Sonaten und Partiten für Violine solo (Bach)
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Die Sonaten und Partiten für Violine solo (BWV 1001–1006) oder auch „Sei Solo. a Violino senza Basso accompagnato.“, wie sie vom Komponisten selbst tituliert worden sind, sind sechs Werke des berühmten deutschen Komponisten Johann Sebastian Bach. Die Zusammenstellung umfasst drei Sonaten à vier Sätzen und drei Partiten. Bach verwendet in seiner Reinschrift die Gattungsbezeichnungen „Sonata“ und „Partia“.
Diese Reinschrift verfasste er 1720, während seiner Zeit als Kapellmeister in Köthen, wo er mehr Kammermusik, also säkulare Musik, als Kirchenmusik verfasste; so entstanden auch die Brandenburgischen Konzerte, das Konzert für 2 Violinen d-Moll und die Suiten für Violoncello solo zu dieser Zeit. Ähnlich wie bei den Cellosuiten wird durch spielerisch anspruchsvolle Technik auf einem einzelnen Streichinstrument Polyphonie dargestellt und ein mehrstimmiger harmonischer Satz suggeriert.
Jede Sonate besteht aus vier Sätzen, deren Tempi sich abwechseln (langsam, schnell, langsam, schnell), wobei der zweite Satz eine Fuge ist.
Die Partiten sind Sammlungen von Tänzen. Nicht in allen findet man die typische barocke Zusammenstellung der Standardtänze Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Die erste Partita enthält ein „Tempo di Borea“, die zweite Partita eine Chaconne, das wohl bekannteste (und schwierigste) Stück aus diesem Zyklus, das gleichwohl als die bekannteste Chaconne überhaupt gilt. Die dritte Partita ist mit den französischen Modetänzen „Loure“, „Gavotte“, „Menuet“ und „Bourrée“ am freiesten gestaltet.
Wer der Musiker war, der die Sonaten und Partiten für Violine solo das erste Mal aufführte, ist unbekannt. Es gab Vermutungen, es seien die Violinvirtuosen Johann Georg Pisendel und Jean-Baptiste Volumier gewesen, auch Joseph Spieß, der Konzertmeister des Orchesters in Köthen wird angenommen, oder der mehr als passable Geigenspieler Johann Sebastian Bach selbst.
Bachs Schüler Johann Friedrich Agricola berichtete 1775 über die Sonaten und Partiten: „Ihr Verfaßer spielte sie selbst oft auf dem Clavichorde, und fügte von Harmonie so viel dazu bey, als er für nöthig befand.“
Bekannt wurden diese Werke vornehmlich durch Ferdinand David, der sie in öffentlichen Konzerten, gelegentlich mit von Felix Mendelssohn Bartholdy hinzu improvisierter Klavierbegleitung, darbot. Davon angeregt komponierte Robert Schumann ähnliche Klavierbegleitungen. Johannes Brahms erstellte eine Klavierfassung der d-Moll-Chaconne für die linke Hand.
Im Druck veröffentlicht wurden die Sonaten und Partiten erstmals 1843 von Ferdinand David. Teile davon wurden zum ersten Mal 1903 von Joseph Joachim auf Tonträger aufgenommen, das komplette Set wurde erstmals Mitte der 30er Jahre vom jungen Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin aufgenommen.
[Bearbeiten] Die Sonaten und Partiten für Violine solo
- Sonate No.1 in g-moll, BWV 1001
- Adagio
- Fuga (Allegro)
- Siciliana
- Presto
- Partita No.1 in h-Moll, BWV 1002
- Allemande
- Double
- Courante
- Double
- Sarabande
- Double
- Tempo di Borea
- Double
- Sonate No.2 in a-Moll, BWV 1003
- Grave
- Fuga
- Andante
- Allegro
- Partita No.2 in d-Moll, BWV 1004
- Allemanda
- Corrente
- Sarabanda
- Giga
- Ciaccona
- Sonate No.3 in C-Dur, BWV 1005
- Adagio
- Fuga
- Largo
- Allegro assai
- Partita No.3 in E-Dur, BWV 1006
- Preludio
- Loure
- Gavotte en Rondeaux
- Menuet I
- Menuet II
- Bourrée
- Gigue