Solar Music
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Solar Music ist das bekannteste Musikstück der deutschen Rockgruppe Grobschnitt. Es ist, nach Aussagen der Band, auf jedem Konzert von der Bandgründung 1970 bis zur Auflösung im Jahr 1989 gespielt worden. Beachtlich ist die Länge des Stückes, je nach Ausführung war es mindestens 30 Minuten lang, konnte aber auch mehr als eine Stunde dauern.
Solar Music entwickelte sich im Laufe der Jahre immer weiter. Keine Aufnahme klingt vollständig wie die andere. Es gibt eine Grundstruktur, um die die Musiker improvisieren, weswegen es möglich war, das Lied 18 mal zu veröffentlichen (ohne Remaster). Dreimal davon offiziell von der Gruppe Grobschnitt als Schallplatte/CD, einmal auf Video, der Rest geht auf das Konto des ehemaligen Schlagwerkers Joachim Ehrig (Eroc), der in seinem Studio alte Grobschnittaufnahmen restauriert und die besten Mitschnitte wiederveröffentlicht - zur Freude der Fans der Band. Durch die Entwicklung änderte sich auch der Name von Solar Music in Powerplay (ab 1979) und schließlich in Sonnentanz, wobei das Lied immer mit beiden Namen angesagt wurde.
Solar Music galt als Höhepunkt eines jeden Konzertes und bestand aus Musik und Show. Visuelle Hauptakteure waren künstlicher Nebel, der zuweilen den gesamten Saal einnebelte, rätselhafte Figuren, die auftauchten, etwa Monster, die Feuerrituale veranstalteten, Monster, die mit Laserschwertern kämpften, und Feuerwerk das auch mal mit einem Winkelschleifer entstehen konnte. Musikalisch steht - zumindest in den alten Versionen - keiner der Musiker dem anderen nach. Jeder hatte genügend Freiraum um sich und sein Instrument in Szene zu setzen
Gerne wurde das Lied benutzt, um die Polizei zu ärgern. Wenn sich Anwohner über die Lautstärke beschwerten - ein Konzert von Grobschnitt dauerte selten unter vier Stunden - wurde mit der Polizei ausgemacht nur noch ein Lied zu spielen. Solar Music konnte dann auch mal länger als eine Stunde dauern.
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[Bearbeiten] Veröffentlichungen in der aktiven Zeit von Grobschnitt
Auf den insgesamt 14 Alben, die Grobschnitt in der Zeit ihres Bestehens veröffentlichte ist Solar Music dreimal zu finden. Zusätzlich gab es ein Video, dass die Band auf ihrem letzten Konzert zeigt. So können insgesamt 4 Veröffentlichungen genannt werden.
[Bearbeiten] Studioversion
1974 kam die Doppel-LP Ballermann heraus. Hier erstreckt sich Solar Music über zwei Schallplattenseiten. Die Länge dieser Studioversion beträgt ca. 33 Minuten.
Nach hartem gitarrenlastigem Anfang mit kurzem verzerrten, sehr intensiven Gesangspart wird das Lied über 20 Minuten sehr sphärisch, meditativ, fast hypnotisch. Die Band verweilt über weite Teile auf der gleichen Harmonie und nacheinander kommen alle Musiker mit Soli zum Zug - mal harte Gitarreklänge, mal getrommelte Melodien auf zahlreichen unterschiedlich gestimmten Tom Toms, mal sphärische Keyboardklangteppiche oder eine Stimme, die fragt "Do You Hear Solar Music?" und diverse Geräusche. Im Gesamtwerk wird diese Version als gelungen angesehen, wenn auch als "sehr kurz", bedenkt man Längen anderer Versionen von einer Stunde und länger.
Besetzung:
- Eroc (Joachim Ehrig): Schlagzeug, Perkussion, elektronische Effekte
- Lupo (Gerd-Otto Kühn): Sologitarre
- Mist (Volker Kahrs): Keyboards
- Baer (Bernhard Uhlemann): Baß
- Wildschwein (Stefan Danielak): Gesang, Gitarre
[Bearbeiten] Liveversion
1978 wurde mit der LP Solar Music das Stück ein zweites Mal - diesmal live - herausgebracht. Es ist das einzige Stück auf der LP, ist aber wahrscheinlich aus GEMA-rechtlichen Gründen in mehrere Titel (wie Mühlheim Spezial - die Aufnahme wurde in Mühlheim gemacht) unterteilt. Auch hier muss man die LP umdrehen, um das komplette Lied zu hören. Auf der remasterten CD kommt Solar Music auf 54, mit Zugabe auf 66 Minuten.
Der Anfang des Stückes ist ähnlich wie der der Studioversion, außer das der Gesangspart wesentlich länger ausfällt. Danach ergießen sich ausschweifende meditative Klangteppiche, solistisch ausgefeilte Improvisationen wie ellenlange Gitarrensolos und auch Klamauk über den Hörer, wie eine Stimme, die zu untergelegter Marschmusik erklärt: "Wir möchten es nicht versäumen, Sie darauf hinzuweisen, dass der künstliche Nebel, den Sie bereits seit mehreren Minuten einatmen, eine äußerst giftige Substanz darstellt, die bereits nach wenigen Augenblicken zur Bewusstlosigkeit und zum Tode führen kann. Wir danken Ihnen für das Vertrauen, das Sie uns entgegengebracht haben ...".
In der Besetzung gab es gegenüber der Version von 1974 lediglich eine Abweichung. Den Bass spielte diesmal Wolfgang Jäger genannt Pepe, Popo oder Hunter.
Besetzung:
- Eroc (Joachim Ehrig): Schlagzeug, Perkussion, elektronische Effekte
- Lupo (Gerd-Otto Kühn): Sologitarre
- Mist (Volker Kahrs): Keyboards
- Pepe / Popo / Hunter (Wolfgang Jäger): Baß
- Wildschwein (Stefan Danielak): Gesang, Gitarre
[Bearbeiten] Sonnentanz
1985 wurde Solar Music als Sonnentanz ein drittes Mal veröffentlicht. Auch hier ist es das einzige Stück auf der LP, wieder unterteilt in mehrere Titel, die ohne Unterbrechung ineinander übergehen.
Die Besetzung wie auch der Musikstil von Grobschnitt hatten sich in der Zwischenzeit stark gewandelt und Solar Music hatte sich nach 13 Jahren so weit entwickelt, dass das Stück fast nicht mehr mit der Studioversion von 1974 zu vergleichen ist. Das Anfangsteil fällt komplett anders aus, danach folgen lange Solos von Lupo und Wildschwein. Die restlichen Musiker wirken - im Gegensatz zu alten Versionen, wo es melodiöse Schlagzeugsolos gab und auch Bass und besonders das Keyboard wichtige Parts übernahmen - nur als Beiwerk. Von einigen Hörern wird der Gesang bemängelt, der gelegentlich mit mutmaßlich bedeutungsfreien Texten eingeflochten wird (Öffne eine Hand unter der Zeit - Halt die Sonne, wenn sie fällt - Energien ohne Anfang - Explosionen einer Welt - Mit dem Rücken an der Wand - alle Wölfe sind gezählt - sieben Blinde sind vergessen - Explosion in meiner Welt ...). Die Version kommt auf ca. 34 Minuten.
Besetzung:
- Lupo (Gerd-Otto Kühn): Sologitarre, akustische Gitarre
- Milla Kapolke: Baß, akustische Gitarre
- Toni Moff Mollo (Rainer Loskand): Gesang, Licht
- Wildschwein (Stefan Danielak): Gesang, Gitarre, Saxophon
- Peter Jureit: Schlagzeug, Naturflöte
- Thomas "Tarzan" Waßkönig: Keyboards
[Bearbeiten] Last Party - Sonnentanz II
1990 wurde Solar Music ein viertes Mal auf Video veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um eine ähnliche Version wie Sonnentanz, die aber durch mehr Solos auf 52:30 Minuten gestreckt ist. Das Video war nur kurze Zeit erhältlich. Es war das Last-Party-Video von Grobschnitt, dass den letzten Auftritt der Band am 4. Dezember 1989 zeigt.
Besetzung:
- Lupo (Gerd-Otto Kühn) Sologitarre, akustische Gitarre
- Toni Moff Mollo (Rainer Loskand) Gesang
- Wildschwein (Stefan Danielak) Gesang, Gitarre, Saxophon
- Admiral Top Sahne (Rolf Möller) Schlagzeug
- Sugar Zuckermann (Dirk Lindemann) Keyboards
- Harry Stulle Portier (Harald Eller) Baß
[Bearbeiten] German Television Proudly Presents
Im Rahmen eines Deutschrockfestivals trat Grobschnitt 1978 auch im Rockpalast auf und spielte drei Lieder, darunter auch eine 54:30 Minuten-Version von Solar Music, die ähnlich der Version der Schallplattenaufnahme des selben Jahres war. Leider hatte die Gruppe unter technischen Problemen zu leiden, so ist durch die komplette Aufnahme ein sehr lauter Brummton zu hören.
[Bearbeiten] The Story of ...
Als Joachim H. Ehrig Eroc, Bandmitbegründer und ehemaliger Schlagzeuger von Grobschnitt, 1994 eine Doppel-CD mit dem Namen The Story of Grobschnitt veröffentlichte, wurde Solar Music ein fünftes Mal veröffentlicht. Der Erfolg der Story zog 11 weitere Story-CDs nach sich, von denen fünf Doppel-CDs jeweils mindestens zwei Versionen von Solar Music enthielten, so das die Zahl der Veröffentlichungen bei 20 (incl. Remaster-Versionen der Studio- und der offiziellen Live-Version von 1978) liegt. Zusätzlich gibt es noch die Rockpalastaufnahme.
Wie kommt man nun dazu, ein und das selbe Lied immer und immer wieder neu zu veröffentlichen? Wie kommen Kunden dazu sich eine Doppel-CD zu kaufen, auf der das selbe Stück 3 Mal zu finden ist? Bei allen Versionen gibt es feste Wegpunkte, die angefahren werden. D. h., es existieren Stellen im Lied, die feste Grundstrukturen aufweisen. Das Stück hat einen festen Anfang und ein Ende. Dazwischen treffen sich die Musiker an weiteren Eckpunkten. Um an diese Punkte zu gelangen hatten die Musiker (besonders in den alten Versionen) alle Freiheiten der Welt. Hatte man Lust auf lange Improvisationen wurde das Stück länger, hatte man keine Lust auf lange Improvisationen war das Stück kürzer. Die Grundstrukturen wurden aber kontinuierlich weiterentwickelt. Der Weg zu den einzelnen Eckpunkten blieb immer frei. Dadurch klingt Solar Music in jeder Version anders. Manchmal fallen diese Unterschiede sehr klein, manchmal gravierend aus.
[Bearbeiten] Chronologische Reihenfolge der Veröffentlichungen mit Aufnahmeort und Länge
Urversion Solar Music
- 1973 - Osterholz - ???
- 1974 - Studio - ca. 33:00
- 1975 - Hagen - ???
- 1975 - Gevelsberg - ???
- ca. 1975/76 - Mysteria - Hier ist über Aufnahmezeit und Ort nichts bekannt - ???
- 1977 - Lünen - ???
- 1977 - Berlin - ???
- 1978 - Berlin - ???
- 1978 - Mühlheim - 54:00
- 1978 - Warburg - ???
Powerplay
- 1979 - Köln - 35:10
- 1979 - Münster - ???
- 1979 - Köln - ???
- 1981 - ??? - ???
- 1981 - Meschede - ???
- 1981 - Essen - ???
Sonnentanz
- 1983 - Dortmund - ???
- 1985 - Saarbrücken - ca. 34:00
- 1989 - Hagen (Video) - 52:30
- ??? - Winterhude - ???
[Bearbeiten] Diskographie
Auf diesen LPs/CDs/Videos ist mindestens eine Version von Solar Music zu finden. Interpret ist immer Grobschnitt.
- 1974 Ballermann
- 1978 Solar Music Live
- 1985 Sonnentanz - Live
- 1989 Last Party - Tourvideo
- 1994 Die Grobschnitt Story 1 (live ??? 1981)
- 1998 Die Grobschnitt Story 2 (Private Solar Excursion = Improvisation von Solar Music)
- 2001 Die Grobschnitt Story 3 "The History of Solar Music" Vol. 1 (Warburg 1978, Münster 1979 & Studio remastert 1974)
- 2002 Die Grobschnitt Story 3 "The History of Solar Music" Vol. 2 (Mysteria ca. 1976 o. 1977, Köln 1979 & Osterholz 1973)
- 2002 Die Grobschnitt Story 3 "The History of Solar Music" Vol. 3 (Meschede 1981 & Hagen 1975, sowie ein Ausschnitt der Urversion von 1969 der Vorgängerband Crew)
- 2003 Die Grobschnitt Story 3 "The History of Solar Music" Vol. 4 (Berlin 1978 & Lünen 1977)
- 2003 Die Grobschnitt Story 4 "Illegal Tour 1981 Complete" (Essen 1981)
- 2004 Die Grobschnitt Story 3 "The History of Solar Music" Vol. 5 (Gevelsberg 1975 & Dortmund 1983)
- 2004 Die Grobschnitt Story 5 (Winterhude ???)
- 2006 The International Story (Berlin 1977)