistet ist, konnte ihn aber nicht aufspüren. Er wird als Fulmarus glacialoides (fide Alan Knox) identifiziert.

Im Laufe der Erforschung hatte diese Art viele Namen. Die AOU (American Ornithological Union) führte sie auf der ersten Liste der nordamerikanischen Vögel lange unter dem lateinischen Namen Priocella antarctica. John James Audubon nannte sie 1839 Procellaria tenuirostris. Später wurde sie aber auch Procellaria glacialoides (Cassin 1858), Priocella tenuirostris (Nelson 1883) und Fulmarus glacialoides (Coues 1903) geführt.

[Bearbeiten] Ernährung

Der Silbersturmvogel ernährt sich von Krill, Fischen, Krebsen, Schnecken, Kopffüßern, weiteren Mollusken und Quallen. Zudem frisst er auch Aas und Fischabfälle. Die Nahrung wird von der Wasseroberfläche gepickt oder ertaucht. Beim Streit ums Fressen gackern Eissturmvögel laut. An Stellen mit viel Nahrung bilden sie Schwärme. Manchmal versammeln sich mehrere tausend Vögel, um am treibenden Kadaver eines Wals zu fressen.

[Bearbeiten] Fortpflanzung

Der Silbersturmvogel brütet von Oktober bis März in großen Kolonien, wenn die klimatischen Bedingungen nicht allzu widrig sind. Die Kolonien befinden sich normalerweise auf dem antarktischen Festland und auf den vorgelagerten Inseln, gewöhnlich inmitten von Schnee und Dauereis. Gewöhnlich legen sie ihr Nest auf steilen Klippen oder in steilen Felswänden an, so dass sie gegen den Wind gut anlanden und zum Losfliegen einfach in die Tiefe springen können. Die erste Brut wird im Alter von sechs bis zwölf Jahren begonnen.

[Bearbeiten] Balz und Paarung

Am Brutplatz liegen Silbersturmvögel auf dem Bauch und schieben sich bei Gefahr unter die Felskante. Im Oktober erscheinen sie vor dem Brutfelsen, gehen aber zunächst nicht an Land. Die Männchen treffen zuerst ein. Sie balzen auf dem Wasser, indem sie rhythmisch den Körper hochheben, mit den Flügeln schlagen und Schreie ausstoßen. Bei den Populationen im Pazifik reißen sie zudem den Schnabel auf und zeigen dem Partner den leuchtend orangefarbenen Schlund.

Nach der erfolgreichen Balz auf dem Wasser bleibt das Männchen in der Nähe des ausgewählten Weibchens. Nach einiger Zeit gackert es laut das Weibchen an und stößt es mehrfach zärtlich mit dem Schnabel. In regelmäßigen Abständen bringt es ihm Nahrung, um zu zeigen, dass es eine Familie ernähren kann. Nach einiger Zeit kommt es dann zur Paarung. Die Paare des Silbersturmvogels bleiben ein Leben lang zusammen.

[Bearbeiten] Brutpflege

Das Nest besteht in der Regel aus einer einfachen Vertiefung im Fels, die manchmal noch mit Steinchen ausgelegt wird. Das Weibchen legt meistens im Dezember ein einzelnes Ei. Dieses wird bis in den Januar hinein abwechselnd von beiden Altvögeln bebrütet. Um es vor der Kälte des Untergrunds zu schützen, tragen sie es stets auf dem Rücken ihrer Schwimmfüße. Zwischen Mai und August wird ein einziges weißes Ei von beiden Eltern 48 bis 57 Tage bebrütet, wobei es nur alle paar Tage zur Brutablösung kommt. Wird das Ei gestohlen oder zerbrochen, legt das Weibchen kein neues.

Die Nestlingszeit dauert 41 bis 57 Tage. Der Jungvogel wiegt beim Schlüpfen um sechzig Gramm und ist in ein dichtes Daunenkleid gehüllt. Er wird im Wechsel von beiden Altvögeln etwa zehn Tage gehudert und weitere fünf Tage bewacht. Er wird mit einem öligen Brei aus halbverdauten Kopffüßern, weiteren Mollusken und Quallen gefüttert, so dass er auffallend fett wird. Nach zwei Wochen bleibt er allein im Nest und erhält nur noch kurze Besuche von seinen Eltern, wenn sie ihm Nahrung herbeitragen. Nähert sich jemand in Abwesenheit der Eltern dem Nest, bespeit er ihn zur Verteidigung mit Öl. Im Alter von drei Wochen kann er erstmals ihre Eltern von Eindringlingen unterscheiden. Im Alter von sechs bis sieben Wochen ist er bereits flugfähig. Er verlässt im März in Abwesenheit seiner Eltern das Nest und sorgt von diesem Augenblick an für sich selbst.

Die durchschnittliche Lebensdauer der Silbersturmvögel dürfte bei über zwanzig Jahren liegen.

[Bearbeiten] Verteidigungsverhalten

Zur Verteidigung seines Reviers gegen Artgenossen lässt sich der Silbersturmvogel selten auf gefährliche Kämpfe ein. Meistens werden Streitereien am Brutplatz mit aggressiven Drohgebärden ausgefochten, die damit enden, dass die Konkurrenten nach den Flügeln des Gegenübers schnappen. Danach zieht sich der Verlierer zurück.

Wenn sich jemand seinem Nest nähert, gibt der Silbersturmvogel Hustengeräusche von sich, fällt gegen den Eindringling aus und stößt Salven von gelbem Magenöl aus seinem Schnabel (Warham 1990). Das Öl hat einen unangenehm süßen, fischigen Geruch, der einen zurückweisenden Effekt hat (Weldon and Rappole 1997). Diese Feinde sterben häufig auf Grund verklebter und beschädigter Federn (Warham 1976, Jacob 1982). Meist wird das Magenöl zur Verteidigung gegen Raubmöwen und wildernde Katzen eingesetzt (Warham 1977), aber es ist auch gegen Greifvögel und andere Meervögel (vor allem Dreizehenmöwen, Papageitaucher) sehr effektiv (Sick 1993). Zur Verteidigung zielt der Silbersturmvogel 50 bis 100 cm, manchmal auch 200 cm weit. Er kann mehrere Male hintereinander spucken, wenn auch mit sinkenden Mengen. Zusätzlich zum Magenöl haben alle Silbersturmvögel einen charakteristischen Moschusgeruch, welcher auch die Eier durchdringt und vermutlich Eierdiebe abhalten soll. Im Englischen wird er wegen dieses Verhaltens oder auch seines Eigengeruches southern fulmar genannt, was sich vom Altisländischen foul maa („Stinkmöwe“) ableitet.

Schon Silbersturmvogelküken sind jederzeit bereit, Magenöl gegen jeden zu speien, der sich ihnen nähert. Zusätzlich zur Verteidigung gegen Feinde wird das Magenöl von adulten Silbersturmvögeln genutzt, um arteigene und artfremde Konkurrenten um Nistplätze zu vertreiben. Dieses Verhalten intensiviert sich während der Brutzeit: Es dient dem Silbersturmvogel nur als letzte Möglichkeit während der Zeit vor dem Eierlegen. Zuerst hustet er und stößt zu, aber stellt sich defensiv rufend und tanzend zur Schau, bevor das einzige Ei gelegt wird (Pinder 1966).

Der Silbersturmvogel kann mit seinem eigenen Magenöl kontaminiert werden, aber er kann es durch Baden und Putzen des Gefieders entfernen. Weil andere Vögel unfähig sind, das Öl auf dieselbe Art und Weise zu beseitigen, muss ein Mechanismus vorliegen, der Silbersturmvögeln „Immunität“ gegen die Wirkungen des Öls gibt. Fisher (1952) berichtet auch, dass Silbersturmvögel kleine Mengen des Magenöls beim Putzen des Gefieders gebrauchen, um es auf die Federn aufzutragen. Warham (1977) vermutet, dass Eisturmvögel eine spezielle Federstruktur haben.

Das Magenöl besteht hauptsächlich aus Triglyceriden und ungesättigten Fettsäuren. Das Öl hat eine niedrige Viskosität mit einem spezifischen Gewicht von 0,88 (Warham 1977). Es verdichtet sich bei kühlen Temperaturen zu einem Wachs. Die Farbe variiert von farblos bis zu tiefem Rotbraun, aber ist oft klargelb.

[Bearbeiten] Silbersturmvogel und Mensch

Der Silbersturmvogel stellte für die Küstenbewohner und Seenomaden der Alakaluf und der Yámana (Yaghan), die am westlichen und südlichen Küstenstreifen von Feuerland siedelten, als Fleisch oder Ei eine wichtige Nahrungsquelle dar. Auch von den Ureinwohnern Chiloés wurde er als Speisevogel genutzt. Seit dem 19. Jahrhundert diente das Fleisch des Silbersturmvogels den europäischen Bewohnern der Falklandinseln als Nahrungsvorat für den Winter. Für die Robben- und Walfänger Südgeorgiens war er sowohl Teil der Ernährung an Land als auch Begleiter (Walabfälle) auf hoher See.

[Bearbeiten] Literatur

  • Michael Brooke: Albatrosses and Petrels across the World. Oxford University Press, 2004, ISBN 0198501250
  • F. D. Godman: A Monograph of the Petrels. Pt. 3. Witherby, London, 1908
  • K. C. Hamer, J. In Steele, S. Thorpe, K. Turekian: Birds: Procellariiformes. Encyclopedia of Ocean Sciences. Academic Press, London, 2001, ISBN 0-12-227430-X
  • J. Hector: Notes on the Antarctic petrel (Priocella antarctica). Trans. N.Z. Inst. 9: 464, 1877
  • L. M. Loomis: A Review of the Albatrosses, Petrels and Diving Petrels. Proc. Calif. Acad. Sci., 4th ser., Vol. 2, pt. 2, no. 12, 1918
  • R. C. Murphy: Oceanic Birds of South America. Am. Mus. Nat. Hist., New York, Vol. 1., 1936

[Bearbeiten] Weblinks

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