Textsorte
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
In der Sprachwissenschaft, bzw. Textlinguistik ist der Begriff Textsorte nicht einheitlich definiert, grundsätzlich kann die Textsorte jedoch als eine Gruppe(siehe Gattung) von Texten (schriftliche, wie auch mündliche) angesehen werden, die sich durch bestimmte Bündel von Merkmalen auszeichnen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Textsorten
In der Regel unterscheidet man folgende Textsorten:
- Belehrende (kognitive) Texte
Hier handelt sich u. a. um wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Texte, Erläuterungen, Gegenüberstellung (= Erörterung), Stellungnahme (=dialektischer Besinnungsaufsatz), Begriffsbestimmungen und - erläuterungen, Protokolle.
- Regelnde (normative) Texte
Zu dieser Textsorte zählen u.a. Gesetzestexte, Garantieerklärungen, Technische Erläuterungen, Wörterbücher.
- Mitteilende (informative) Texte
Hierzu zählen u. a. Meldung, Nachricht, Kommentar (Mischform, die berichtet und eine Meinung äußert), Beschreibung, Bericht, Protokoll, Charakteristik, Erörterung (Mischform, die argumentiert und kommentiert).
- Auffordernde (appellative) Texte
Dazu zählen u. a. Werbetexte, politische Propaganda, Aufrufe, Annoncen, Einladungen.
- Unterhaltende (trivial-narrative) Texte
Es handelt sich sowohl um anspruchsvolle Romane, z.B. biographischen Inhalts, als auch um Trivialliteratur wie Frauen-, Heimat-, Arzt und Kriminalromane, utopische Romane, Reisebeschreibungen, Erlebniserzählungen.
- Poetisch-deutende (ästhetisch-kreative) Texte
Dazu zählen Erzählende Texte (Epik), Szenische Texte (Dramatik), Gedichttexte (Lyrik). [1]
[Bearbeiten] Textsortenforschung
Die Textsortenforschung verfolgt das Ziel, Texte anhand ihrer jeweils charakteristischen Merkmale einer Textsorte zuzuordnen und diese zu beschreiben. Dabei werden sowohl innere als auch äußere Faktoren der Texte analysiert: die Klassifizierung erfolgt nach Form und Gebrauch eines Textes. Dabei können Unterschiede zwischen schriftlichen und mündlichen, Literatur- und Gebrauchstexten, wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Texten u. a. erschlossen werden. Die Forschung stellt sich dabei auch der Problematik, ob Textsorten einer generellen Typologie von Texten unterliegen oder ob sie diese im Einzelfall erst schaffen.
[Bearbeiten] Kriterien zur Textsortenbestimmung
Einen Text anhand gewisser Merkmale einer bestimmten Textsorte zuzuordnen fällt uns im Alltag leicht, in der Linguistik ist jedoch die theoretische Begründung solcher Kriterien zur Textsortenbestimmung schwierig. Allgemein kann aber zwischen textinternen und textexternen Kriterien unterschieden werden :
Die textinternen Kriterien sind an die Text-Oberfläche und an die Text-Tiefenstruktur gebunden. An die Text-Oberfläche gebundene Kriterien sind beispielsweise lautlich-paraverbaler (bzw. graphischer) Natur (im schriftsprachlichen Bereich wird z. B. zwischen Handschrift, Maschinenschrift und Druck unterschieden), der Wortschatz und das Satzbaumuster (so ist es unwahrscheinlich in Liebesbriefen geballte Nominalkonstruktionen und gehäufte Partizipialgefüge vorzufinden). An die Text-Tiefenstruktur gebundene Kriterien sind unter anderem das Thema (deutlich sichtbar an der Benennung von Textsorten z. Bsp. Kochrezept), die Themenbindung und der Themenverlauf (z. B. wird bei einem Vortrag meist ein einziges Thema durchgehalten, beim Privatbrief variiert es oft).
Die textexternen Kriterien sind an den Kommunikationszusammenhang gebunden. Dazu gehören hauptsächlich die Textfunktion (z. B. Urteil vs. Gesuch), das Trägermedium (z. B. Brief vs. Telefonanruf) und die Kommunikationssituation, in die ein Text eingebettet ist (bestimmt durch Faktoren wie Zeit, Ort, Umstände und soziales Umfeld).
[Bearbeiten] Forschungsinteresse
Eine Zuordnung von Texten zu Textsorten vermittelt in der Sprach- und Literaturgeschichte Erkenntnisse über die Entstehung von Texten, ihre historischen Formen und ihre Entwicklung unter sich verändernden sprachlichen, sozialen u. a. Einflüssen. Ein weiteres Interesse der Textsortenforschung in Hinblick auf die Wissenssoziologie ist die Verknüpfung von Textsorten mit Medien und Kommunikationsmitteln sowie deren Verwendung und Verbreitung.
[Bearbeiten] Literatur
- Kirsten Adamzik: Textsorten. Reflexionen und Analysen. Stauffenburg, Tübingen 2000
- Gerd Antos: Texte als Konstitutionsformen von Wissen. In: Gerd Antos/Heike Tietz (Hrsg.): Die Zukunft der Textlinguistik. Traditionen, Transformationen, Trends Niemeyer, Tübingen 1997, S. 43–63
- Klaus Brinker: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 5. durchges. und erweiterte Auflage 2001.
- Wilhelm Franke: Texttypen – Textsorten – Textexemplare. Ein Ansatz zu ihrer Klassifizierung und Beschreibung. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. de Gruyter, Berlin 1987, S. 263–281
- Matthias Dimter: Textklassenkonzepte heutiger Alltagssprache. Kommunikationssituation, Textfunktion und Textinhalt alltagssprachlicher Textklassifikation. Niemeyer, Tübingen 1981
- Ernst Ulrich Große: Texttypen. Linguistk gegenwärtiger Kommunikationsakte. Theorie und Deskription. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1974
- Elisabeth Gülich und Wolfgang Raible: Linguistische Textmodelle. Grundlagen und Möglichkeiten. Fink, München 1977
- Peter Hartmann: Text, Texte, Klassen von Texten In: Walter A. Koch (Hrsg.): Strukturelle Textanalyse – Analyse Du Récit – Discourse Analysis. Georg Olms, Hildesheim 1972, S. 1–22
- Peter Kern: Bemerkungen zum Problem der Textklassifikation. In: Ulrich Engel/Gerhard Stickel (Hrsg.): Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache. Band 3, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1968. Narr, Tübingen 1976, S. 3–24
- Friedemann Lux: Text, Situation, Textsorte. Probleme der Textsortenanalyse, dargestellt am Beispiel der britischen Registerlinguistik. Narr, Tübingen 1981
- Eckard Rolf: Die Funktionen der Gebrauchstextsorten. de Gruyter, Berlin 1993
- Barbara Sandig: Textsorten aus dem Bereich der Europäischen Gemeinschaft als Gegenstand von maschineller Textanalyse und übersetzung. In: Annely Rothkegel/Barbara Sandig (Hrsg.): Text – Textsorten – Semantik. Linguistische Modelle und maschinelle Verfahren Buske, Hamburg 1984, S. 197–210
- Horst Sitta: Kritische Überlegungen zur Textsortenlehre. In: Klaus Brinker und Horst Sitta (Hrsg.): Studien zur Texttheorie und zur deutschen Grammatik. Festgabe für Hans Glinz zum 60. Geburtstag Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1973, S. 63–72
- Angelika Linke, Markus Nussbaumer und Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. erweiterte Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Alfons Brendel; I. Brack-v. Wins; Victoria Schmitz: Textanalysen II. Untersuchung von Texten. 10. bis 13. Jahrgangsstufe, Sekundarstufe II, Kollegstufe. 2. Auflage. München: Manz-Verlag, 1977, 362 S., ISBN 3-7863-0248-0; 10. Auflage, 1982, 367 S. – Hier: S. 23 ff.