Stammeln
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Stammeln ist die frühere und heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für eine fehlerhafte Aussprache, also eine Sprechstörung.
Der bekannteste Aussprachefehler ist das Lispeln (Sigmatismus), bei dem die s-Laute nicht korrekt gebildet werden. Der von Ärzten und Logopäden verwendete Fachbegriff für Stammeln lautet Dyslalie. Logopäden und Logopädinnen verwenden heute den Sammelbegriff phonetisch-phonologische Störungen, der den Begriff Dyslalie ablöst.
Eine phonetische Störung (oder Artikulationsstörung) ist eine Fehlbildung eines Lautes. Hier ist das motorische Muster für den betroffenen Laut nicht korrekt. Eine phonologische Störung hingegen ist tiefgreifender und bezeichnet die Auslassung oder Ersetzung bestimmter Laute oder Lautgruppen (etwa Ersetzung des Lautes sch durch s ("Tis", "Mussel"). Hierdurch wird die Verständlichkeit beeinträchtigt, und das Risiko einer Folgestörung wie Schriftspracherwerbsstörungen ist bei Nichtbehandlung vergrößert.
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[Bearbeiten] Therapiemethoden
Adäquate Therapiemethoden sind die Artikulationstherapie (wie nach Charles van Riper) bei Artikulationsstörungen, in der das korrekte Artikulationsmuster angebahnt und stabilisiert wird, bis der Transfer in die Alltagssprache vollzogen ist. Bei den phonologischen Störungen ist die Artikulationstherapie nach dem heutigen Wissensstand nicht mehr effektiv und effizient, sondern im Gegenteil sogar kontraindiziert, da sich die Störung verstärken kann und häufig durch Frusterlebnisse und fehlenden Fortschritt psychische Folgen bei den Patienten hervorgerufen werden. Vielmehr sollte eine phonologische Therapie (Minimalpaartherapie, besser noch die Phonologische Therapie wie sie Anette Fox aus dem Englischen ins Deutsche übertragen hat) stattfinden. Kinder, die eine phonologische Störung hatten und nicht adäquat behandelt wurden, sind zudem einem noch höheren Risiko einer Schriftspracherwerbstörung ausgesetzt.
[Bearbeiten] Stammelfehler
Neben dem Sigmatismus gibt es noch mehrere andere Stammelfehler, deren Namen sich aus dem griechischen/hebräischen Buchstaben des nicht korrekt gesprochenen Lautes und der Nachsilbe -zismus oder -tismus ergeben:
Stammelfehler | |||
---|---|---|---|
Buchstabe | Name | Artikulationsstörung | |
Β | βῆτα | Betazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes b |
Γ | γάμμα | Gammazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes g |
Δ | δέλτα | Deltazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes d |
Κ | κάππα | Kappazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes k |
Λ | λάμβδα | Lambdazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes l |
Χ | χῖ | Chitismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes ch |
Ρ | ῥῶ | Rhotazismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes r |
Σ | σίγμα | Sigmatismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes s |
ש | שין | Schetismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes sch |
Τ | ταῦ | Tauzismus | fehlerhafte Aussprache des Lautes t |
Wird der Laut durch einen vollständig anderen ersetzt, dann erhält der Fehler noch die Vorsilbe Para-, beispielsweise bei Ersetzung des s-Lauts durch einen t-Laut nennt man diese Störung Parasigmatismus.
[Bearbeiten] Literatur
- Ulrike Franke, Barbara Lleras, Susanne Lutz: Artikulationstherapie bei Vorschulkindern. Diagnostik und Didaktik. München: Reinhardt, 2001. ISBN-13 978-3497014026
- Josefine Kramer: Der Sigmatismus. Universitätsverlag Freiburg, 1967. ISBN 978-3727804557
- Josefine Kramer: Wenn Kinder stammeln. Walter, 1945. ASIN B0000BKG05
[Bearbeiten] Weblinks
- www.pabw.at
- www.onmeda.de (Stottern, Poltern und Stammeln)
- www.3sat.de (Stammeln und Stolpern)