Stadt der Blinden
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Stadt der Blinden (Ensaio sobre a Cegueira) ist ein Roman von José Saramago.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhalt
Ein Mann steht an einer roten Ampel und wartet auf Grün, doch plötzlich ist er blind. Er sieht nur noch ein weißes, intensives Licht, das alles überblendet. Ein freundlicher Helfer bringt ihn nach Hause und stiehlt ihm danach seinen Wagen. Der blinde Mann fährt schließlich mit seiner Frau zu einem Augenarzt, doch dieser steht vor einem Rätsel und kann die Blindheit nicht erklären. Noch am gleichen Abend erblindet auch der Augenarzt. Er alarmiert die Behörden über den Ausbruch der rätselhaften Seuche, welche sofort damit beginnen, ein „Internierungslager“ für die Erblindeten in einer ehemaligen Irrenanstalt einzurichten. Erster Insasse wird der Arzt mit seiner Frau - die als einzige nicht erblindet ist - sein. Das Lager füllt sich nach und nach mit den ebenfalls erblindeten Patienten aus seiner Praxis, dem ersten Blinden und dem Mann, der dessen Auto gestohlen hat. Vorerst sind sie nur zwanzig internierte Personen, doch die Blindheit greift wie eine Seuche um sich, immer mehr Menschen erliegen ihr, schnell füllt sich das Lager über seine Kapazitätsgrenzen hinaus an. In einer eindringlichen Art und Weise schildert der Autor die Zustände im Lager, wie die Insassen - sich weitgehend selbst überlassen - oft tagelang auf ihre Verpflegung warten, wie sie um Betten kämpfen, in ihren Fäkalien leben müssen, einzelne Insassengruppen die anderen drangsalieren und misshandeln und diese zusätzlich dem Terror der sie bewachenden Soldaten ausgesetzt sind, welche die Blinden aus Angst, selbst zu erblinden, teilweise rücksichtslos erschießen.
[Bearbeiten] Bewertung
Als Leser hat man das Gefühl, hier an den Niederungen des Menschlichen angelangt zu sein. Doch gelingt es Saramago eine Kellertür aufzuschlagen, die noch weiter in die Abgründe der menschlichen Existenz herabführt.
Die namenlosen Helden des Buches sind der Arzt, dessen Frau und seine ehemaligen Patienten, über deren Vorgeschichte sich der Autor ausschweigt und die nur durch ihr Handeln menschliche Größe erlangen. Der Verfasser wirft ein höchst intensives Licht auf die ewige moralische Frage nach dem Guten und Bösen, nach dem richtigen und falschen Handeln. Muss unmoralisch, mit „bösen“ Mitteln, gehandelt werden, um das Gute, das letzte bisschen Menschliche zu retten, zu verteidigen?
Zweifellos ist es dem 1998er Nobelpreisträger Saramago gelungen, Camus’ Jahrhundertwerk 'Die Pest' ein ebenbürtiges Werk zur Seite zu stellen. Die völlig unsentimental erzählte Parabel ist spannend wie ein Thriller und fordert zum Nachdenken auf - nicht nur über die großen Ereignisse des letzten Jahrhunderts.
[Bearbeiten] Literatur
- José Saramago: Die Stadt der Blinden. 11. Auflage, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003 (Rororo 22467), ISBN 3-499-22467-4
[Bearbeiten] Siehe auch
- Die Stadt der Sehenden