Sozialer Brennpunkt
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Als sozialer Brennpunkt wird ein meist räumlich abgegrenztes (Wohn)Gebiet bezeichnet, in dem sich Menschen mit wirtschaftlichen und/oder sozialen Defiziten konzentrieren. Solche Defizite sind zum Beispiel Einkommensarmut, fehlende oder unterdurchschnittliche Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt (z. B. aufgrund von Sprach- oder Bildungsdefiziten) oder Netzwerkarmut, das heißt mangelhafte Kontaktmöglichkeiten zu anderen Menschen. Im öffentlichen Bewusstsein ist der Begriff sozialer Brennpunkt oft mit Vorstellungen von höherer Kriminalität oder Verwahrlosung verknüpft.
Soziale Brennpunkte entstehen, wenn Wohngebiete von einkommensstärkeren und integrierten Menschen aufgrund qualitativer Mängel (schlechte Wohnungen, zu hohe Preise, Anonymität, Verkehrslärm) verlassen werden und solche Haushalte zurückbleiben, die über wenig Wahlmöglichkeiten bei der Wohnortwahl verfügen. In der Folge wandelt sich meist das Image, was zur weiteren Ablehnung bei sogenannten stabilen Haushalten führt. Dieser Vorgang ist Teil einer vor allem in Städten stattfindenden Entmischung der Bevölkerung, die als Segregation bezeichnet wird.
Soziale Brennpunkte sind vor allem ein Phänomen in Ländern mit hohen Einkommens- und Bildungsunterschieden. Die Segregation kann dort soweit gehen, dass von Ghettobildung und Ghettos oder Slums gesprochen wird. Aufgrund der zunehmend heterogenen Bevölkerung in Hinblick auf Bildung, Sprachkompetenz und Beteiligung am Arbeitsmarkt in Kombination mit einer allgemein zunehmenden Arbeitslosigkeit, veränderter Zuwanderung und schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden soziale Brennpunkte auch in Westeuropa zunehmend zu einem Problem, auch in Deutschland gibt es in fast jeder größeren Stadt Gebiete, die als Soziale Brennpunkte bezeichnet werden. Typischerweise bilden sie sich in den Großsiedlungen der Städte (häufig große Gebäude, oft Plattenbau aus den 70er Jahren) oder qualitativ schlechten Altbaugebieten aus.
Die meisten westeuropäischen Länder versuchen mittlerweile, durch spezielle Politikansätze die Folgen der Segregation zu minimieren, soziale Brennpunkte zu entschärfen und die Folgen für die dort lebenden Menschen einzudämmen. In Deutschland ist das Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Die soziale Stadt" auf die Verbesserung der Lebensqualität und die Erhöhung der Chancengleichheit ausgerichtet. Das Programm ist eine Fortentwicklung der Sanierungspraxis im Rahmen der Städtebauförderung.
Schlüsselinstrument zur Entwicklung sozialer Brennpunkte ist in der Regel die Bildungspolitik, konkret die Verbesserung der Situation an Schulen, in denen sich meist Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Haushalten und mit Sprachdefiziten konzentrieren. Daneben spielt die sogenannte Bewohneraktivierung (Empowerment) eine wichtige Rolle sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität im allgemeinen (Infrastruktur, Umwelt, Wohnsituation, Kultur).
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Jürgen Hohm: Urbane soziale Brennpunkte, Exklusion und soziale Hilfe, Opladen 2003
- Rauf Ceylan: Ethnische Kolonien. Entstehung, Funktion und Wandel am Beispiel türkischer Moscheen und Cafés, Wiesbaden 2006
- Marita Vollborn, Vlad Georgescu: Brennpunkt Deutschland. Warum unser Land vor einer Zeit der Revolten steht, Lübbe 2007